Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
ebenfalls wiedererkennen«, entgegnete Twin. »Außerdem solltest du den Job als eine Chance betrachten. Einige von unseren Jungs haben sich nämlich darüber beschwert, daß du noch nie irgendwelche Drecksarbeit erledigt hast. Sie meinen, daß es dir deshalb nicht zusteht, der zweite Mann zu sein. Verlaß dich auf mich! Ich weiß, was ich tue.«
»Aber ich bin für so was nicht geeignet«, klagte Phil weiter. »Ich habe noch nie jemanden abgeknallt.«
»Hey, Kumpel, das ist ganz einfach«, sagte Twin. »Beim ersten Mal hast du vielleicht ein komisches Gefühl, aber es ist wirklich nichts dabei. Es macht einmal ›pop‹, und das war’s schon. Irgendwie ist man danach sogar ein bißchen enttäuscht, weil man gar nicht begreift, wieso man vorher so nervös gewesen ist.«
»Und wie nervös ich bin!«
»Nun verkrampf dich mal nicht so«, sagte Twin. »Du gehst einfach da rein und redest mit keinem ein Wort. Die Knarre behältst du in der Tasche; die holst du erst raus, wenn du direkt vor dem Doc stehst. Dann ziehst du und pop! Als nächstes siehst du zu, daß du deinen schwarzen Arsch auf dem schnellsten Weg da raus bewegst. So einfach ist das.«
»Und was mache ich, wenn der Doc versucht abzuhauen?«
»Das wird er nicht«, erwiderte Twin. »Er wird so überrascht sein, daß er keinen Finger mehr rühren kann. Wenn jemand damit rechnet, daß einer hinter ihm her ist, hat er vielleicht eine winzige Chance. Aber nicht, wenn du ihm wie aus heiterem Himmel eine Ladung verpaßt. Dann ist es aus. Das hab’ ich oft genug mit eigenen Augen gesehen.«
»Ich bin aber trotzdem nervös«, sagte Phil. »Okay, dann bist du eben ein bißchen nervös«, entgegnete Twin. »Laß mal sehen, wie du aussiehst.« Er drückte Phil ein wenig zurück in den Sitz. »Sitzt deine Krawatte richtig?« Phil prüfte den Knoten seines Schlipses. »Ich denke schon.«
»Du siehst großartig aus, Kumpel«, stellte Twin fest. »Als ob du auf dem Weg in die Kirche wärst. Du könntest glatt als ein verdammter Anwalt oder sogar als Banker durchgehen.« Laut lachend klopfte er Phil ein paarmal auf die Schulter. Phil zuckte bei jedem Schlag zusammen. Wenn er an das dachte, was er gleich tun sollte, krampfte sich ihm der Magen zusammen. Er hatte noch nie so einen miesen Job erledigen müssen, und er fragte sich, ob es die Sache überhaupt wert war. Doch er wußte, daß er keine Wahl hatte. Es war, als säße er in einer Achterbahn und führe gerade die erste Steigung hinauf. Es gab kein Zurück.
»Okay«, sagte Twin schließlich. »Es wird Zeit.« Er verpaßte Phil einen letzten aufmunternden Schlag auf die Schulter und langte dann über ihn hinweg, um die Beifahrertür zu öffnen. Mit wackligen Beinen stieg Phil aus.
»Phil«, rief Twin ihm hinterher. »Denk dran. Dreißig Sekunden, nachdem du das Restaurant betreten hast, fahre ich vor der Tür vor. Du rennst raus und springst in den Wagen. Klar?«
»Ja.«
Dann gab er sich einen Ruck und marschierte in Richtung Restaurant. Er spürte, wie die Pistole bei jedem Schritt gegen seinen Oberschenkel stieß. Sie steckte in seiner rechten Hosentasche.
Bei ihrer ersten Begegnung hatte Jack Terese als dermaßen karrieresüchtig eingeschätzt, daß er sie für unfähig gehalten hatte, sich auf einen zwanglosen Small talk einzulassen. Doch zum Glück hatte er sich geirrt. Als er sie erbarmungslos damit aufgezogen hatte, daß sie keinen Abstand zu ihrer Arbeit finden könne, hatte sie die Stichelei nicht nur wacker über sich ergehen lassen, sondern sich auch im Austeilen spöttischer Bemerkungen als ebenbürtige Gesprächspartnerin erwiesen. Bei ihrem zweiten Glas Wein hatten sie beide den Streß des Tages vergessen. »So viel Spaß hatte ich den ganzen Tag noch nicht«, sagte Jack. »Wenn du nichts dagegen hast, fasse ich das als Kompliment auf«, entgegnete Terese. »Recht so.«
»Entschuldige mich bitte einen Augenblick«, sagte Terese. »Ich glaube, unsere Vorspeisen kommen gleich. Vorher muß ich noch mal schnell verschwinden.«
»Natürlich, geh nur«, entgegnete Jack und zog den Tisch ein Stück zu sich heran, um Terese Platz zu machen. Die Tische standen so dicht beieinander, daß man sich kaum zwischen ihnen hindurchquetschen konnte.
»Ich beeile mich auch«, versprach Terese und zwickte Jack freundschaftlich in die Schulter. »Lauf mir nicht weg.« Jack beobachtete sie, während sie sich von einem Kellner den Weg zur Toilette weisen ließ. Auch als sie selbstbewußt und graziös durch das
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