Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
diese Theorie dadurch, daß die am Beginn aller fünf Listen aufgeführten Gegenstände identisch waren, woraus man schließen konnte, daß alle Patienten bei ihrer Einlieferung die gleiche Standardausstattung erhielten.
Die scheinbar willkürliche Aufzählung der Artikel machte es schwer, die Listen miteinander zu vergleichen. Nachdem er die Listen eine Viertelstunde lang vergeblich von vorn bis hinten nach Auffälligkeiten durchforstet hatte, beschloß er, seinen Computer einzusetzen. Zunächst legte er für jeden einzelnen Patienten eine eigene Datei an. Dann begann er, die jeweiligen Listen zu übertragen. Da er im Tippen nicht besonders gut war, verging einige Zeit, bis er sämtliche Daten eingegeben hatte. Irgendwann, als Jack noch voll und ganz in das Abschreiben der Daten vertieft gewesen war, hatte Laurie bei ihm angeklopft, um sich zu verabschieden und ihn zu fragen, ob sie noch etwas für ihn tun könne. Gedankenverloren hatte er ihr versichert, es sei alles in Ordnung.
Als er endlich sämtliche Listen in den Computer übertragen hatte, gab er den Befehl ein, diejenigen Gegenstände auszuwerfen, mit denen die Opfer der Infektionskrankheiten beliefert worden waren, der Vergleichspatient jedoch nicht. Das Ergebnis war entmutigend: Er erhielt eine weitere, ellenlange Liste! Als er sie näher betrachtete, wurde ihm klar, woran das lag. Im Gegensatz zu dem Vergleichsfall hatten alle fünf Infektionsopfer zeitweise auf der Intensivstation gelegen. Außerdem waren sie allesamt gestorben, während die Vergleichsperson das Krankenhaus gesund und lebendig verlassen hatte.
Für ein paar Minuten war Jack ziemlich sicher, daß all seine Mühe vergeblich gewesen war, doch dann kam ihm eine neue Idee. Da er die Reihenfolge der in den jeweiligen Listen aufgeführten Artikel bei der Eingabe in den Computer nicht verändert hatte, gab er seinem Rechner jetzt den Befehl, bei der geforderten Aufstellung nur diejenigen Artikel zu berücksichtigen, die vor der Einlieferung der Infektionspatienten auf die Intensivstation geliefert worden waren.
Er hatte kaum die Enter-Taste betätigt, als der Computer auch schon die Antwort ausspuckte. Auf dem Bildschirm erschien das magische Wort »Luftbefeuchter«. Ungläubig starrte Jack auf den Monitor. Offensichtlich hatten alle Infektionspatienten aus dem Zentralmagazin einen Luftbefeuchter erhalten - der Vergleichspatient aber nicht! Konnte dieser Unterschied von Bedeutung sein? Er erinnerte sich daran, daß seine Mutter ihm als Kind einen Luftbefeuchter ins Zimmer gestellt hatte, weil er unter Pseudokrupp gelitten hatte. Es war ein kleiner, brodelnder Kessel gewesen, der immer neben seinem Bett gestanden und unaufhörlich gezischt und gedampft hatte. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie so ein Luftbefeuchter irgend etwas mit der Verbreitung von Bakterien zu tun haben sollte. Schließlich wurden diese Geräte ziemlich heiß, und bei hundert Grad starben die meisten Erreger ab.
Doch plötzlich fiel ihm ein, daß heutzutage eine neue Generation von Luftbefeuchtern verwendet wurde: kalte Ultraschallvernebler. Und diese Geräte mußte er sehr wohl in Betracht ziehen. Er griff zum Telefon, wählte die Nummer des Manhattan General und ließ sich mit dem Zentralmagazin verbinden. Da Mrs. Zarelli nicht im Hause war, bat er, ihm die Leiterin der Abendschicht an den Apparat zu holen. Es meldete sich eine Frau namens Darlene Springborn. Nachdem er sich vorgestellt hatte, fragte er sie, ob das Zentralmagazin für die Ausgabe von Luftbefeuchtern zuständig sei.
»Ja natürlich«, erwiderte Darlene. »Vor allem im Winter werden häufig welche verlangt.«
»Was für Luftbefeuchter verwenden Sie normalerweise? Die alten Dampfkessel oder die neuen, kalten Ultraschallvernebler?«
»Fast nur noch die kalten Vernebler.«
»Und wenn so ein Gerät im Zimmer eines Patienten gestanden hat und anschließend wieder bei Ihnen im Zentralmagazin landet - was geschieht dann damit?« fragte Jack. »Wir bringen es wieder in Ordnung.«
»Heißt das, Sie säubern es?«
»Natürlich. Zuerst lassen wir es eine Weile laufen, um sicherzustellen, daß es auch ordnungsgemäß funktioniert. Danach leeren wir es und scheuern es aus. Warum wollen Sie das wissen?«
»Werden alle Geräte am gleichen Platz gesäubert?« fragte Jack weiter.
»Ja«, erwiderte Darlene. »Wir bewahren sie in einem kleinen Lagerraum auf, in dem es auch ein Waschbecken gibt. Ist irgend etwas mit den Luftbefeuchtern nicht in
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