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Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Titel: Moonshine - Stadt der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alaya Johnson
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die … Visionen nicht weiter beachten, wenn sie wiederkommen. Möglicherweise hast du deine seherischen Fähigkeiten ja erst jetzt entdeckt – aber genau genommen kommt das ziemlich selten vor, oder? Aller Wahrscheinlichkeit nach hast du einfach nur Angst.«
    Aileen schob beinahe trotzig das Kinn vor. »Wie erklärst du dir dann, dass ich wusste, wo du gesteckt hast?«
    »Du weißt genau, dass Amir und ich … na ja, dass wir zumindest zusammenarbeiten, also war es nicht allzu schwer zu erraten.«
    »Was ist mit der Werratte?«
    »Tja, es war
keine
Werratte. Es war eine streunende Katze, und du hast vermutlich gehört, wie sie an der Tür gekratzt hat.«
    »Verdammt noch mal.« Aileen legte eine Hand an die Stirn und setzte sich in ihrem Bett auf. »Oh, verdammt noch mal. Wenn ich mal wieder so verflucht dumm sein sollte, gebe ich dir die Erlaubnis, mich zu verprügeln. Mach einfach so lange weiter, bis ich wieder zur Vernunft komme. Ich hole mir jetzt etwas zu essen.«
    Ich lächelte. »Warte, ich habe da etwas, das deine Laune bestimmt steigern wird.« Ich ging zu meinem Schrankkoffer, in dem ich meine feinen Kleider von vergangener Nacht aufbewahrte, und holte zwei kleine Gegenstände hervor, die ich ganz unten im Koffer versteckt hatte.
    »Ich glaube, die gehören rechtmäßig dir«, sagte ich und gab ihr die diamantenen Manschettenknöpfe.
    Sie starrte die Knöpfe einen Moment lang stumpf an. Ihre Hand begann zu zittern, als sie sich erinnerte. »Sind das …«
    »Er braucht sie sowieso nicht mehr.«
    Fahrig wischte sie sich über die Augen. »Geh schlafen, Zeph. Du siehst grauenvoll aus.«
    Ich gähnte. »Ich hab dich auch lieb.«

[home]
    5 .
    M eine Träume waren erfüllt von Feuer, von Flammensäulen, die so groß waren, dass ich sie nur als ein Wunder der Natur bestaunen konnte. Asche fiel auf mein Haar und hinterließ Spuren auf meinen Wangen. Funken verbrannten meine Haut, doch die Feuersbrunst war seltsam vertraut und tröstlich. In der Ferne konnte ich heulende Sirenen hören, aber ich wusste, dass die Feuerwehrmänner nichts tun konnten, als zu warten, bis der Brand vorbei war. Zum Glück standen in der Nähe keine anderen Häuser. Die Lagerhalle war ein einsamer Monolith in dieser Straße. Kam mir nicht auch das irgendwie bekannt vor?
    »Brennt sie?«
    Vor mir stand eine Feuerwehrfrau – ich hatte noch nie zuvor eine Frau in solch einer Uniform gesehen, und die Hosenträger spannten sich über ihrem beträchtlichen Leib.
    »Geht es Amir gut? Haben Sie ihn gesehen?«, fragte ich.
    »Amir«, sagte die Feuerwehrfrau versonnen. »Ist das nicht ein mohammedanischer Name?«
    »Oh«, entgegnete Aileen, die neben mir auf der Straße aufgetaucht war und nur ihr Nachthemd trug, »er ist ihr Freund. Ein ziemlich feiner Herr. Sie sollten mal seine Küche sehen …«
    Da trat mir meine Zimmergenossin gegen das Schienbein, und ich schlug die Augen auf. Iris, bekleidet mit einer blauen Strickjacke und einem Tweedrock und ohne überdimensionale Feuerwehr-Hosenträger, saß auf Aileens Bett. Meine Freundin zog mich am Ellbogen in eine aufrechte Position und ließ sich neben mich fallen.
    »Wie viel Uhr ist es?« Meine Stimme war ein heiseres Krächzen. Ich fühlte mich, als könnte ich noch mindestens einen Tag lang schlafen.
    »Acht Uhr«, erwiderte Aileen gähnend. »Was uns offensichtlich zu Langschläfern macht.«
    Ich schloss die Augen und lehnte meinen Kopf an ihre Schulter. »Weckt mich in fünf Stunden wieder.«
    »Oh, kommen Sie, meine Lieben. In Ihrem Alter war ich um die Uhrzeit schon damit fertig, eine Runde durch den Garten zu drehen und die Morgenzeitung zu lesen.«
    »War das, bevor oder nachdem Sie die Waisenkinder dazu gezwungen haben, ihre Bettlaken richtig festzustecken?«
    Ich lachte leise.
    »Kein Grund, frech zu werden«, sagte Iris, doch ich wusste, dass sie sich ein Lächeln verbeißen musste. »Nun ja, ich hätte Sie gerne Ihrem jugendlichen Schlummer überlassen, aber es ist etwas vorgefallen. Haben Sie in den letzten zwei Stunden vielleicht die Sirenen gehört? Auf den Straßen gibt es offenbar eine neue Vampirdroge. Hunderte von Vampiren hätten heute Morgen beinahe den Flammentod erlitten, als sie vom Sonnenlicht überrascht wurden.«
    »Den Flammentod erlitten?«, sagte ich langsam. »Das ergibt keinen Sinn. In der ganzen Stadt gibt es keine hundert Vampire, die alt genug wären, um im Sonnenlicht zu verbrennen. Vielleicht in New Orleans.«
    Iris nickte so nachdrücklich, dass

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