Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
Filmen auch sprechen und die Vorzüge der National Health preisen. In der Print-Werbung lassen wir die Bilder für sich sprechen.«
»Der Spot ist einfach zu niedlich«, wiederholte Terese. »Natürlich ist er nicht schlecht, aber ich weiß genau, daß der Kunde ihn nicht mögen wird - weil Robert ihn via Helen schlecht machen wird.«
»Etwas Besseres haben wir im Moment leider nicht zu bieten«, gestand Colleen. »Du mußt uns unter die Arme greifen. Wir brauchen unbedingt ein paar kreative Instruktionen von dir. Sonst verrennen wir uns in irgendwelchen theoretischen Modellen und kommen keinen Schritt voran. Dann ist die Chance, daß wir nächste Woche irgend etwas präsentieren können, gleich null.«
»Wir müssen etwas finden, das die National Health von AmeriCare abhebt, auch wenn wir wissen, daß die beiden sich in Wahrheit in nichts voneinander unterscheiden«, sagte Terese. Colleen gab ihrer Assistentin zu verstehen, daß sie gehen könne. Als sie weg war, holte sie sich einen Stuhl und ließ sich direkt gegenüber von Terese nieder. »Wir brauchen deine ganz direkte Hilfe.«
Terese nickte. Sie wußte, daß Colleen recht hatte, doch sie fühlte sich geistig gelähmt. »Mein Problem ist, daß ich kaum denken kann; die ungeklärte Personalsituation bindet meine ganze Energie.«
»Vielleicht solltest du einfach mal ein bißchen kürzer treten«, schlug Colleen vor. »Du bist ja ein einziges Nervenbündel.«
»Hast du sonst noch was auf Lager?«
»Wann warst du das letztemal zum Essen aus oder hast eine Kneipe von innen gesehen?«
Terese lachte. »Für solche Späße habe ich schon seit Monaten keine Zeit mehr gehabt.«
»Das ist genau der Punkt. Kein Wunder, daß deine kreativen Energien langsam versiegen. Du mußt dich mal entspannen. Und wenn auch nur für ein paar Stunden. Paß auf. Heute abend gehen wir essen, und danach gönnen wir uns ein paar Drinks. Und wir bemühen uns, einmal nicht über unsere Arbeit zu reden.«
»Ich weiß nicht.« Terese zögerte. »Bei dem engen Termin…«
»Genau deshalb«, widersprach Colleen. »Wir müssen mal ein bißchen Frischluft in unsere Hirnzellen lassen. Vielleicht fällt dann der Groschen. Und komm mir nicht mit Ausreden. Wir gehen heute abend aus, und damit basta.«
8. Kapitel
Mittwoch, 20. März 1996,16.35 Uhr
Jack manövrierte sein Mountainbike zwischen zwei Leichenwagen der Health and Hospital Corporation hindurch, die im Eingangsbereich des Gerichtsmedizinischen Instituts geparkt waren, und fuhr direkt bis in die Leichenhalle. Unter normalen Umständen wäre er an der Tür abgestiegen, doch dafür war er im Augenblick einfach zu aufgedreht. Er stellte sein Rad in der Nähe der Hart-Island-Särge ab, kettete es an und schlenderte leise vor sich hinpfeifend zum Fahrstuhl. Im Vorbeigehen winkte er Sal d’Ambrosio zu, der im Empfangsbüro saß.
»Hallo Chet, alter Junge, wie steht’s?« rief Jack, als er forsch ihr gemeinsames Büro betrat.
Chet ließ seinen Kugelschreiber fallen und musterte seinen Kollegen. »Die ganze Welt hat nach dir gesucht. Was zum Teufel hast du gemacht?«
»Ich hab’ mich vergnügt«, erwiderte Jack, während er seine Lederjacke auszog. Dann setzte er sich, warf einen Blick auf den Aktenstapel, der sich vor ihm auf dem Tisch türmte. »Nimm’s nicht zu locker«, ermahnte ihn Chet. »Einer von denen, die nach dir gesucht haben, war der große Chef persönlich. Ich soll dir von Bingham ausrichten, daß du sofort in sein Büro kommen sollst.«
»Wie aufmerksam«, bemerkte Jack. »Ich hatte schon befürchtet, er hätte mich vergessen.«
»Sei nicht immer so respektlos«, ermahnte Chet ihn noch einmal. »Bingham schien nicht besonders glücklich. Calvin hat übrigens auch vorbeigeschaut und nach dir gefragt. Er hat vor Wut gekocht.«
»Wahrscheinlich brennt er darauf, mir meine zehn Dollar zu zahlen«, sagte Jack, erhob sich und klopfte Chet auf die Schulter.
»Mach dir keine Sorgen um mich. Ich habe einen starken Überlebenstrieb.«
»Sehr witzig«, grummelte Chet.
Während Jack nach unten fuhr, fragte er sich, wie Bingham die aktuelle Situation wohl meistern würde. Seit Jack im Gerichtsmedizinischen Institut arbeitete, hatte er nur sporadisch Kontakt zu seinem Chef gehabt. Um die alltäglichen administrativen Probleme kümmerte sich normalerweise Calvin. »Sie können gleich hineingehen«, sagte Mrs. Sanford, ohne ihr Tippen zu unterbrechen. Jack überlegte, woher sie gewußt hatte, daß er es
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