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Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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männlich.
    »Wie geht’s?« schnarrte er. »San S’ gut drauf?!«
    »Natürlich.«
    Wer wird denn gleich schlecht drauf sein, nur weil man mal ein paar Bettelkinder gesehen hat. Wir sind doch Frau von Welt. So was beeindruckt uns nicht im mindesten, gnä Herr!
    »Wos essmer?!«
    »Nix. Äh ... ich meine, ich habe nicht soviel Appetit im Moment.«
    »Sie müssen prawn patia probiern!«
    »Garnelen ...?«
    »Oder daahi maach, that’s fish mit Joghurtsauce, und natürlich biriani, das ist der typische Safranreis, den würzen s’ hier phantastisch mit Curry ... aber mit ‘n Fingern müssen S’ essen. Mit der rechten Hand.«
    Gegenüber die fetten Inder stopften mit den Händen allerlei Reis in Sauce mit Geflügelstücken in sich hinein. Sie begutachteten uns aus dunklen Augen.
    »Appetit kommt bäim Essn. Sag i imma.«
    Hartwin Danz lachte. Er hatte stahlblaue Augen und strahlend weiße Zähne.
    »Waiter!« Und dann bestellte er in schneidendem Ton in seinem amerikanisch-steirisch gefärbten Englisch irgendwas zu essen, und der arme Waiter zuckte zusammen und bekam ganz feuchte Hände und dienerte und rannte schweißgebadet hin und her, um einen guten Wein zum Probieren zu kredenzen.
    »Sagen Sie, ist Ihnen bewußt, daß Sie einen sehr herrischen Tonfall haben?«
    »Näin. Dös hot mir noch käiner g’sagt. Wissen S’, da bin ich froh, daß mir des jemand sagt. Wissen S’. Müssen S’ mir sagen, da bin ich dankbar.«
    »Sie sind es nicht anders gewöhnt. Sie beherrschen das ganze schwimmende Hotel. Mit großem Erfolg. Aber müssen Sie so barsch mit einem Fahrer oder einem Kellner sprechen?!«
    »No, sorry, I won’t do it, i werd mi bessan ...«
    Wir prosteten uns zu. »Cheers«, strahlte er.
    Die dicken Inder guckten über ihren Reismassen.
    Meine Geschmacksknospen explodierten. Welch ein Wein! Und das nachmittags um drei! Auf nüchternen Magen!
    »Ja, wissen S’, gnä Frau, bäi Wäinen kenn i mi scho aaus. Cheers.«
    Und dann erzählte mir Hartwin Danz, daß er seit zwanzig Jahren zur See fuhr.
    Zuerst als Schiffsjunge, zum Tassenspülen, auf Deck drei eines Frachters, und später auf einem amerikanischen Luxus-Liner als Steward, dann als Obersteward, Chefsteward, später als Restaurant-Chef ... er sagte »F ‘nd B-Manager«, und ich fragte: »Wat dat dann?«
    »FOOD AND BARRIAGE-MANAGER.«
    Also Freß-ünd-Sauf-Oberhörnchen.
    Und nun war er auf dem besten aller Schiffe, der königlichen »MS Blaublut«, Hoteldirektor. WAHNSINN.
    »Haben Sie keine Familie?«
    »Doch. Hob i. A ... ssupa Frau, zwei ... ssupa Töchta. In Äll
    Äi. Ssupa. Schönes Haus, zwäi Hunde ... ssupa Pferde ...«
    Scheiße. Das Hörnchen war verheiratet! Und auch noch glücklich! So ein MIST!!
    »Und Sie? Ham S’ Familie?«
    »Nee. Nur einen Mann. Rüdiger. Er ist Orgelspieler.«
    Einige neue Gäste betraten das Restaurant.
    Der Waiter wies ihnen einen Tisch in unserer Nähe zu.
    »Sagen Sie ... Sie haben da mal einen Brief erwähnt und ein Foto ...«
    »Schäiße.«
    »Bitte?! Ich würde gern wissen, von wem der Brief ...«
    »Schääiße. Den bring i um.«
    »Wen?« Ich sah mich suchend um.
    Hartwin Danz knallte sein Glas auf den Tisch. »I hab dem Agenten g’sagt, i geh nur in ein Restaurant, wo ich käinen vom Schiff treff. Käinen.«
    »Ja, aber ... hier sind lauter Inder!«
    »Da! Schaun S’!«
    Die Leute, die sich gerade alle hingesetzt hatten, waren tatsächlich vom Schiff.
    Die Hausdame, die Zahlmeisterin, die Leiterin der Touristik und die Hosteß. Vier Weiber. Und sie hatten uns längst entdeckt. »Gemma«, sagte Hartwin sauer.
    Er knallte einen Hundert-Dollar-Schein auf den Tisch und verschwand. Das kannte ich ja alles schon. Mist.
    Ich grüßte verstört die Damen Kolleginnen und hoppelte hinter dem Herrn Hoteldirektor her.
    »Laundry!« herrschte Hartwin Danz unseren klapperdünnen Fahrer an.
    Der Fahrer stammelte etwas und fuhr los.
    »Wäscherei?«
    »Schaun S’ amal. Wie die waschen und färben und arbeiten. Dös is a Wahnsinn.«
    Wieder arbeitete sich unser Wagen durch Gewühl und Gedrängel, wieder bettelten Kinder an Kreuzungen, auf denen es nicht weiterging, wieder betrachtete ich dieses unbeschreibliche Leben da draußen, das eine Mischung war aus Mittelalter und Moderne.
    »Mer könnten uns a Sänfte mieten und zu den Höhlentempeln ‘nauftragen lassen.«
    »Nein.« Ausgeschlossen. Ich ließ mich doch nicht von so mageren ausgehungerten Indern auch noch steile Treppen hinauftragen.
    Wir fuhren an einem

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