Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition)
dachte Rauscher. Er bekam eine leichte Gänsehaut.
„Hallo.“ Eine Hand klopfte Rauscher von hinten auf die Schulter. Er drehte sich überrascht um und blickte in türkisgrüne Augen, umrundet von vielen Sommersprossen und flatternden, langen rotblonden Haaren.
„Ich bin Doris Maurer, die Schwester von Horst. Und Sie sind Herr Rauscher? Der Mann an der Rezeption zeigte mir, wo Sie sitzen.“
„ Ahh, Frau Maurer. Sie haben mich gerade aus einem wunderschönen Traum geholt … Naja, auch egal. Ja, ja, ich bin Andreas Rauscher. Freut mich sehr, Sie kennenzulernen … Oh entschuldigen Sie, natürlich erstmal, mein Beileid.“ Rauscher wollte Frau Maurer die Hand drücken, doch sie wich aus.
„Schon gut, schon gut. Ehrlich gesagt, ich weine ihm keine Träne nach. Ich möchte Ihnen nichts vorspielen. Wir hatten kein gutes Verhältnis, auch wenn ich seine kleine Schwester bin. Mein Bruder war viel unterwegs, auf Reisen. Ich habe mich nie sonderlich dafür interessiert, und wir haben uns höchstens alle Schaltjahre gesehen. Deshalb war ich auch so überrascht, dass man mich benachrichtigt hat. Aber wen hätten Sie auch sonst benachrichtigen sollen?“ Doris Maurer drehte sich um, blickte nach links, nach rechts, nach vorne und hinten. Sie nahm einen kräftigen Zug Meeresbrise und genoss offensichtlich ihr Ankommen auf Bali. Rauscher sah sofort, dass sie wesentlich jünger war als ihr Bruder.
„Es ist wunderschön hier“, sagte Doris Maurer, „hätte ich mir denken können. Wo mein Bruder zu verkehren pflegt, muss es schön sein. Ich gehe erstmal eine Runde schwimmen, bin doch ziemlich schlapp nach dem langen Flug. Am besten im Pool, was? Das Meer ist ja gerade nicht da. Kommen Sie mit?“ Rauscher nickte und folgte ihr.
„Kennen Sie schon die Details des Mordes?“, fragte er.
„Lassen Sie mich bloß damit in Ruhe.“
„Ich dachte ja nur …“
Sie näherten sich dem Pool. Doris Maurer zog ihr T-Shirt mit dem Aufdruck „Seesaw“ und ihren bunten Sommerrock aus und legte beide Teile auf eine Sonnenliege. Rauscher musste kurz schlucken. Sie trug einen der knappsten Bikinis, den er jemals gesehen hatte, und gab darin eine sagenhafte Figur ab.
Nachdem sie ins Wasser gesprungen war, schwamm sie langsam eine Bahn nach der anderen, und Rauscher folgte ihr am Beckenrand.
„Sind Sie immer so schweigsam? Ich dachte, Kommissare fragen einem Löcher in den Bauch.“ Irgendwie kam sich Rauscher vor wie Kleindoofi mit Plüschohren.
„Woher wissen Sie eigentlich, dass ich Kommissar bin?“
„Hat mir dieser balinesische Kommissar erzählt, dieser Padanck oder wie er heißt. Und er hat auch erzählt, dass er Sie verdächtigt, weil Sie der Letzte waren, mit dem Horst gesehen wurde.“
„Und? Verdächtigen Sie mich auch?“
„Eigentlich nicht. Sie sind doch ein ganz Lieber, oder? Einen Mord trau ich Ihnen jedenfalls nicht zu.“ Rauscher grinste. Sah er wirklich so lieb aus? Er gab nichts auf das Äußere von Menschen, denn er hatte schon zu oft danebengelegen.
„Ich mir auch nicht. Aber vielleicht war ich's ja doch. Immerhin hatten wir ganz schön gebechert. Also ehrlich gesagt: Ich weiß nicht mehr so genau, wie ich in mein Bett gekommen bin.“ Doris Maurer schwamm gleichmäßig und kam dabei nicht außer Atem. Sie war in guter Form, das war offensichtlich. Rauscher griff sich kurz an seinen kleinen Bauchansatz. Lena sagte immer, dass sie ihn sehr sexy finde und jeden einzelnen seiner knapp hundertachtzig Zentimeter mochte.
„Na, Sie sind mir ja einer: ein Kommissar, der trinkt, bis er nichts mehr weiß; ein Kommissar, der sich selbst beschuldigt, einen Mord begangen zu haben; und ein Kommissar, der augenscheinlich noch immer im Dunkeln tappt. Was soll ich davon bloß halten?“
„Sie haben recht.“ Rauscher fuhr sich durch seine kurzen dunklen Haare und seine Miene war in diesem Moment nicht die glücklichste.
„Ich ärgere mich selbst, weil ich immer noch keine vernünftige Spur habe.“ Es war schon der zweite Tag ohne weiteren Hinweis, aber zaubern konnte er schließlich auch nicht. Immerhin war die Polizei kein Stück weiter als er. Doris Maurer kam klitschnass aus dem Pool, rubbelte sich mit dem Badetuch ab, warf die wild-verstruppelten Haare nach hinten und konterte lachend:
„Strengen Sie sich gefälligst an. Wo ein Mord ist, ist auch ein Mörder. Oder seh ich das falsch?“ Dieser Weisheit konnte Rauscher nicht widersprechen.
Sie strich sich mit den Fingern durch die Haare, zog T-Shirt
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