Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition)
Aber ich dachte, da kann ich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden und ein paar Worte mit Ihnen wechseln. Immerhin habe ich schon erfahren, dass Sie mit ihm liiert waren.“
„Na, Sie sind mir ja ein ganz Gerissener. Horcht einen aus, ohne dass man es mitkriegt. Was wollen Sie denn sonst noch wissen?“
„Haben Sie hier auf Bali jemanden mit einem markanten Oberlippenbart gesehen? So ein gezwirbelter. Der fällt sofort auf.“
„Ja, ja. Natürlich. Der ist mir schon öfter aufgefallen. Am Strand und am Pool. Ist ja nicht zu übersehen mit diesem Ding da im Gesicht. Und ich bin mir sicher, dass ich ihn von früher kenne. Nur weiß ich nicht, in welche Schublade ich ihn stecken soll.“ Frau Herbst sprach dazwischen:
„Der ist mir auch aufgefallen. Er schlich die ganze Zeit am Strand vor dem Hotel herum oder am Pool. Zusammen mit einem anderen. So ein Unscheinbarer. Mitte vierzig, braunes, kurzes Haar. Die zwei verhielten sich irgendwie seltsam, als ob sie irgendwas beobachteten.“ Sofort dachte Rauscher an den Typen von der Poolbar, der Maurer in seiner Anwesenheit angesprochen hatte.
„Wissen Sie zufällig, ob die beiden auch im Hotel wohnen?“
„Keine Ahnung, weißt du das Helene?“
„Also, den einen habe ich mal gesehen, wie er in der Anlage des Nachbarhotels herumlief. Wissen Sie, diese kleine Bungalowanlage links neben dem Grand Hotel.“
„Danke für die Auskunft, vielleicht bringt uns das weiter.“
„Wer ist denn uns, wenn ich fragen darf?“
„Ich meine mich und Kommissar Padang, den Chef der hiesigen Polizei. Noch eine Frage, Frau von Talheim: Sind Sie Maurer hier zufällig begegnet? Ich meine, ist schon merkwürdig, wo Sie ihn doch nicht ausstehen können.“
„Verehrtester, wir sind so oft unterwegs, da lässt es sich gar nicht vermeiden, mal einen Bekannten zu treffen. Ich habe ihn gar nicht beachtet. Mir ist es inzwischen schnuppe, was er treibt. Er hatte ja schon immer einen Hang, sich mit diesen Kindern abzugeben.“ Sie machte eine schnippische, wegwerfende Bewegung. Maurer hatte früher ihren Stolz verletzt, das stand für Rauscher zweifelsfrei fest.
Der Aufbruch nahte. Die Gruppe sammelte sich vor dem Bus. Das junge Pärchen wartete bereits. Jetzt fotografierte er sie auf dem Vordersitz. Der Reiseleiter rauchte gemütlich zu Ende, und dann ging es weiter. Auf dem Rückweg gab es mehrere Sehenswürdigkeiten, die der Reiseleiter aufzählte. Angesichts der fortgeschrittenen Zeit entschieden sich die Teilnehmer für einen kleinen Abstecher zu einem Wasserheiligtum, einem kleinen Stopp an Reisterrassen und als Abrundung zur Besichtigung eines tropischen Gartens.
Rauscher bekam von diesem Teil der Fahrt nicht mehr allzu viel mit. Er grübelte. Inzwischen musste er feststellen, dass viele im Hotel Maurer von früher kannten oder schon mal etwas mit ihm zu tun hatten. Aber Bayan? Musste er nur deshalb dran glauben, weil er den Toten gefunden hatte? Hat er vielleicht den Mörder noch gesehen und versucht, ihn zu erpressen? Jetzt fiel Rauscher Madé wieder ein und ihr Streit mit Bayan. Hatte sie etwas mit dem Mord zu tun? Schwer vorstellbar, dachte Rauscher.
Während die anderen sich das Wasserheiligtum ansahen, blieb Rauscher im Bus sitzen, öffnete lediglich die Tür, damit heiße Luft hereinströmen konnte. Das Heiligtum lag in einem wunderschönen, grünen Tal, umgeben von Dschungel. In einigen Becken badeten Einheimische, ein Akt der religiösen Waschung und Reinigung.
Nach zehn Minuten stiegen alle wieder in den Bus ein. Sie fuhren ein Stück und schon mussten alle wieder raus. Reisterrassen, wohin das Auge blickte. Hier, nahe Ubud, waren sie besonders schön angelegt. Echte Kunstwerke. Dieses nasse, tiefe Grün der Reispflanzen. Wenn Rauscher nicht geahnt hätte, wie mühsam die Arbeit im Reisfeld ist, hätte er ins Schwärmen geraten können.
Die nächste Station war ein eigens von der balinesischen Regierung angelegter tropischer Garten. Hier studierte man Wachstum, Widerstandsfähigkeit und Artenvielfalt der Pflanzen. Der Reiseleiter stellte einige dieser Pflanzen vor, deren Namen Rauscher noch nie gehört hatte: den heiligen Banyan, ein für Südostasien typischer Feigenbaum; eine Pflanze mit Betelnüssen, bei deren Genuss eine aphrodisierende, rauschhafte Wirkung eintritt. Dann gelangten sie an einen Baum mit sonderbar stachligen Igel-Früchten und der Reiseleiter erläuterte:
„Das ist Durian. Man sagt Königin von Früchte. Manche sagen Stinkfrucht“. An
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