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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Schwester.«
    »Ich weiß, daß in deiner Linie viel untereinander geheiratet wird.« Marius’ Augenbrauen zuckten, aber was für Lucius Cornelius Sulla ein eindeutiges Zeichen gewesen wäre, bemerkte König Mithridates gar nicht. »Nun, es hat den Anschein, als sei in Kappadokien alles wieder in schönster Ordnung«, fuhr Marius beiläufig fort. »Das bedeutet natürlich, daß du mit deinem Heer wieder nach Pontos zurückkehrst.«
    Der König fuhr zusammen. »Da bin ich anderer Meinung, Gaius Marius. In Kappadokien gärt es noch, und der Junge ist der letzte seiner Linie. Es ist besser, wenn ich mit dem Heer hierbleibe.«
    »Es ist besser, wenn du mit deinem Heer zurückkehrst!«
    »Das geht nicht.«
    »Du weißt, daß es geht.«
    Der König richtete sich auf. Sein Harnisch knirschte. »Du kannst mir nicht vorschreiben, was ich zu tun habe, Gaius Marius.«
    »Doch, das kann ich«, sagte Marius fest, aber ruhig. »Rom interessiert sich nicht besonders für diesen Teil der Welt, aber wenn du ein Land, das dir nicht gehört, mit einem Heer besetzt hältst, König, wird Roms Interesse an diesem Land sprunghaft ansteigen, das versichere ich dir. Roms Heere bestehen aus Römern, nicht aus kappadokischen Tagelöhnern oder syrischen Söldnern. Ich glaube nicht, daß du gerne römische Legionen hier hättest! Aber wenn du nicht nach Hause ziehst und dein Heer mitnimmst, König Mithridates, dann wirst du römische Legionen sehen. Das garantiere ich dir.«
    »Wie kannst du das sagen, du bist doch gar kein Konsul!«
    »Ich bin römischer Konsular, und ich kann so reden. Und ich rede so.«
    Der Zorn des Königs wuchs. Aber auch seine Furcht wuchs, wie Marius mit Interesse bemerkte. Es war doch immer wieder dasselbe, dachte er frohlockend. Sie waren wie diese furchtsamen Tiere, die ein so angriffslustiges Gehabe an den Tag legten. Sobald man sie zwang, Farbe zu bekennen, rannten sie jaulend und mit eingezogenem Schwanz davon.
    »Ich werde hier gebraucht, und mein Heer auch!«
    »Das stimmt nicht. Kehre nach Hause zurück, König Mithridates !«
    Der König sprang auf und legte die Hand an den Griff seines Schwertes. Die Wachen, die immer noch im Raum waren, kamen näher und warteten auf Befehle. »Ich könnte dich hier und jetzt umbringen, Gaius Marius, und ich denke, das werde ich auch tun! Ich könnte dich töten, und niemand würde je erfahren, was mit dir geschehen ist. Ich könnte deine Asche in einem großen goldenen Gefäß nach Rom schicken, mit einem Brief, daß du leider hier im Palast von Mazaka an einer unheilbaren Krankheit gestorben seist.«
    »Wie Ariarathes der Siebte?« fragte Marius leise. Er saß aufrecht auf seinem Stuhl, furchtlos und unbeugsam. Dann lehnte er sich vor. »Beruhige dich, König! Sei vernünftig und setze dich. Du weißt genau, daß du Gaius Marius nicht töten kannst! Wenn du das tätest, wären die römischen Legionen auf dem schnellsten Weg in Pontos und Kappadokien.« Er räusperte sich und sprach im Plauderton weiter: »Seit unserem Sieg über eine dreiviertel Million germanischer Barbaren haben wir keinen ordentlichen Krieg mehr geführt. Die Germanen waren furchtbare Gegner, kann ich dir sagen! Aber nicht annähernd so reich wie Pontos. Die Beute, die wir aus diesem Teil der Welt heimschaffen könnten, würde einen Krieg sehr lohnend machen. Warum solltest du ihn also provozieren, König Mithridates? Kehre nach Hause zurück!«
    Dann war Marius plötzlich allein. Der König war verschwunden und seine Wachen mit ihm. Nachdenklich stand Marius auf und schlenderte aus dem Saal und zu seinem Nachtquartier. Er hatte gut gegessen, wie er es mochte, und sein Kopf war voller interessanter Fragen. Daß Mithridates sein Heer abziehen würde, stand außer Frage. Aber wo hatte er Römer in Togen gesehen? Und wo hatte er einen Römer in einer purpurgesäumten Toga gesehen? Daß der König gleich erraten hatte, daß er Gaius Marius vor sich hatte, konnte dadurch zu erklären sein, daß der uralte Mann ihn benachrichtigt hatte. Aber das glaubte Marius nicht. Nein, der König hatte die beiden Briefe erhalten, die er nach Amaseia geschickt hatte, und war ihm seither aus dem Weg gegangen. Aber das bedeutete, daß Battakes, der Archigallos von Pessinus, ein pontischer Spion war.
    Obwohl Marius am nächsten Morgen früh aufstand, da er so schnell wie möglich nach Kilikien zurückkehren wollte, sah er den König von Pontos nicht mehr. Der König, sagte der uralte Mann, sei mitsamt seinem Heer nach Pontos

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