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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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— von Raphia auf der Küstenstraße nach Süden, vorbei an den großen Salzfeldern des SirbonisSees. An der syrischen Flanke des Kasion, eines nur zehn Meilen von Pelusium entfernten Sandberges, ging sie in Stellung. Hier wollte sie die Entscheidung im ägyptischen Thronstreit herbeiführen. Sie hatte Trinkwasser und wurde für teures Geld, was sie aber nicht kümmerte, von Antipater und seinem Sohn Herodes mit Lebensmitteln beliefert.
    Achillas zog ihr mit der ägyptischen Armee entgegen. Mitte September ging er an der Pelusium zugewandten Seite des Kasion in Stellung. Er wollte Kleopatra zermürben, bevor er zuschlug und sie zermalmte. Im Hochsommer, wenn die Hitze unerträglich war und ihre Söldner in ihre kühlen Häuser zurückkehren wollten.
    Hochsommer, die Zeit der nächsten Nilschwelle! Ungeduldig ging Kleopatra in ihrem Haus aus Lehmziegeln auf und ab. Sie wollte endlich eine Entscheidung. Die Welt war am Zerfallen! Der Mann aus dem Westen hatte Gnaeus Pompeius Magnus bei Pharsalus besiegt! Aber wie konnte sie ihn dazu bewegen, Ägypten zu besuchen? Erst mußte sie sicher auf dem Thron sitzen, dann konnte sie ihn zu einem Staatsbesuch einladen. Die Römer kamen gern nach Ägypten; sie wollten Krokodile und Nilpferde sehen und die mächtigen Tempel mit ihren Schätzen besichtigen. Der Nil würde auch in diesem Jahr nur den Pegel des Todes erreichen, damit mußte sie sich abfinden; Cha’ems Deutung der Vorzeichen war immer richtig. Aber dann würde Gaius Julius Caesar, der Gott aus dem Westen, kommen.

    Pompeius traf zwei Tage vor seinem achtundfünfzigsten Geburtstag mit dem Schiff vor Pelusium ein. Der alte, heruntergekommene Hafen war so voller ägyptischer Kriegsgaleeren und Transportschiffe, daß sie keinen Ankerplatz fanden. Sextus und Pompeius lehnten an der Reling und betrachteten das Durcheinander fasziniert.
    »Es herrscht wirklich Bürgerkrieg«, sagte Sextus.
    »Aber sicher nicht meinetwegen.« Pompeius grinste. »Wir sollten einen Kundschafter ausschicken, bevor wir entscheiden, was wir tun.«
    »Du meinst, wir sollten nach Alexandria weiterfahren?«
    »Das wäre eine Möglichkeit. Aber meine drei Kapitäne sagen, daß wir kaum noch Proviant und Wasser haben. Wir müssen also so lange hier bleiben, bis wir uns mit beidem versorgt haben.«
    »Ich gehe«, bot sich Sextus an.
    »Nein, ich schicke Philippus.«
    Sextus war beleidigt. Sein Vater gab ihm einen Klaps auf die Schulter.
    »Geschieht dir ganz recht, Sextus! Du hättest sehon lange Griechisch lernen sollen. Philippus kann sich verständigen, er ist ein Grieche aus Syrien. Hier kommt man nur mit bestem Griechisch durch.«
    Gnaeus Pompeius Philippus, ein Freigelassener des Pompeius und ein blonder Hüne, erschien, um seine Anweisungen entgegenzunehmen. Er hörte aufmerksam zu, nickte, ohne weitere Fragen zu stellen, und kletterte über die Reling der Trireme ins Beiboot.
    Zwei Stunden später kehrte er zurück. »Eine Schlacht steht bevor, Gnaeus Pompeius«, sagte er. »Halb Ägypten ist in der näheren Umgebung versammelt. Die Armee der Königin lagert auf der anderen Seite des Kasion, die Armee des Königs auf der uns zugewandten Seite. In Pelusium sagt man, es werde in den nächsten Tagen zum Kampf kommen.«
    »Woher weiß man das in Pelusium?« fragte Pompeius.
    »Der kleine König ist hier — ein seltenes Ereignis. Er ist zu jung, um den Krieg zu führen — das macht Achillas —, aber anwesend muß er offenbar sein.«
    Pompeius schrieb einen Brief an König Ptolemaios und bat ihn unverzüglich um eine Audienz.
    Den ganzen Tag über traf keine Antwort ein; das gab Pompeius zu denken. Vor zwei Jahren wären auf seine Bitte hin sogar die Götter schleunigst vom Olymp herabgestiegen, doch jetzt konnte sich ein Kindkönig so viel Zeit lassen, wie er wollte.
    »Wie lange wohl Caesar auf eine Antwort warten müßte?« sagte er bitter zu Cornelia Metella.
    Sie drückte seine Hand. »Es lohnt sich nicht, sich darüber zu ärgern. Das hier sind seltsame Menschen mit seltsamen Sitten. Vielleicht weiß man hier noch gar nichts von Pharsalus.«
    »Das glaube ich nicht, Cornelia. Inzwischen weiß das wahrscheinlich sogar der Partherkönig.«
    »Laß uns jetzt schlafen! Die Antwort kommt bestimmt morgen.«
    Da Philippus den Brief einem niederen Beamten ausgehändigt hatte, brauchte das Schreiben viele Stunden, um zu seinem Adressaten zu gelangen. Bekanntlich konnte Ägypten ja selbst den asiatischen Griechen noch eine Lektion in Bürokratie

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