Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
irgendwelche Black Kings hinter ihm her sein sollten, war er sich ziemlich sicher, daß er sie auf dem Weg zum Restaurant abhängen konnte. »Welches Restaurant war das noch mal?« fragte er schließlich.
»Danke«, entgegnete Terese. »Ich wußte, daß du mitkommen würdest. Ich hatte an das Positano gedacht. An der Madison Avenue, nur ein paar Meter von meiner Wohnung entfernt. Ein kleines, gemütliches Lokal, absolut untypisch für New York. Es wird dir bestimmt gefallen.«
»Okay«, sagte Jack. »Dann treffen wir uns in einer halben Stunde.«
Er schloß die Bürotür ab und fuhr nach unten. Er hatte zwar keine Ahnung, wie er einen potentiellen Verfolger abhängen sollte, doch vorsichtshalber wollte er erst mal einen Blick vor die Tür werfen, um nachzusehen, ob dort irgendeine verdächtige Gestalt herumschlich. Als er die Telefonzentrale durchquerte, fiel ihm auf, daß Sergeant Murphy noch immer in seinem Kabäuschen saß; er redete mit einem Mann, den Jack noch nie gesehen hatte. Sergeant Murphy winkte ihm kurz zu, und Jack erwiderte den Gruß. Normalerweise verließ Murphy das Institut pünktlich um fünf. Jack überlegte, ob in den vergangenen Tagen viele nicht identifizierte Tote eingetroffen waren, doch ihm war nichts dergleichen bekannt.
Vom Eingang aus nahm er den Vorplatz ins Visier. Doch ihm war sofort klar, daß er einen potentiellen Verfolger nie und nimmer würde erkennen können. Direkt nebenan, in dem ehemaligen Bellevue Hospital, befand sich ein Obdachlosenheim, dessen Bewohner gern vor dem Gerichtsmedizinischen Institut herumlungerten; jeder von ihnen wäre als verdächtige Gestalt in Frage gekommen.
Jack blieb noch eine Weile im Eingang stehen und beobachtete das Treiben auf der First Avenue. Die Rush-hour war noch in vollem Gange; die Blechlawine schob sich Stoßstange an Stoßstange in Richtung Norden. Sämtliche Busse waren gut besetzt oder sogar überfüllt. Freie Taxis waren um diese Uhrzeit Mangelware.
Jack überlegte, was er nun tun sollte. Der Gedanke, sich einfach auf die Straße zu stellen und auf ein freies Taxi zu warten, behagte ihm ganz und gar nicht. Da unten wäre er jedem, der ihm an den Kragen wollte, schutzlos ausgeliefert. Falls da draußen wirklich ein Killer auf ihn lauerte, konnte er ihn direkt vor der Tür des Instituts abknallen; und daß die Black Kings vor nichts zurückschreckten, hatten sie schließlich eindrucksvoll bewiesen. Ein vorbeifahrender Lieferwagen brachte ihn plötzlich auf eine Idee. Er machte kehrt und ging hinunter in die Leichenhalle. Marvin Fletcher, einer der technischen Assistenten der Abendschicht, machte es sich gerade mit Kaffee und Donats im Büro gemütlich.
»Hallo Marvin«, rief Jack ihm zu. »Ich muß dich um einen Gefallen bitten.«
»Worum geht’s denn?«
»Du darfst aber mit niemandem darüber sprechen. Es ist eine private Angelegenheit.«
»Na dann schieß mal los«, sagte Marvin. Seine weit aufgerissenen Augen verrieten, daß er ziemlich neugierig war. »Ich muß dringend ins New York Hospital«, erklärte Jack. »Könntest du mich mit einem der Leichenwagen dort hinfahren?«
»Ich darf die Fahrzeuge des Instituts nicht…«
»Ich habe einen guten Grund«, fiel Jack ihm ins Wort. »Da draußen wartet wahrscheinlich eine Freundin, die etwas von mir will. Aber ich habe absolut keine Lust, sie zu sehen. Von solchen Problemen kannst du doch bestimmt ein Lied singen - so gut, wie du aussiehst, nicht wahr?« Marvin lachte. »Ja, könnte man so sagen.«
»Es wird auch nicht lange dauern«, drängte Jack. »Wir brausen die First Avenue hoch und fahren rüber zur York. Im Nu bist du wieder in deinem Büro. Hier hast du zehn Dollar - für die Umstände, die ich dir bereite.« Erwartungsvoll legte er einen Schein auf den Schreibtisch.
Marvin musterte den Schein und sah dann zu Jack auf. »Wann willst du fahren?«
»Jetzt.«
Er öffnete die Beifahrertür des Transporters und kletterte auf die Ladefläche. Während Marvin aus dem Hof rollte und in die 30th Street einbog, suchte er krampfhaft nach einem Griff, an dem er sich festhalten konnte. Als sie an der Ecke zur First Avenue vor einer roten Ampel warten mußten, achtete Jack darauf, daß ihn niemand sehen konnte. Trotz des dichten Feierabendverkehrs brauchten sie bis zum New York Hospital nur ein paar Minuten. Nachdem Marvin ihn vor dem belebten Haupteingang abgesetzt hatte, stürmte Jack in das Gebäude und suchte sich am Rande der Eingangshalle eine verborgene Ecke, wo er fünf
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