Monument 14: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
nach Josie und mir um. » Wie wär’s mit ein bisschen Unterstützung? «
Aber in diesem Zustand war mit den Kids sowieso nicht zu reden. Sie waren außer Rand und Band.
» Das ergibt doch keinen Sinn! « , rief Alex. » Sie sollten wenigstens bleiben, bis der Bus repariert ist und bis es Mr. Appleton besser geht. «
Ein Teil von mir war froh, dass Alex plötzlich seinen Helden Niko anmotzte.
Davon abgesehen hatte er recht. Was konnten ein paar Tage mehr schaden? Die beiden Männer waren ungefährlich. Vertrauenswürdig. Warum sollten sie nicht ein bisschen länger bleiben?
» Wir haben eine Abmachung getroffen « , beharrte Niko.
» Wenn sie gehen müssen, geh ich auch! « , rief Brayden.
» Langsam! « Mr. Appleton hob die Hände. » Ganz langsam! «
» Ich auch! « , verkündete Sahalia. » Ich schlage mich lieber da draußen durch, als mit euch Losern rumzuhängen! «
Darauf folgten noch mehr Geschrei und Tränen von den Kindern. Nicht weil Sahalia sie als » Loser « bezeichnet hatte, denke ich, sondern aus Angst, ihre neue » Familie « könnte auseinanderbrechen.
» Bitte seid mal alle ruhig « , sagte Mr. Appleton. » Beruhigt euch! «
Schniefend und hicksend versuchten die Kleinen, den Sturzbach ihrer Tränen einzudämmen.
» Na klar. Super « , sagte Niko mit bitterem Unterton. » Auf ihn hört ihr. Auf mich nicht. «
Mr. Appleton wandte sich an Niko. » Niko. Du hast mein Wort, dass wir wieder gehen. Aber wenn ich ehrlich bin … mein Bein ist schwerer verletzt als gedacht. Robbie könnte die Reparaturen am Bus beenden, ich könnte mich auskurieren … vielleicht könnten wir ein, zwei Tage länger bleiben? «
» Bitte! Bitte! Bitte! « , quengelten die Kids im Chor.
Niko marschierte davon.
Und Josie erhob sich. » Ihr beruhigt euch jetzt erst mal « , sagte sie zu den Kleinen. » Ich rede mit Niko. Vielleicht finden wir ja eine Lösung. « Sie drehte sich um. » Dean? «
» Ja. « Ich stand auf und ging zu ihr.
» Ich komm auch mit « , meinte Alex.
Ich schüttelte den Kopf. » Nein. Das regt dich alles zu sehr auf. Du wärst nicht objektiv. «
Mit einem Nicken blickte Alex auf den Tisch. Er legte großen Wert darauf, immer objektiv zu bleiben.
Josie und ich machten uns auf die Suche nach Niko.
» Glaubst du, er macht sich bloß Sorgen, dass er seine Macht verlieren könnte? « , fragte Josie.
» Wahrscheinlich. Ich weiß nicht. Er ist so ein disziplinierter Typ. Vielleicht ist es ihm einfach wichtig, dass die Abmachung eingehalten wird. Auch wenn sie keinen Sinn mehr macht. «
Niko war nicht im Lagerraum.
Im Wohnzimmer auch nicht.
Wir kamen am Handtuchgang vorbei.
In einer Hängematte zwischen zwei Regalen lag Jake.
» Hey, Jake « , sagte ich. » Hast du Niko gesehen? «
» Neeeee « , erwiderte er.
Jake hatte schattige Augenringe. Sein sonnig blondes Haar war grau und dreckig. Er sah aus wie sein eigener böser Zwillingsbruder.
» Was war das eben für ein Aufstand? « , fragte er.
» Alle wollen, dass die Fremden bleiben. Nur Niko nicht. «
» Ah. «
Das war’s?
Jake hatte gar keine Meinung dazu?
Er fuhr das Bein aus und stieß sich am Regal ab. Die Hängematte schwang sanft hin und her.
» Findest du nicht auch, dass sie bleiben sollten? « , fragte Josie.
» Ist doch egal « , meinte er. » Bald sind wir eh alle tot. «
Er sah uns an.
Seine Augen waren dunkel wie ein stürmischer Nachthimmel.
Ich schob Josie weiter. » Vielleicht ist Niko im Zug. «
Schnell liefen wir zu den Umkleiden.
» Ich klopf bei ihm an. « Josie ging rein. Kurz darauf hörte ich sie sagen: » Dean? Kannst du mal kommen? «
Ich öffnete die Tür zu Nikos Abteil. Josie stand in der Kabine und blickte sich wie hypnotisiert um.
Auch in Nikos Kabine war eine Hängematte aufgespannt.
Ansonsten war sie leer. Abgesehen von den Zeichnungen.
An allen drei Wänden hingen Zeichnungen, dicht an dicht.
Jede einzelne Zeichnung oder Skizze war sorgfältig mit Reißzwecken an der weichen Wand befestigt. Manche Bilder waren groß, andere klein. Von Bögen aus dem Malblock bis hin zu winzigen Klebezetteln war alles dabei. Dazwischen schienen nur schmale Ränder der fusseligen, orangefarbenen Kabinentrennwände durch. Das Abteil wirkte ordentlich und aufgeräumt, aber auch abenteuerlich und fremdartig. Ich traute meinen Augen kaum.
Ich meine, wer hatte hier überhaupt noch Geheimnisse?
Wir hockten doch die ganze Zeit aufeinander.
Ausgerechnet der Chef unserer Truppe hatte die ganze Zeit
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