Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
Vom Netzwerk:
hatte ich schon gedacht, es sei der Kreuzfahrtdirektor, und komischerweise fing mein Herz ganz unrhythmisch an zu klopfen. Aus dem Augenwinkel sahen diese Burschen auch alle gleich aus. »Bitte, meine Damen, dieses kleine Problem läßt sich doch ganz leicht beheben!«
    Der Oberdecksteward wedelte zwei philippinische Sklaven heran, und diese zauberten einen frischen Liegestuhl herbei, den sie peinlich genau neben mir aufstellten.
    »So, meine Damen. Nun können Sie beide in der Sonne liegen.«
    »Ich will aber nicht DEN Stuhl, ich will MEINEN Stuhl!« keifte die Vogelscheuche aus dem Schatten.
    »Auch noch UNVERSCHÄMT werden!« brüllte die mit der Eisenhand, die mich immer noch festhielt.
    »Die KÜNSTLER gehören ÜBERHAUPT nicht auf das PASSAGIERDECK!« zeterte die Vogelscheuche. »Die haben auf Deck drei einen EIGENEN SWIMMINGPOOL!«
    Das war mir neu. Aber ich war ja auch noch nie auf Deck drei gewesen.
    »Was das für eine KLOAKE ist, können Sie sich ja selbst mal anschauen!« keifte nun wieder meine Festhalterin. »Sie sind zwar WELTREISENDE, aber noch lange kein MENSCH ERSTER KLASSE!!«
    »Aber meine Damen! Hier gibt es NUR Menschen erster Klasse«, versuchte der Decksteward zu beruhigen.
    Ich blinzelte hilflos in die Sonne. Träumte ich, oder wachte ich? Wer war denn der Kerl mit den Streifen auf der Schulter, der sich da über mich beugte?
    »Frau Meier, kommen Sie bitte in mein Büro!«
    Doch. Das war die markige Baßstimme von Fred Hahn, dem arroganten Kreuzfahrtdirektor.
    Immerhin ließ mich die Kampfhenne hinter mir aufstehen.
    »Das ist auch RICHTIG so!« zeterte die Weltreisende aus dem Schatten. »Pfeifen Sie Ihre Leute ruhig zurück, Herr Hahn! So geht das ja nicht! WIR sind hier die zahlenden Gäste!«
    Rudolf und die anderen Säufer über der Champagnerflasche machten »Buh!« und pfiffen wie auf dem Fußballplatz. Rudolf ließ die Videokamera sinken. Gelbe Karte. Oder war das schon die rote?
    Ich schlang mir eines von diesen blauen Badehandtüchern um die Hüfte und trabte barfuß hinter dem Kreuzfahrtdirektor her. In der Hand hatte ich den Stapel Noten. Ausgerechnet die dicke Klara-Viktoria, die natürlich ebenfalls im Schatten lag, sah mir schadenfroh hinterher.
    Fred Hahn hielt mir eine Eisentür auf – »Staff only« – und führte mich über schmucklose Gänge durch den Crewbereich. Schließlich öffnete er eine Tür zu einem Büro.
    Am Schreibtisch saß eine von diesen schlanken Schönen, die gestern abend Champagner ausgeschenkt hatten. Am Computer hockte die zweite Schöne, und am Drucker stand die dritte.
    »Fred, was wird denn jetzt aus deiner ›Versteckten Kamera‹?« fragte die eine. »Soll ich das nun ins Programmheft schreiben oder nicht?«
    .»Alle mal raus hier«, sagte der Hahn, und die Hühner flatterten davon.
    »Patricia, hol uns mal Kaffee!«
    Der Hahn kramte eine Marlboro aus der Brusttasche und zündete sie sich an. Mit einer Arschbacke hockte er sich auf den Schreibtisch.
    »Versteckte Kamera?« fragte ich neugierig.
    »Ach, ich probier da was. Aber das steckt noch in den Kinderschuhen. Nehmen Sie Platz.«
    Das tat ich, im Badeanzug, Handtuch um die Hüften und mit zwanzig dicken Notenbänden auf dem Schoß.
    »Wir haben Sie heute morgen etwas überfallen«, sagte Fred Hahn, indem er den Rauch gegen das Bullauge blies.
    »Sie haben mich auch gestern abend überfallen«, sagte ich lässig. »Das scheint eine Ihrer interessantesten Eigenschaften zu sein!«
    Fred stutzte. Auch noch schlagfertig, diese Landpomeranze aus Geilenkirchen!
    »Wir haben Ihnen da mal ein anderes Programm vorgelegt.«
    Was heißt hier wir, dachte ich. Du hast es deinen Larry-hol-schon-mal-den-Wagen-Knecht machen lassen.
    »Im Meeting heute morgen haben wir über die Künstler auf dieser Reise gesprochen.«
    »Wer ist wir?« wagte ich einzuwerfen.
    »Der Kapitän, der Hoteldirektor, meine Assistentinnen, die Sekretärin, die Chefstewardeß und ich. Wir sind uns alle einig: Die dicke Diseuse singt so grauenvoll, daß ich sie nicht im großen Saal auftreten lassen kann.«
    »Aha«, sagte ich und wartete ab.
    Patricia, die langbeinige Sekretärin, kam herein, warf mir einen undefinierbaren Blick zu und stellte zwei Tassen Kaffee neben den Kreuzfahrtdirektor auf den Schreibtisch.
    »Laßt uns mal hier einen Moment in Ruhe«, sagte Fred Hahn.
    Der Blick, den mir Patricia zuwarf, war noch undefinierbarer als der vorige. Ich ließ meine Augen schweifen. Hunderte von Künstlerfotos hingen an den Wänden,

Weitere Kostenlose Bücher