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Montgomery & Stapleton 10 - Testphase

Montgomery & Stapleton 10 - Testphase

Titel: Montgomery & Stapleton 10 - Testphase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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an einem anderen Tisch beschäftigt, und nebenbei gesagt lässt mich Twyla Robinson erst gehen, wenn wir Ihre Fälle erledigt haben.«
    Seine Antwort traf sie unvorbereitet. Wenn die Nummer zwei selbst einen Fall übernahm, bedeutete das in der Regel, dass sich etwas Interessantes tat. Er ließ sich nur selten am Autopsietisch sehen, normalerweise nur, wenn politische Aspekte eine Rolle spielten. Außerdem war sie überrascht, dass Twyla Robinsons Name genannt wurde. Twyla war eine winzige Afroamerikanerin, so rank und schlank wie ein Model mit hohen Wangenknochen und fantastischem pechschwarzen Haar. Als Personalchefin des OCME war sie außerdem eine knallharte Frau, die Laurie immer schon dafür bewundert hatte, ihren Laden mit diesem darin herumlaufenden Mix unterschiedlichster Persönlichkeiten so gut im Griff zu haben.
    »Sollte ich fragen, warum Twyla etwas damit zu tun hat, dass du mir bei der zweiten Untersuchung hilfst?«, fragte Laurie harsch. Das war wirklich alles sehr ungewöhnlich. »Und was meinst du, wenn du sagst, du gehst?«
    »Ich verschwinde, weil es einen Notfall in meiner Familie gibt«, sagte Vinnie, schließlich doch noch mit Gefühl.
    »Das tut mir so leid«, sagte Laurie nach einer Pause. Plötzlich überkam sie ein schlechtes Gewissen, weil sie so selbstsüchtig auf Vinnies befremdliche Stimmung reagiert hatte.
    »Darf ich dich bitten, schnell herunterzukommen? Ich muss wirklich los, und Marvin ist schon für einen anderen Fall eingeteilt, wenn du mit dem fertig bist, den du gerade auf dem Tisch hast.«
    »Ich bin sofort unten«, sagte Laurie. »Warum gehst du nicht einfach? Ich will nur noch einmal die äußerliche Untersuchung wiederholen. Dabei brauche ich keine Hilfe. Später suche ich mir jemanden, der mir dabei hilft, die Leiche auf die Trage zu heben, wenn ich fertig bin. Wirklich, es ist okay – du solltest gehen.«
    »Wirklich?«
    »Wirklich!« Sie war versucht zu fragen, worum es sich bei dem Notfall handelte, unterließ es aber. Vinnie hatte ihr mit nichts zu verstehen gegeben, dass er eine solche Frage hören wollte.
    »Und was ist mit Twyla?«
    »Mach dir keine Sorgen wegen ihr«, sagte Laurie. »Ich werde mit ihr sprechen, falls es notwendig werden sollte. Du gehst und kümmerst dich um deinen Notfall.«
    »Danke, Laurie«, sagte Vinnie schließlich.
    »Gern geschehen, Vinnie«, sagte Laurie. Einen Moment noch hielt sie die Verbindung in der Hoffnung, dass Vinnie sich öffnen würde, aber alles, was sie hörte, war ein Klicken, woraufhin sie auch auflegte.
    Laurie stoppte vor dem Mikroskop, die Beleuchtung war noch an. Sie schüttelte den Kopf. Sie wusste, dass es nur zu menschlich war, die Welt aus einem selbstsüchtigen Blickwinkel zu betrachten, aber sie war von sich selbst enttäuscht, dass sie Vinnie nicht ein wenig lange Leine gegönnt hatte, sondern sein Verhalten sofort persönlich genommen hatte.
    Sie schaltete die Mikroskopbeleuchtung aus, sprang auf, griff sich einen weißen Overall aus der untersten Schublade ihres Aktenschrankes, zog ihn über und hatte ihr Büro im Nu verlassen.
    Während der in die Jahre gekommene Aufzug anscheinend noch langsamer als sonst nach unten fuhr und sie die Stockwerksnummern in absteigender Reihenfolge vor sich aufblinken sah, klopfte sie leise an die Tür, als ob sie die Fahrt dadurch beschleunigen könnte. Hatte sie vorhin gedacht, sie sei aufgeregt, so war sie jetzt einen Quantensprung weiter. Plötzlich lag ihr Fall in außergewöhnlicher Komplexität da, was sie sich als ihr Verdienst anrechnen konnte, da sie auch noch im Angesicht von Jacks Versuchen, ihre Entschlossenheit zu dämpfen, darauf beharrt hatte, weiterzumachen. Natürlich war das keine Kritik an Jack, denn sie wusste, dass ihr Wohlergehen seine einzige Motivation war.
    Im Untergeschoss angekommen, ging Laurie – nein, sie rannte – um die Ecke zur Umkleidekabine, zog die angemessene Kleidung über und drückte die Tür zur Grube auf, in der es hoch herging.
    Sie stoppte kurz, um die Szene zu überblicken. Auf allen Tischen lagen Körper, die von Menschen umringt waren, die an ihnen arbeiteten, bis auf einen, von dem Laurie annahm, dies sei ihr Kenji. Als Nächstes traf ihr Blick auf Calvin Washington, hauptsächlich wegen seiner imposanten Größe und weil vier Personen um seinen Tisch standen anstatt der üblichen zwei. Die einzige andere Person, die Laurie von ihrer Position aus erkennen konnte, war Jack, und zwar ausschließlich aufgrund seiner Art sich zu

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