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Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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unbeleidigt schweigen. Weißt du, was ich meine?«
    »Ja. Mir geht’s mit dir genauso.«
    »Weißt du, Burrgl, Schatz, i bin eigentlich seit zwanzig Jahren immer alleine. Natürlich sind ständig Menschen um mich herum, und ich tu immer Small talk machen, jeden Tag, Burrgl, JEDEN TAG!! Gnä Frau, wie geht’s, ist alles in Ordnung, ham S’ gut g’schlafen, sind die Kabinen recht, war’s Essen gut, darf i Ihnen an Wein empfehlen ... Aber zum REDEN, Burrgl, zum REDEN hab i niemanden!«
    Wir saßen in einem kleinen Fischrestaurant am Strand von Coromandel.
    Und tranken eiskaltes Bier aus der Dose.
    »Sehr zum Segen«, sagte ich.
    »Cheers«, sagte Hartwin. Und nach einer Weile: »Nun sind wir an einem Punkt angelangt, an dem es nicht mehr weitergeht.«
    »Wie meinst du das?«
    »Dein Vertrag ist zu Ende. Du fliegst in drei Tagen nach Hause. Und ich bleibe auf diesem Schiff.«
    Ich antwortete nichts.
    Wenn er wirklich zurück aufs Schiff ging, dann hatte all dies hier keinen Zweck gehabt. Dann würde ich tatsächlich nach Berlin gehen, in die Penthousewohnung von Jasmin und Kurt Schatz. Kurt würde mein Manager werden, und ich würde mit Jasmin auf Tournee gehen. Es würde bestimmt lustig werden, aufregend und turbulent. Bald schon würde ich genauso viele Abendkleider und Schuhe besitzen wie Jasmin. Wir würden durch die Städte touren und unsere Schlager-Shows abziehen. Dies alles würde uns ungeheuer wichtig sein. Kurt Schatz würde alle Hände voll zu tun haben mit zwei verwöhnten, anspruchsvollen, blonden Powerfrauen, die vor Kreativität und Energie kaum ruhig sitzen konnten. Aber WOLLTE ich das?
    Bestimmt, für einen gewissen Zeitraum. Zwei, drei Monate im Jahr.
    Und sonst? Ich wollte endlich ein Zuhause.
    Bei einem Menschen.
    Bei dem Menschen, den ich liebte.
    Mit dem ich jeden Morgen aufwachen wollte.
    Ich hatte mich längst entschieden.
    Aber Hartwin war noch nicht soweit.
    »Burkharda, was ist? Sitzen wir im Flieger zusammen? Wir fliegen First Class, aber Kurt versucht natürlich, dich upzugraden. Als dein zukünftiger Manager .. .« Jasmin rannte hektisch durch die Eingangshalle. Koffer stapelten und türmten sich, die freundlichen Gepäck-Vietnamesen halfen den Passagieren beim Aussteigen. »Kurt! Wir haben VIERZEHN Koffer! Hast du sie auch alle noch gezählt? Hast du auch die SIEBEN Stücke Handgepäck?«
    »Ja, Liebling. Laß mich gerade noch die Nebenkosten bezahlen, und dann rufe ich uns ein Taxi zum Flughafen.«
    »Nimm einen KLEINBUS, hörst du, Kurt! Burkharda fährt schließlich AUCH noch mit!!«
    Hände wurden geschüttelt, Trinkgeld wurde verteilt, Adressen wurden getauscht. Das Übliche nach einer dreiwöchigen Kreuzfahrt.
    »Ich habe nur einen Koffer«, sagte ich.
    »Das wird sich ändern!« Jasmin kramte einen kleinen Taschenspiegel hervor und puderte sich die Nase. »Wenn wir erst zusammen auf Tournee gehen, dann hast du auch ein Dutzend Koffer!«
    Kurt Schatz, der Besonnene, bezahlte die Nebenkosten. Er war die Ruhe und Gelassenheit in Person. »Siebentausend Mark, Liebling!«
    »KURT!! Sind wir jetzt RUINIERT?!«
    »Aber nein, Liebling. Mach dir keine Sorgen.«
    Wir verteilten noch Trinkgeld an alle, die uns Gutes getan hatten.
    Die nächste Reise war wieder komplett ausgebucht.
    Hartwin Danz und Fred Hahn standen an der Gangway und verabschiedeten jeden einzelnen Gast mit Handschlag.
    »Gute Reise, gnä Frau! – Hat’s Ihnen gefallen? – Beehren Sie uns bald wieder! – Grüßen Sie daheim! – Auf bald, die Herrschaften! – Im Namen der Reederei bedanke ich mich, daß Sie die ›MS Blaublut‹ gewählt haben ...«
    Wenn ich von diesem Schiff wollte, mußte ich an ihnen beiden vorbei. Fred Hahn schaute mich nicht an.
    Ich beobachtete Hartwin, wie er da so steif und verkleidet stand. Auf einmal war ihm diese Uniform zu eng. Ich spürte es. Er fühlte sich nicht mehr wohl darin.
    »Frau Meier?!« Er hatte mich aus den Augenwinkeln gesehen. »Brechen S’ schon auf?« – In der Öffentlichkeit siezte er mich nach wie vor.
    »Auf Wiedersehen, gnä Frau, servus, die Herrschaften ...« Er stand auf seiner Bühne. Seine Show war noch nicht zu Ende.
    Er kramte in seiner Uniform nach einem Schlüssel und drückte ihn mir so unauffällig wie möglich in die Hand.
    »Warten S’ bitte einen Moment. I kümmer mich gleich um Ihr Gepäck! – Auf Wiedersehen ... habe die Ehre ... gute Reise, Vorsicht auf der Gangway ... guten Flug ...«
    Ich nahm den Schlüssel. Es war sein

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