Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition)
riss sich zusammen und unterdrückte den Schmerz.
„Sie sehr verspannt.“
„Ja, ich weiß“, stöhnte Rauscher, „ich müsste mich öfters mal massieren lassen. Aber meistens vergess ich es einfach oder hab keine Zeit. Kennst du einen Mann mit so einem Zwirbelbart … Oberlippenbart, so an den Seiten nach oben stehend.“ Rauscher nahm seine Hände zu Hilfe und zwirbelte sich zur Schau einen Oberlippenbart im Gesicht zurecht. Puglug nickte zwar, antwortete aber:
„Nein, ich noch nix gesehn.“
Rauscher hatte genug. Seine Fitness war wieder hergestellt. Als er angekleidet war, fühlte er sich so stark wie lange nicht mehr. Sein Rücken war geschmeidig; ein Gefühl zum Bäume ausreißen. Er zahlte, verabschiedete sich von Puglug und versprach, wieder vorbeizuschauen.
Als er das klimatisierte Health-Center verließ, brannte es leicht auf seiner Haut, so heiß war die Luft draußen. Er wollte kurz hoch in sein Zimmer, da bemerkte er die beiden Gucci-Ladys an der Rezeption. Er änderte abrupt seine Richtung, ging zu einem Prospektständer in der Nähe, aus dem er von oben nach unten sämtliche Prospekte nacheinander entnahm und anschaute. Unterdessen hörte er aufmerksam zu:
„Wir möchten diese Tour buchen. Da, sehen Sie hier. Tour Nummer eins. Zu diesem Tempel. Mit dem Fest.“ Eine der Gucci-Damen zeigte dem Rezeptionisten die Bilder der Tour in einer kleinen, bunten Broschüre.
„Ja, genau, die hier“, sagte die andere Gucci-Frau.
Der Mann hinterm Tresen nahm die Namen der beiden Ladys auf, kassierte vierzig Euro und erklärte, dass der Fahrer sie übermorgen, um halb acht, am Hotel abholen würde. Die Ladys bedankten sich und verschwanden. Sie hatten Rauscher nicht beachtet. Er sprach den Rezeptionisten an:
„Hallo, ich möchte an der gleichen Tour teilnehmen wie die Damen.“ Der Rezeptionist sagte: „Aloha.“
Rauscher fand das mittlerweile gar nicht mehr witzig und nahm sich vor, das T-Shirt nicht mehr anzuziehen. Dann erkundigte er sich nach der gebuchten Tour.
„Die Damen haben gebucht Tour Nummer eins“, erläuterte der Rezeptionist, „Start übermorgen um halb acht ab Hotel. Dann Fahrt nach Batubulan, Besuch von Silberschmied, danach zum Barong-Tanz, das ist traditional balinese dance, um halb zehn, dann weiter zu Kehen-Tempel, dort Tempelfest. Bitte Sie nehme Ihre Sarong mit. Sie keinen Sarong, dann Sie sich können leihen. Dann weiter über Bangli in dem Norde von Bali nach Kintamani, was liegt am Fuß von Vulkan, Gunung Agung' mit sehr, sehr schöne Blick auf Batur-See. Mittagspause und weiter nach Absprache oder zu freie Verfügung. Es geben noch viele Möglichkeit. Der Besakih-Tempel, größte Heiligtum von Insel, Besuch von tropischen Garten oder Künstlerdorf Ubud. Wie Sie möchte.“
„Ja super. Dann melde ich mich jetzt an.“
„Okay. Oh, ich sehe gerade …“ Er blätterte in dem Heft, blickte hoch, „Tour Eins leider voll. Nächste Tour Eins erst in einer Woche. Das mir tut leid. Sie auch an anderen Tour teilnehmen wollen?“
„Nein, auf keinen Fall“, sagte Rauscher, „es muss diese Tour sein. Absolut. Die oder keine. Sehen Sie bitte zu, dass ich noch einen Platz bekomme.“
„Ja, mal sehen, da ausgebucht, wird schwer was machen.“ Rauscher zückte sein Portemonnaie, legte das abgezählte Geld für die Tour auf den Tresen, nahm einen weiteren 10-Euroschein und drückte ihn dem Rezeptionisten in die Hand.
„Das ist für ihre Mühe. Mein Name ist Rauscher, Andreas Rauscher. Danke vielmals.“ Er drehte sich um und ging. Der Rezeptionist stand da, ziemlich perplex. Erst wollte er Rauscher zurückrufen. Aber beim Anblick der 10-Euronote überlegte er es sich anders, strich einen Namen im Anmeldeheft und ersetzte ihn durch Andreas Rauscher.
2.
Rauscher saß auf einer Bank und genoss die Aussicht über den langen Sandstrand und den azurblauen Indischen Ozean. Hundert Meter im Wasser lag das Riff vor Sanur. An seine Felsen brandete in starken Wellen die See. Gleichmäßig, schäumend, beruhigend.
Die Luft roch leicht nach Algen und Tang. Kaum jemand war im Meer schwimmen, denn das Wasser war die ersten zwanzig Meter sehr niedrig. Ebbe. Eine Frau sammelte Muscheln. Ihr ging das Wasser gerade mal bis zu den Knien.
Rauscher überlegte, wie er vorgehen sollte. Als ein sanfter Wind seine Nase streichelte, schloss er die Augen und ließ seine Gedanken treiben. Streicheln und Kuscheln mit Lena am warmen Sandstrand. Die Füße umspült vom Meer. Die Wonne auf Erden,
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