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Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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alle drauf sind.
    »Sach ma, eeh ... wie heißt du noch mal ...«
    »Burkharda“, sagte ich.
    »Wat isn des für ‘n Name? Henn isch noch nie gehört!«
    »Dann nenn mich weiter Katze«, sagte ich.
    »Det fällt mir ehrlisch gesagt leischtä. Aber ich sach hier für alle weiblische Wesen Katze. Nich, daß de mir bös bist am End!«
    »Nee, Kater, ist gebongt«, sagte ich cool.
    »Was de da singst, nee, also sei mir net bös ...«
    »Nee. Bin ich nicht. Also was?!«
    »Also diese ... Arie da ... nix für ungut, aber isch mein, un der Fred meint och ... dieses Gejaule ...«
    »Der Fred?« Mein Herz begann laut zu schlagen. Hatte er das etwa nicht mega-super-hyper-genial gefunden, was ich da gestern abend geleistet hatte?
    »Der find des aunet ... saaremermol ... brilljant!«
    »So. Findet er also nicht.« Mein Herz sank in die Hose.
    »Nee, du ... des ... sei mir net bös, isch mein des net persönnlisch, nee, nich, daß de denkst, isch will disch jetzt ... saaremermol ... verletze ...«
    »Nein, nein«, heuchelte ich. Dabei verletzte er mich, der kleinwüchsige Tontechniker aus Saarbrügge! Und WIE er mich verletzte!! Mir mitzuteilen, daß Fred, der unnahbare Kreuzfahrtdirektor, meinen Gesang ... nicht ... gut fand!! GEJAULE!! Ich wollte in den Ozean springen.
    »Hat der ... Herr Hahn ...«, ich schluckte, »... GEJAULE gesagt?«
    »Nee, du, nich, daß de misch jetz mißverstehst, des hätt der so direkt nit gesaacht, aber ... saaremermol ... so ähnlisch hat der sich usgedrückt.«
    »WIE ähnlich?«
    »Des kann isch jetz so wörtlisch net mehr widdergebbe. So ... GESINGE oder so.«
    Ich erschlage dich, kleinwüchsiger Tontechniker. Wieso verdirbst du mir mein Leben, jetzt, hier, an dieser Stelle? Gerade, wo es anfängt, Spaß zu machen!
    »Und ... was ... willst du mir jetzt sagen?«
    »Desde ... dein Dings ... dein Reberdoaar ... hier net anbringe kannst.«
    »Keine Opernarien?, Kein Kunstlied? Kein Schubert, Schumann, Brahms, Hugo Wolf?«
    »Nee, Katze, des lockt hier kain hinnäm Oowen vor.«
    »Aha.« Ich lehnte mich kraftlos an die verwaiste Bar. »Und warum sollte ich um zehn zur Probe kommen?«
    »Weil der ... Dings ... der Pianist, der soll jetz was mit dir einübe. Was Neues.«
    O Gott, das durfte nicht wahr sein! Aussteigen. Ich wollte von Bord. Auf welche Weise auch immer. Zu Lande oder zu Wasser.
    In dem Moment schob sich die dicke Diseuse mit der angeklebten Locke über dem linken Auge zur Tür herein.
    Hinter ihr kam Lars-Dars.
    Sie fledderte mir einen Packen Noten auf den Tresen. »Hier. Soll ich dir geben. Schöne Grüße vom Kreuzfahrtdirektor.«
    »Wa... was?« Mir wurde heiß und kalt, und ich fühlte meine Flecken kommen, besonders den einen auf der Stirn, der aussieht wie Afrika.
    »Sollst du alles singen. Bitte sehr.«
    »Aber Klara-Viktoria!« stammelte ich entgeistert. »Das ist alles deine Literatur!«
    »Ich bin in die ›Prinzessin-Caroline-Bar‹ verbannt!«
    Sie durchbohrte mich mit eisigem Blick aus dem einen wäßrigen Auge. Das andere war ja zugeklebt.
    »Was soll das heißen?«
    »Du hast die große Opernstimme und füllst diesen Saal«, sagte Klara-Viktoria unfroh. »Ich hab die kleine Stimme und darf nach Mitternacht in der Bar singen. Schönen Tag dann noch!«
    Sie drehte sich um und ließ mich nur noch ihren ausladenden Hintern schauen. Lars-Dars blieb an meiner Seite.
    »Mensch, das wollte ich doch nicht!« schnaufte ich.
    »Laß mal, Burkharda, da muß die durch.« Lars-Dars schien mit seinem Schicksal nicht so unzufrieden.
    Larry, der Tonknecht, drückte mir ein Mikro in die Hand. »Hier, probier des omol. Da mußt disch dran gewöhne, abbä des wird schon klabbe!«
    Ich schaute auf das Mikro wie andere Leute auf ein Eis, das sie nicht bestellt haben.
    Lars-Dars nahm mich an der Hand und ging mit mir auf die Bühne. Er schlug den Deckel vom Flügel auf und begann mit dem Vorspiel zu »Kann denn Liebe Sünde sein?«.
    Ich kannte alle diese Lieder vom Hören, aber bei uns in Geilenkirchen sang man so was nicht.
    »Jeder kleine Spießer macht das Leben mir zur Qual«, sang ich, und durch das Mikrophon ging das ganz leicht, »denn er spricht nur immer von Moral; und was er auch denkt und tut, man merkt ihm leider an, daß er niemand glücklich sehen kann. Sagt er dann: Zu meiner Zeit gab es so was nicht! Frag’ ich voll Bescheidenheit mit lächelndem Gesicht:
    Kann denn Liebe Sünde sein? Darf es niemand wissen, wenn man sich küßt, wenn man einmal alles vergißt, vor

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