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Montgomery & Stapleton 10 - Testphase

Montgomery & Stapleton 10 - Testphase

Titel: Montgomery & Stapleton 10 - Testphase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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die alabasterfarbene Hautfärbung an Händen, Füßen und Gesicht, die durch das Treiben im Brackwasser des Flusses verursacht worden war, ließ den Betrachter erschaudern.
    Ben stießen die Fotos ab, und sein allgemein ungutes Gefühl wurde verstärkt dadurch, dass ein Detective ihm genau gegenübersaß. Noch einmal kam ihm seine medizinische Ausbildung und Erfahrung zugute: Er wandte den einfachen Trick an, sich gerade hinzusetzen, und erlangte so seine sichere Haltung wieder. »Ich habe ihn noch nie zuvor gesehen«, sagte er mit einer dünnen, piepsigen Stimme, die ihn selbst überraschte. Er räusperte sich. »Es tut mir leid, ich habe keine Ahnung, wer das sein könnte.«
    »Sind Sie sich ganz sicher?«, fragte Laurie. »Ich weiß, dass die Tätowierungen ziemlich ablenken. Könnten Sie sich nur das Gesicht ansehen und es sich mit einem gesunden Teint vorstellen?«
    »Ich habe ihn noch nie gesehen«, wiederholte Ben, »und ich kann mir Gesichter gut merken.« Ben schob seinen Stuhl zurück und blickte mit einer deutlichen Geste auf seine Uhr. »Bitte entschuldigen Sie, wenn ich Ihnen in diesem Fall nicht weiterhelfen kann, aber wenigstens konnte ich Satoshi Machita identifizieren.« Er erhob sich, und die anderen taten es ihm nach.
    »Sie haben uns sehr geholfen«, sagte Laurie. »Ich möchte Ihnen noch einmal unseren Dank aussprechen.«
    Ben langte über den Tisch, um erst Lauries Hand zu schütteln, dann Jacks, der neben ihr gesessen hatte, und zum Schluss die von Lou. Ben fiel auf, dass Lou seine Hand absichtlich lange festhielt, während er Ben mit seinen dunklen Augen eindringlich ansah. »Es war sehr interessant, Sie kennenzulernen, Dr. Corey«, sagte er und hielt immer noch Bens Hand. Bevor er schließlich losließ, drückte er die Hand noch einmal kurz und abschließend. Ben beunruhigte das, für ihn war das ein Zeichen für die Botschaft, dass sie sich wiedersehen würden.
    Lous Händedruck hatte Bens Unbehagen noch verstärkt, ein Gefühl, das ihn bis zu seinem Auto beschäftigte. Hat der Detective mir tatsächlich etwas sagen wollen?, war die Frage, die Ben sich im Stillen stellte. Er zögerte, bevor er den Wagen anließ. »Mein Gott«, sagte er laut, »ich komm mir vor, als ob ich in einem verdammten Minenfeld herumlaufe.« Damit zog er sein Handy hervor und die Visitenkarte von Detective Tom Janow. Er hoffte bei sich, dass der Detective das Gespräch absagen und auf den nächsten Morgen verschieben würde, da es mittlerweile nach achtzehn Uhr war. Aber seine Hoffnung wurde enttäuscht, vor allem, nachdem der Detective gehört hatte, dass die Identifizierung positiv verlaufen war. Der Leichnam war tatsächlich der verstorbene Satoshi Machita. Um die Lage noch zu verschlimmern, befand sich der Detective noch immer am Tatort, was für Ben bedeutete, dass er zu dem grauenvollsten Gestank zurückkehren musste, den er jemals gerochen hatte. In seiner augenblicklichen angstbeladenen Gemütsverfassung empfand er diese Tatsache als ein schlechtes Omen.

 
    34
    26. März 2010
    Freitag, 17.38 Uhr
    Im Identifizierungszimmer hatten Laurie, Jack und Lou wieder auf ihren Stühlen Platz genommen. Lou war der einzige gewesen, der etwas gesagt hatte. Er hatte eine Kopie von Bens Adresse und Telefonnummer verlangt. Laurie hatte ihm nicht geantwortet, sondern lediglich mit ihrem Mittelfinger auf das Formular geklopft, um zu zeigen, dass die Informationen da drinstanden.
    Ein paar lange Minuten sprach keiner von ihnen. Sie sahen einander wie betäubt an. Sie hörten, wie von draußen ein plötzlich einsetzendes Stimmengewirr zu ihnen hineindrang. Keiner bewegte sich, trotz des offensichtlichen Aufruhrs. Laurie war die Erste, die das Schweigen im Raum brach. »Also, was denkt ihr, Jungs?«
    »Ein komischer Kauz«, gab Jack seine Meinung kund. »Ein sehr unbehaglicher, komischer Kauz. Einerseits wirkt er beinahe schon zu selbstsicher, andererseits war er so angespannt wie eine Saite, die kurz vorm Reißen steht. Zwischendurch hat er tatsächlich einmal gezittert.«
    »Könnte das daran liegen, dass er Satoshi Machita identifizieren musste? Vielleicht war das eine Reaktion auf seine Trauer, könnt ihr euch das vorstellen? Ich habe ihn auch zittern sehen. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass er überall auf der Welt lieber sein wollte als hier und mit uns reden.«
    »Ich sollte mich wohl lieber wegen Voreingenommenheit aus dieser Unterhaltung raushalten«, sagte Lou. »Ich kenne ihn.«
    »Was?«, rief Laurie überrascht.

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