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Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor

Titel: Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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wäre der Mann an Herzversagen gestorben. In der Lunge befand sich jede Menge Flüssigkeit, und sie war so gut wie gar nicht entzündet. Bei der weiteren Untersuchung stellte er fest, daß nahezu sämtliche Körperteile von krankhaften Veränderungen befallen waren. Das Herz war stark vergrößert, ebenso die Leber, die Milz und die Nieren. Sogar die Gedärme waren angeschwollen und sahen aus, als hätten sie nicht mehr funktioniert. »Haben Sie etwas Interessantes gefunden?« Jack war so von seiner Arbeit in den Bann gezogen, daß er gar nicht bemerkt hatte, daß Calvin Vinnies Platz eingenommen hatte.
    »Ich denke schon«, brachte er hervor.
    »Schon wieder eine Infektion?« hörte er nun eine andere heisere Stimme fragen.
    Jack blickte abrupt auf. Er hatte die Stimme sofort erkannt, aber er konnte es kaum glauben. Zu seiner Linken stand der Chef persönlich.
    »Der Fall ist mit Verdacht auf Pest an uns überwiesen worden«, erklärte Jack. Der Institutsleiter ließ sich fast nie im Sektionssaal blicken, es sei denn, sie hatten einen absolut außergewöhnlichen Fall - oder einen, der politisch von Bedeutung war. »Sie klingen aber so, als hätten Sie Ihre Zweifel«, bemerkte Bingham, während er sich über die geöffnete Leiche beugte, um die geschwollenen und im Licht glitzernden Organe aus der Nähe betrachten zu können.
    »Ihnen scheint nichts zu entgehen«, sagte Jack, und bemüht, nicht sarkastisch zu klingen. Das Kompliment war diesmal ernst gemeint.
    »Und womit haben wir es Ihrer Meinung nach dann zu tun?« fragte Bingham und betastete vorsichtig die geschwollene Milz; seine Hand steckte in einem dicken Gummihandschuh. »Ich habe keinen Schimmer«, gestand Jack. »Dr. Washington hat mir heute morgen berichtet, daß Sie gestern eine erstaunliche Tularämie-Diagnose gestellt haben«, fuhr Bingham fort.
    »Ja, ich hatte tatsächlich richtig geraten«, entgegnete Jack. »Das hat Dr. Washington aber anders dargestellt«, sagte Bingham. »Ich möchte Ihnen hiermit mein Lob aussprechen. Vorgestern erst haben Sie erstaunlich schnell diese exakte Pestdiagnose gestellt! Sie haben mich wirklich tief beeindruckt. Außerdem freue ich mich, daß sie es diesmal mir überlassen haben, die entsprechenden Behörden zu informieren. Machen Sie weiter so! Ich bin froh, daß ich Sie gestern nicht gefeuert habe.«
    »Ein durchaus zweifelhaftes Kompliment«, bemerkte Jack und grinste.
    Bingham lächelte zurück. »Wo wird der Fall Martin untersucht?« wandte er sich dann an Calvin.
    Calvin wies auf einen der Tische. »Dr. McGovern obduziert den Fall. Ich komme in einer Sekunde nach.«
    Jack sah Bingham nach, wie er zu Tisch drei ging; er wollte es sich nicht entgehen lassen, wie Chet zusammenfuhr, wenn er den Chef erkannte. Dann wandte er sich Calvin zu. »Ich bin beleidigt«, sagte er im Scherz. »Für einen Augenblick habe ich doch glatt geglaubt, der Chef sei nur runtergekommen, um mir persönlich sein Lob auszusprechen.«
    »Träumen Sie weiter«, entgegnete Calvin. »Sie sind ihm erst in den Sinn gekommen, als wir schon im Sektionssaal standen. Eigentlich interessiert er sich für das Schußopfer, das Dr. McGovern untersucht.«
    »Ein Problemfall?«
    »Ist nicht ausgeschlossen. Die Polizei behauptet, das Opfer habe sich bei seiner Verhaftung gewehrt.«
    »Das ist ja nicht unbedingt ungewöhnlich«, bemerkte Jack. »Die zu klärende Frage scheint zu sein, ob die Kugeln den Mann von vorn oder von hinten getroffen haben«, erklärte Calvin. »Außerdem ist fünfmal auf ihn geschossen worden. Das ist ganz schön heftig.«
    Jack nickte. Er verstand sehr wohl, was das hieß und war froh, daß er den Fall nicht untersuchen mußte.
    »Der Chef ist zwar nicht speziell hierhergekommen, um Sie zu loben, aber er ist in der Tat von Ihnen beeindruckt«, fuhr Calvin fort. »Ich übrigens auch. Mit Ihrer schnellen und scharfsinnigen Tularämie-Diagnose haben Sie mich wirklich vom Hocker gehauen. Das ist mir zehn Dollar wert. Aber eins will ich Ihnen noch sagen: Mir ist keineswegs entgangen, wie Sie Bingham gestern aus dem Konzept gebracht haben, indem Sie das Gespräch auf unsere Wette gelenkt haben. Ich hätte Sie dafür verfluchen können. Den Chef mögen Sie damit ja vielleicht aus dem Tritt gebracht haben, mich aber nicht.«
    »Das hab’ ich mir gedacht«, entgegnete Jack. »Deshalb habe ich auch so schnell das Thema gewechselt.«
    »Nur damit Sie Bescheid wissen«, sagte Calvin, während er sich über den toten Lagenthorpe beugte und

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