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Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition)

Titel: Mord an Bord: Roman (Allemand) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Handflächenstoß ins Gesicht, hebe ihn mit dem Knie ein bißchen hoch und ... zack Stirn nach hinten drücken – er ist über Bord! JA! Er ist über Bord! Das Ganze hat im besten Fall fünf Sekunden gedauert! Das ÜBEN wir jetzt noch mal!!«
    Die Kursteilnehmer klatschten Beifall.
    Anna schmiß fünfundzwanzig aufgeblasene Streifenhörnchen unters Volk.
    Nein. Was ein Spaß.
    Die fünfzig Kursteilnehmer entsorgten die Schwimmhörnchen in Sekundenschnelle.
    Zack, zwischen die Beine ein Knie, dann zwei Finger in die Augen, gleichzeitig mit voller Wucht das Gesicht nach hinten gedrückt, nun bücken, die Beine nach oben, und – ZACK!! – das Feindbild über Bord geschmissen. Bestenfalls in die sich drehende Schraube. JA!
    In mir loderten Mordgefühle. Ich würde den Fred über Bord schmeißen! Ich hatte es genau beobachtet, wie leicht das war. Heute abend, wenn wir wieder abgelegt hatten, würde ich ihn auf das Fitneßdeck locken. Und in Vortäuschung der falschen Tatsache, ihm Zärtlichkeiten zukommen lassen zu wollen, würde ich ihm den Ellbogen unters Kinn pressen, ihm gleichzeitig das Knie in die Weichteile stoßen und ihm zwei Finger in die Augen stechen. Dann würde ihm gar nichts anderes übrigbleiben, als sich nach hinten zu lehnen – und dann, DANN würde ich blitzschnell seine Beine fassen und ihn mit Fak-Sao und Handkantenschlag gegen die Kniekehlen rückwärts über die Brüstung werfen. Die Schraube würde harakiri, harakiri, harakiri vor sich hin blubbern, wie sie das immer tat, und dann wäre Mister Streifenhorn weg. Aus meinem Leben getilgt. Und ich könnte endlich wieder mit Appetit am sich biegenden Buffet vorbeiwandern. Entspannt und voller seelischer Kälte ging ich mit den anderen in glühender Hitze an Land.

Arm in Arm marschierten wir fünf Freunde, Ulrichch und Jürgi, Anna, Gloria und ich, durch den Swanston Walk, Melbournes Fußgängerzone. Zwischen den modernen Hochhaussilhouetten gab es noch viele viktorianische Häuser, die in der heißen Sonne strahlten. Die verspiegelten Bankfassaden der ultramodernen Prunkbauten blendeten. Alte grüne Straßenbahnen ratterten quietschend um die Kurve. Wir betrachteten das Parlamentsgebäude, neben dem eine neugotische backsteinfarbene Kirche geradezu klein wirkte. Alte Welt und neue Welt – ganz dicht nebeneinander. Es herrschte Hochbetrieb in den Straßen. Gloria und Anna blieben an jedem Modegeschäft stehen, »Flüdderken kucken«, wie Gloria sich ausdrückte. Ich war zu beschäftigt mit meinen Gedanken an Fred. Obwohl Ulrichch ja so verknallt in mich war, konnte man hervorragend mit ihm und dem stillen Jürgi über alles reden.
    Ich erzählte den beiden von Freds gestrigem Besuch in meiner Kabine.
    »Der liebt dichch«, sagte Jürgi Bürgi. »Sichcher.«
    »Der ist ein Arschlochch«, sagte Ulrich. »Sichcher.«
    »Das eine schließt das andere nicht aus, odr«, sagte Jürgi Bürgi. Ulrich schaute ihn säuerlich an.
    Anna und Gloria wollten ins »Myers«, den größten Konsumtempel der südlichen Hemisphäre, wie im »Polyglott« zu lesen war. Wir durchschlenderten die gigantischen Geschäftspassagen. Hier drin war alles voll klimatisiert, schön kühl. Während die Mädels weiter an Fummeln herumfühlten, wanderte ich mit Ulrichch und Jürgi durch die Royal Arcade. In meiner Seele bin ich ein Kerl. Ich muß nie Flüdderken gucken, nie. Wenn ich was zum Anziehen brauche, dann kaufe ich es. Fertig. Und ich brauchte nichts. Ich hatte irgendwie keinen Blick für Weltliches. Ich war immerfort nur mit meinem Fred-Problem beschäftigt. Liebt er mich? Und wenn, warum? Und wie stark? Liebt er mich nicht? Und wenn, WARUM NICHT?? Und wie kann ich ihn dazu bringen, daß er mich liebt? Und wenn er mich liebt, warum zeigt er’s nicht? Oder warum zeigt er’s auf so spätpubertäre Weise? Ist es aber nicht gerade das, was mich so wahnsinnig reizt?
    Fragen über Fragen. Ich starrte einfach nur so vor mich hin. Und WARUM war mir das mit Ulrichch passiert? Nicht, daß ich es bereute. Aber es war einfach überflüssig gewesen. Ich hoffte, mein heißgeliebter Fred würde es nie, nie erfahren.
    »Hallo, Burkharda, bist du noch auf dieser Welt?«
    Jürgi Bürgi wedelte vor meinen Augen herum.
    »O ja, natürlich.«
    »Er liebt dich. Aber er ist nicht der Richtige.«
    Wir betrachteten eine wunderschöne alte Uhr aus der englischen Kolonialzeit und schlenderten dann weiter Richtung Bahnhof, wo wir die St. Paul’s Cathedral bestaunten.
    »Ein Meisterstück der

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