Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition)
sauer verdient.“
Zu dieser Zeit, kurz nach ein Uhr nachts, war kaum jemand auf dem Hotelgelände unterwegs. Die meisten schliefen. Einige wenige saßen noch an der Poolbar und nahmen den letzten Drink. Hin und wieder durchzuckte ein herzhaftes Gelächter die Stille. Das kam von der Poolbar. Dann war es wieder still. Man konnte die Grillen zirpen hören.
„Madé, du wirst mir nicht entkommen. Nein, mir nicht.“
Der Zwirbelbart schaute sich vorsichtig um, denn als er auf das Hotelgelände kam, hatte er die Hilfspolizisten gesehen. Einer kauerte auf einem Stuhl und schlief, sein Kopf nickte immer wieder nach vorne. Der andere saß auf dem Boden, kaute auf etwas herum und blickte geistesabwesend in den Himmel. Padang wäre nicht stolz auf seine Wachen gewesen, wenn er das gesehen hätte, dachte der Zwirbelbart und ging seelenruhig an ihnen vorbei.
Kurze Zeit später kam er dort an, wo er hin wollte: bei den Zimmern der Bediensteten. Er blieb stehen, duckte sich hinter einen Busch und beobachtete die Lage. Kein Mensch war zu hören oder zu sehen.
„Haha, Madé, gleich wirst du dein blaues Wunder erleben.“
Wäre jemand in der Nähe gewesen, hätte dieser jemand sein psychopathisches Lachen weithin gehört. Er wartete noch eine Weile und ging dann langsam auf das Zimmer von Madé zu. Als er davorstand, klopfte er leise. Drinnen raschelte es. Madé ging zur Tür und fragte auf balinesisch „Wer ist da?“
„Ich bin‘s.“
„Wer ist ich?“
„Na ich bin's. Mach bitte auf.“
Madé öffnete gutgläubig die Tür. Sofort sprang der Zwirbelbart hinein, und noch bevor sie schreien konnte, legte er ihr eine Hand auf den Mund, zog mit der anderen ein Messer und hielt es ihr an die Kehle.
„Wenn du wagst, einen Ton zu sagen, bist du tot. Kapiert?“
Madé wimmerte und nickte mit dem Kopf.
„So, du kleine Schlampe. Du sagst mir jetzt sofort, wo das Geld von Maurer ist.“
Madé schüttelte den Kopf.
„Hat er dir nichts davon erzählt?“
Wieder schüttelte sie den Kopf.
„Ich warne dich, wenn du mich anlügst, mach ich dich auf der Stelle kalt.“
Madé gab leise Töne von sich. Der Zwirbelbart löste die Hand etwas.
Leise sagte sie:
„Maurer mir nichts erzählt. Er nur gesagt, wir gehen nach Deutschland.“
Zwirbelbart lachte:
„Hahaha, typisch Maurer. Der Alte hat jeder Schlampe das Gleiche erzählt. Dabei wollte er hier bleiben. Er hatte hier ganz andere Sachen vor.“
Madé sagte etwas lauter:
„Nein, er wollte mit mir gehen nach Deutschland. Wirklich.“
Jetzt lachte der Zwirbelbart laut auf:
„Hahahaha. Ja, ja. Und du hast ihm das abgekauft. Schön blöd.“
Mit einem Ruck löste sich Madé aus den sie umklammernden Armen und stieß dabei eine Lampe aus Ton vom Nachttisch. Sie fiel zu Boden und zerbrach. Es klirrte laut hörbar. Der Zwirbelbart sprang auf und schrie:
„Scheiße, du kleine Schlampe, wenn ich dich in die Finger kriege.“
Madé riss die Tür auf und schrie aus Leibeskräften. Der Zwirbelbart sprang hinter ihr her. Madé rannte hinaus. Mehrere Türen von anderen Zimmern öffneten sich. Lichter gingen an. Drei Balinesen stellten sich dem Zwirbelbart, der immer noch das Messer in der Hand hielt, in den Weg.
„Haut ab, ihr Schweine. Lasst mich durch.“ Er stach ruckartig nach vorne in die Luft. Die Balinesen hielten respektvoll Abstand, so dass er sie nicht erreichen konnte, und wichen immer wieder gekonnt zurück, wenn die Klinge gefährlich nahe kam. Durch den Lärm waren die beiden Hilfspolizisten aufmerksam geworden. Sie bewegten sich auf die Zimmer der Bediensteten zu, als plötzlich Madé an ihnen vorbeirannte, sie auf balinesisch anschrie und mit dem Finger hinter sich deutete. Beide zogen ihre Pistolen. Der eine zog sein Handy, verständigte sofort die Polizeistation und bat um Hilfe.
Inzwischen hatte sich der Zwirbelbart mit dem Messer einen Weg durch die Balinesen erstochen und Madés Verfolgung aufgenommen. Er kam allerdings nicht weit, denn jetzt standen ihm die beiden Hilfspolizisten gegenüber.
„Weg da, ihr Idioten, macht den Weg frei.“
Die Hilfspolizisten dachten überhaupt nicht daran. Nochmals konnten sie ihn nicht entkommen lassen. Sie hatten keine Lust auf einen erneuten Ausraster ihres Chefs. Beide hielten dem Zwirbelbart die Pistolen vor die Nase.
„Messer weg!“
Der Zwirbelbart reagierte überhaupt nicht.
„Messer weg! Los!“
Wieder keine Reaktion. Die Situation wurde langsam kritisch. Der Zwirbelbart fuchtelte wild mit dem
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