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Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Glück?«
    »Gut!« schrie Lars-Dars und nickte bestätigend. Seine schönen, langen Locken flogen.
    »Was die Welt auch spricht von mir, das ist mir einerlei«, sang ich begeistert weiter, »ich bleib’ immer nur der Liebe treu! Ach, die Frau’n, die soviel spotten, tun mir höchstens leid; meine Damen, bitte, nur kein Neid! Keine Frau bleibt doch immun, wenn ein Mann sie küßt; jede würd’ es gerne tun, wenn’s auch verboten ist ...«
    »Geil!« schrie Lars-Dars. Hinten ging die Tür auf. Die dicke Diseuse? Meinetwegen. Sollte sie nur hören, wie gut das klang, wenn jemand echt Stimme hatte.
    »Kann denn Liebe Sünde sein? Darf es niemand wissen, wenn man sich küßt, wenn man einmal alles vergißt, vor Glück?«
    Hahaha, guck doch, wie glücklich dein Lars ist, wenn er mal ‘ne richtige Sängerin begleiten darf! Der taut ja regelrecht auf, der Junge!
    »Kann das wirklich Sünde sein, wenn man immerzu an einen nur denkt, wenn man einmal alles ihm schenkt, vor Glück?«
    Lars-Dars spielte göttlich, so leicht und so peppig, und er warf dabei seine Locken auf und ab, und ich fühlte mich frei und lokker, das Mikro verstärkte meine Stimme, es hallte im Saal wider, und sogar die Putzmänner in ihren Goldknopfuniformen hatten sich aufgerichtet und hörten mir begeistert zu. Und in dem Moment gewahrten meine Augen an der Bar eine uniformierte Gestalt. Sie hatte vier Streifen auf der Schulter. Und sie rauchte.
    »Niemals werde ich bereuen, was ich tat und was aus Liebe geschah, das müßt ihr mir schon verzeihen, dazu ist sie ja da! Liebe kann nicht Sünde sein, doch wenn sie es wär’, dann wär’s mir egal, lieber will ich sündigen mal, als ohne Liebe sein!«
    Etwas atemlos stand ich auf der Bühne und starrte gegen das grelle Licht. Die Staubkörnchen sausten hin und her. Die Putzmänner klatschten. Larry in der Technik klatschte auch. Sogar Lars-Dars klatschte.
    Die rauchende Gestalt hinten an der Bar drückte ihre Zigarette aus und verließ den Saal. Die schwere Eisentür fiel krachend hinter ihr ins Schloß.
    Später am Nachmittag suchte ich mir an Deck einen freien Liegestuhl. Ich hatte zwanzig neue Lieder geprobt und war körperlich und stimmlich fix und fertig.
    Lars-Dars hatte mir alle Noten in die Hand gedrückt und mir aufgetragen, diese bis übermorgen abend auswendig zu lernen. Zuerst wollte ich aber etwas Tagebuch schreiben. Dies hier wollte ich für mein Schatzkästlein der Erinnerungen aufbewahren. Wenn ich wieder in Geilenkirchen war, alt und grau, und es regnete, dann würde ich mein Tagebuch von der »MS Blaublut« hervorholen und gleich wieder gute Laune haben.
    Ich schlenderte also über das Sonnendeck. Überall dösten scheintote Sträflinge. Wollsocke, der Lebenslängliche mit den vielen schweren Ketten und Handschellen, ließ sich gerade wieder von seiner Frau den Nacken einreiben. Oh, und da lag ja auch Familie Adlerhorst! Sie war in einen pinkfarbenen Bademantel gehüllt und hatte ein feinmaschiges Netztuch um ihren Haarturm geschlungen. Er lümmelte klein und fettleibig mit einem drittklassigen Schmuddelkrimi neben ihr und trank Whisky. Die Aufseher mit den tadellos sitzenden Uniformen flitzten um sie herum, leerten Aschenbecher und füllten Gläser.
    »Gnädige Frau?« sagte einer von ihnen aufmunternd zu mir, als ich mich in einen leeren Stuhl fallen ließ.
    »Wasser!« stöhnte ich.
    »Der Stuhl ist BESETZT!« krächzte eine Vogelscheuche aus der Schattenreihe.
    »Meinen Sie mich?« Ich wollte schon wieder aufspringen. »Sie bleiben da LIEGEN!« Eine Frauenhand drückte mich wieder in den Stuhl.
    »Ich kann auch gerne aufstehen ...«
    »LIEGENBLEIBEN!!« Die Frau hinter mir schrie auf die Schattenseite hinüber: »Weggegangen, Platz vergangen!!«
    »Das ist von Beginn dieser Reise an MEIN STUHL!!« krächzte die Vogelscheuche von gegenüber wieder.
    Die anderen Passagiere schreckten aus ihrer Döserei auf. Auch Rudolf in seinen Plastiklatschen und die anderen Saufbrüder, die vor einer Champagnerflasche im Eiskühler hingen, beobachteten das kleine Zwischenspiel voller Interesse. Rudolf zückte sofort die Videokamera. Ich wollte mich erneut erheben, doch die Frau hinter mir drückte mich mit aller Kraft zurück. »DIESER STUHL GEHÖRT DER REEDEREI!« keifte sie quer über den Swimmingpool. »UND NICHT IRGENDEINEM PASSAGIER, DER SICH FÜR WAS BESSERES HÄLT!!«
    »Aber meine Damen!« Der Oberdecksteward mit seinen zwei Streifen auf der Schulter kam herbeigeflogen. Im ersten Moment

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