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Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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kärglichen Holzhütten auf meterhohen Stelzen keine Augenweide.
    Wir tuckerten in sengender Hitze auf Booten um die Elendsbehausungen herum. So etwas hatte ich noch nie gesehen: ganze Dörfer, ganze Siedlungen auf dem schmutzigbraunen Wasser. Die Bewohner konnten nur mit Booten zu ihren Hütten gelangen, um dort an morschen, rostigen Eisenstufen hinaufzuklettern und über marode Holzbretter zu balancieren.
    Es war kaum vorstellbar, daß da wirklich Menschen wohnten, denn die Hütten waren verfallen und düster. Nur die Wäsche an den Fenstern zeugte davon, daß hier kinderreiche Familien hausten. Wo konnten diese Kinder spielen? Sobald sie den Fuß vor die Hütte setzten, liefen sie Gefahr, in das metertiefe gelbbräunliche . Wasser zu fallen. Hinter dem scheußlichen Gewässer aber erhob sich der prächtigste, prunkvollste und bombastischste Palast, den ich je gesehen hatte: der Wohnsitz des Sultans. Er hatte 187 Zimmer und einen Garten, in dem man sich verlaufen konnte.
    Die Frau des Sultans verließ niemals den Palast. Das hätte ich an ihrer Stelle auch nicht getan.
    »Sie hat dort alles, was ein Mensch braucht«, sagte unsere Reiseleiterin. »Vom Kino über den Golfplatz, über Tennisanlagen mit Flutlicht, über ein eigenes Showtheater ...«
    »Bei dem Sultan will ich eine Show!« sagte Jasmin allen Ernstes zu Kurt Schatz. »Der soll mal eine oder zwei Millionen abdrücken!«
    »Ja, Liebling«, sagte Kurt Schatz. »Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    Wir stiegen aus den Booten.
    »Da vorne ist ein Geschäft!« Jasmin stolzierte schon wieder mit erhobenem Haupt davon.
    »Liebling! Bitte! Wir wollen den Sultanspalast besichtigen!«
    »Sind da Abendkleider?«
    »Bestimmt, Liebling. Komm, gib deinem Herzen einen Stoß!«
    Wir wanderten mit unserer Gruppe zu diesem die Augen blendenden Palast. Welch ein Prunk!
    Wir mußten alle die Schuhe ausziehen, um ehrfurchtsvoll die heiligen Hallen zu betreten, in denen man des Sultans Odem atmen durfte. Schon im riesigen Vorraum war die Sänfte zu besichtigen, in der man den Sultan nach seiner Krönung durch die Stadt getragen hatte. Sie war von der Größe eines Klassenzimmers. Aus edelstem Ebenholz, mit massivem Gold verziert. Unter der Last dieser Sänfte waren wahrscheinlich Hunderte von Leibeigenen tot zusammengebrochen. Aber Hauptsache, der Sultan war gut draufgekommen. Die aus den Elendshütten hatten bestimmt nichts von dem Spektakel mitbekommen, weil sie nicht durch das Brackwasser hatten schwimmen können, um bei ihrem Sultan zu sein.
    »Dieser miese, ausbeuterische Widerling!« Jasmin war stincsauer. »Und daß ich hier die Schuhe ausziehen muß, ist der Gipfel! ICH erkälte mich hier auf dem eiskalten Fußboden, aber das interessiert den Sultan natürlich nicht!!«
    »Liebling, bitte fasse dich!«
    Wir besichtigten alles, was mit dem Sultan zu tun hatte. Seine goldenen Toiletten, seine massiv goldenen Spuckbecken, seine Uniformen und Gewänder, sein vier mal vier Meter großes gelbes Sitzkissen aus Seide und edlem Brokat.
    »Da hat der reingepupst«, sagte Jasmin verächtlich.
    Die Leute aus unserer Reisegruppe sandten ihr einen irritierten Blick. Die Reiseleiterin räusperte sich verlegen.
    »Dieses Macho-Schwein!« Jasmin keuchte vor Entrüstung. »Kurt, mach ein Foto von Burkharda und mir auf dem Kissen!«
    »Gern, Liebling. Das werde ich dann der BUNTEN zum Abdruck anbieten.«
    Wir setzten uns in verführerischer Pose auf das Pupskissen, das doch immerhin hinter purpurnen Seilen auf einem güldenen Vorsprung lag.
    Sofort ging schrill eine Alarmanlage los.
    »Kurt! Sag ihnen, sie sollen das ausmachen! Das hat mich tierisch erschreckt!«
    »Ja, Liebling. Ich suche jemanden, der das abstellt!«
    Kurt hantierte geschickt mit seinen Fotoutensilien, seinem Stativ und seinen dicken Objektiven. Unsere Reisegruppe stand wie erstarrt. Die Reiseleiterin war fassungslos. Da WAGTEN es zwei blonde Touristen-Tussis, sich auf des SULTANS ureigenstes Pupskissen zu setzen!!
    Sofort schossen einige uniformierte Sicherheitsbeamte mit Krummdolch herbei. Mit harschen Gebärden forderten sie uns auf, umgehend von diesem Kissen aufzustehen!
    Wohlerzogen und bescheiden, wie man in Geilenkirchen ist, sprang ich sofort auf. »‘tschuldigung, Jungs, war nicht böse gemeint. Wenn sich bei uns in der Geilenkirchener Kirche ein Sultan auf den Altar setzen würde, wäre unser Pfarrer auch beleidigt.«
    »Burkharda! Bleibst du wohl sitzen!« Jasmin zog mich verärgert am Ärmel. »Diese

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