Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)
Machos sollen mal sehen, daß es auch Frauen gibt, die einen eigenen Willen haben!«
»Aber sie wollen es nicht ... vielleicht schänden wir gerade ein Heiligtum!«
»Diese Macho-Schweine! Beschneiden ihre Frauen ...!«
»Bitte, Liebling! Du bist hier im Sultanat zu Gast!«
»Das ist mir scheißegal! Los, Kurt! Mach jetzt das verdammte Foto!« Sie setzte sich wieder in Positur und verzog den Mund zu einem fotogenen Schnütchen.
Die Leibeigenen des Sultans zogen nun ihre Krummdolche.
Kurt begann zu schwitzen. »Liebling, steh doch besser auf! Sie wollen es nicht.«
»Sag ihnen, wir sind zwei bekannte deutsche Sängerinnen!«
Kurt Schatz sagte es den böse blickenden Henkersknechten auf Englisch. Aber wie ich schon geahnt hatte, interessierte es sie nicht wirklich, wer da auf des Sultans Pupskissen saß. Sie fuchtelten in wilden Drohgebärden mit ihren Maschinengewehren.
»Liebling! Sei doch kooperativ! Sie MÖCHTEN es nicht!«
»Sag ihnen, daß ich Jasmin Power bin! Und für den ›Echo‹ nominiert!«
»Es interessiert sie nicht, Liebling!«
»Und daß du der neue Manager von Burkharda Meier bist! Los! Sag ihnen das! Die haben ja keine Ahnung, wen sie vor sich haben!«
Ich krabbelte bescheiden unter der Absperrung hindurch. »Ist schon gut, Jungs, nehmt die Knarre runter!«
Jasmin gab sich geschlagen. Wütend überkletterte sie die Schnur. »It is MIR doch egal, what for an image your Sultanat has!! MY image is not better with a foto in the Sultan’s Palace! But YOUR image could be better with such a V.I.P. like me!!«
Damit stolzierte sie erhobenen Hauptes von dannen.
»Guck dir mal diese Kleider hier an!« Sie zog mich am Arm zu einem goldenen Schaukasten, in dem mehrere Puppen unter der Last von Brillanten und Gold schier zusammenbrachen. »Das ist alles echt! Echte Brillis! Tausende!«
Ich dachte kurz an das Geburtshaus von Gandhi in Bombay,
an die kärgliche Ausstattung dort, und fand, daß Bescheidenheit doch eine Zier sei.
»War übrigens echt nett von dir, uns gestern noch so kurzfristig an den Käpt’ns-Tisch zu holen«, sagte Jasmin. »War doch ein superschöner Abend mit dem Käpt’n und deinem süßen Hartwin!«
»Keine Ursache«, antwortete ich. »Es waren kurzfristig zwei Gäste ausgefallen.«
Was ja rein grammatikalisch nicht ganz richtig war.
Der eine war umgefallen. Und die andere war reingefallen. Und daran waren sie schließlich selber schuld.
Neuseeland! Endlich waren wir wieder da! Es war genau ein Jahr her, daß ich hier am Meer entlanggejoggt war.
Und all mein Tun und Streben nur Fred gegolten hatte.
Damals war Fred ganz ausnahmsweise mal für mich vom Schiff gegangen. Ich hatte mich auf der Stelle in dieses Stückchen Erde verliebt. Und davon geträumt, hier mit Fred zu leben.
Jetzt war ich nicht mehr in Fred verliebt.
Aber immer noch in Neuseeland.
Hartwin und ich mieteten uns einen Wagen und fuhren drei Tage lang durch das satte Grün. Vieles erkannte ich wieder. Anderes erschien mir noch viel schöner als zuvor. Wir bummelten durch die kleinen freundlichen Städtchen, wir saßen lange in einer Kiwi-Farm im Sonnenschein, wir joggten am Strand entlang, wir schliefen in kleinen verschwiegenen Landhotels.
»So ein Hotel wäre ein Traum«, sagte Hartwin. »Ich würde es ganz klein und ganz fein aufziehen, wir würden der Geheimtip für gestreßte Europäer und Amerikaner sein.«
»Wir würden mit unseren Gästen wandern und Bike-Touren machen«, schwärmte ich. »Wir würden ihnen Neuseeland auf ganz besondere Weise nahebringen.«
Hartwin schaute mich lange nachdenklich an. »Du wärst eine Wahnsinnswirtin.«
Ich sagte nichts. Solange er den Konjunktiv benutzte, wollte ich ihn in seinem Denkprozeß nicht stören.
Wir wanderten durch die herrlichen Berge, die so sehr an die Schweiz erinnerten.
»Hier könnte man ein traumhaftes Relax-Hotel hinstellen«, sagte Hartwin. »Für den individuellen Einzeltouristen, der anspruchsvoll und gebildet ist. Nicht diese Club- und Animations-G’schichten, die überall aus dem Boden wachsen. Dies hier müßte ein richtiges Kleinod sein. Mit den erlesensten Weinen. Und dem allerbesten Essen. Wir würden nur ganz wenige Zimmer einrichten, aber ganz exklusiv und fein, nichts für den Massentourismus.«
Konjunktiv. Könnte, wäre, hätte, müßte.
Das wäre Ihr Preis gewesen.
Hartwin war ein richtiger sturer Steirer. Hinter seinen Schläfen arbeitete es.
Ich ließ ihn in Ruhe.
»Es ist ein Traum mit dir. Mit dir kann man
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