Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes
Metropolitan Museum zu besuchen, einen der Lieblingsorte seiner Jugend. Er war sich ziemlich sicher, dass er Laurie Montgomery erst wieder am späten Nachmittag zu Gesicht bekommen würde. Da er ihre Privatadresse noch nicht kannte, musste er sich dazu erneut vors OCME begeben.
Kapitel 19
4. April 2007, 7.20 Uhr
»Na, das wird aber auch langsam Zeit, Leute«, sagte Detective Lieutenant Lou Soldano. Er legte seine Zeitung beiseite und warf einen theatralischen Blick auf seine Armbanduhr. »Ihr spuckt immer so große Töne, von wegen, wie früh ihr zur Arbeit kommt. Aber das kann man wohl kaum früh nennen.«
»Was ist denn los?«, wollte Jack wissen. »Ist jetzt schon heute oder etwa noch gestern? Erst kriegen wir dich monatelang gar nicht zu sehen, und dann tauchst du an zwei Tagen hintereinander hier auf. Was gibt’s denn?«
»Meine äußere Erscheinung lässt vermutlich darauf schließen, dass ich schon wieder die ganze Nacht unterwegs war.«
»Wieso lässt du eigentlich deinen Kollegen nicht auch ab und zu ein bisschen Arbeit übrig?«
Lou überlegte. Diese Frage hatte er sich noch nie gestellt. »Ich schätze mal, weil ich sonst nichts zu tun habe. Aber das klingt vermutlich ziemlich mitleiderregend.«
»Das hast du gesagt, nicht ich«, erwiderte Jack, ließ sich in einen der braunen Vinylsessel sinken und legte sein verletztes Bein hoch.
»Normalerweise sind wir früher dran«, sagte Laurie jetzt, »aber Jack wird doch morgen operiert, und dazu waren noch ein paar Untersuchungen nötig, deshalb sind wir in der Klinik vorbeigefahren.«
Lou blickte von Laurie zu Jack. »Du willst diese Operation also immer noch durchziehen?«
»Das Thema lassen wir besser«, meinte Jack. »Wenden wir uns lieber der Frage zu, wieso du die ganze Nacht auf den Beinen warst.«
»Es war eine Art Déjà vu«, meinte Lou.
Laurie rief Jack zu, ob er einen Kaffee wollte, und dieser zeigte ihr wie üblich die nach oben gereckten Daumen. Dann signalisierte er Lou, dass er weitererzählen solle.
»Ich war noch mal mit den Typen vom Hafen unterwegs. Die haben schon wieder eine Wasserleiche gefunden, ebenfalls erschossen, und zwar auf identische Art und Weise wie die von gestern. Ich hatte sie für diesen Fall um einen Anruf gebeten, aber natürlich hatte ich gehofft, dass sie mich nicht anrufen. Bandenkriege zwischen rivalisierenden Verbrechersyndikaten fangen meistens so an. Erst ein Mord, dann noch einer, und dann bricht eine gottverdammte Lawine los.«
Laurie kam mit Jacks Kaffee in der einen und ihrer eigenen Tasse in der anderen Hand herüber. Sie setzte sich auf Jacks Armlehne und hörte zu.
»Meine einzige Hoffnung ist, dass bei diesem neuen Fall ein paar Dinge anders gelagert sind.«
»Welche denn?«, erkundigte sich Jack.
»Das Opfer ist ein Mädchen«, sagte Jack, fügte jedoch schnell hinzu: »Ich meine, eine Frau.«
Schuldbewusst blickte er zu Laurie empor. Er wusste, dass sie bei feministischen Themen, zum Beispiel, wenn jemand eine Frau als Mädchen bezeichnete, empfindlich reagierte.
»Das ist ziemlich neu«, fuhr er fort. »Bisher haben wir nicht viele Frauen gehabt, die im Gangsterstil ermordet worden sind. Also gibt es vielleicht doch noch eine kleine Hoffnung, dass es keinen Zusammenhang mit dem Fall von gestern gibt.«
»Die Wasserleiche ist aber nicht das einzige Déjà vu«, rief Riva hinter ihrem Schreibtisch hervor. Sie ging gerade alle Fälle durch, die über Nacht hereingekommen waren, um zu entscheiden, welche davon obduziert werden mussten und von wem. »Laurie, du interessierst dich doch für MRSA-Fälle. Hier habe ich wieder einen. Ich nehme an, den willst du haben.«
»Auf jeden Fall«, sagte Laurie, rutschte von Jacks Sessellehne und eilte zu Riva hinüber. »Aus einer Angels-Healthcare-Klinik?«
»Nein. Aus dem University Hospital.«
Laurie nahm die Akte und ging zu dem Sessel neben Vinnie, der seine Nase wie üblich im Sportteil der Daily News versenkt hatte.
»Verdammt!«, flüsterte Jack Lou zu. »Wahrscheinlich kriegt sie jetzt noch mehr Wasser auf ihre Mühle. Sie liegt mir wegen der Operation morgen doch ständig in den Ohren. Also, bitte, sprich es nicht an.«
»Ich werd’s versuchen, aber was den gesunden Menschenverstand angeht, da ist Laurie dir wirklich meilenweit voraus. Bist du sicher, dass du nicht auf sie hören solltest?«
»Jetzt fang du nicht auch noch damit an.« Jack hob die Hände, als müsste er tatsächlich einen Angriff abwehren. »Lass uns wieder
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