Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition)
Strand. Im tiefen Sand ging das Laufen etwas schwerer, deshalb lief er dicht am Wasser. Dort war der Sand fest. Die Brandung kam schwach, so dass er keine Bedenken hatte, ins Wasser zu treten.
Je näher er zum Hotel kam, desto mehr Bäume standen auf dem oberen Teil des Strandes. Dazwischen hatten die Masseurinnen, die nicht zum Hotel gehörten, ihre Liegen, wo sich tagsüber die Touristen am Strand massieren lassen konnten.
Langsam kam Rauscher außer Puste. Laufen im Sand war doch anstrengender, als er gedacht hatte. Es waren noch fünfzig Meter bis zum Hotel, als er etwas Großes, Menschenähnliches auf einer dieser Liegen sah.
Rauscher wunderte sich, dass um diese Uhrzeit schon jemand am Strand war und näherte sich der Liege.
Da erkannte er es.
Keine zehn Meter trennten ihn von der Liege.
Ein Mensch, der Kleidung nach Balinese, lag bäuchlings darauf.
In seinem Rücken steckte Kris, der heilige Dolch.
Er lief schneller zur Liege, kniete sich daneben in den Sand und drehte das Gesicht um.
Rusli blickte ihn mit toten Augen an. Nur am weißen, durchstochenen Hemd war verkrustetes Blut zu sehen. Die Leichenstarre hatte bereits eingesetzt. Demnach war er schon mindestens ein bis zwei Stunden tot. Jetzt war es halb sieben. Wieder ein Mensch, dessen Körper nur noch Hülle und dessen Seele auf dem Weg zu den Göttern ist, dachte Rauscher und schlug mit der Faust in den Sand:
„Scheiße, hört das denn nie auf.“ Dann sprang er auf, rannte an die Rezeption und sagte dem Nachtportier, der um diese Zeit noch Dienst hatte, was geschehen war und dass er umgehend Kommissar Padang verständigen solle.
Als er wieder draußen war und Richtung Strand blickte, sah er nichts von der Leiche. Erst als er den Strand, der zum Wasser hin abfiel, wieder betreten hatte, konnte er die Liege mit Rusli sehen. Er ging zu ihm. Eine deutlich zu erkennende Schleifspur führte weg von der Liege. Er verfolgte sie und kam keine zehn Meter von der Poolbar entfernt auf die Hotelanlage. Rusli wog nur knapp sechzig Kilo. Den konnte jeder dort hingezogen haben.
Rauscher ging zurück zu Rusli, setzte sich neben ihn in den Sand und starrte aufs Meer. Seine ganze Energie war wie weggeflogen. So saß er noch, als zehn Minuten später Padang mit seinen Leuten eintraf.
2.
Padang setzte sich neben Rauscher in den Sand und begrüßte ihn nicht.
„Ich habe gedenkt, wir haben Mörder.“
Rauscher verstand nicht, was er meinte, und zuckte mit den Schultern.
„Heute Nacht. Wir haben gefangen Zwirbelbart. War hier in Hotel. Hat Madé bedroht mit Messer. Mein Leute ihn festgenommen.“
„Gut gemacht, Kommissar. Aber haben Sie wirklich geglaubt, dass er der Mörder ist?“
„Ich habe gehofft.“ Kommissar Padang blickte jetzt ebenfalls ruhig aufs Meer, nur sein Gesichtsausdruck verriet inneren Hass.
„Toter ist Rusli, der Kellner. Wieder ein Verehrer von diese Madé. Sie Teufelsweib. Meine Leute schaffen Toten weg. So schnell wie möglich. Damit Gäste nichts kriegen mit. Jetzt noch alle schlafen.“
„Ja gut.“ Rauscher hatte Grübelfalten auf der Stirn. Er schwitzte noch nach vom Joggen. Dann sagte er:
„Wieder ein Verehrer von Madé. So geht das nicht weiter. Ich werde mit ihr ein ernstes Wörtchen reden müssen.“
„Warum sie eigentlich so früh hier?“
„Ich war Laufen. Joggen, verstehen Sie Kommissar? Das macht man bei uns, um sich fit zu halten.“
Padang nickte.
„Menschen machen komische Dinge.“
Rauscher lachte. Da konnte er dem Kommissar nur recht geben.
Padang stand auf:
„Ich jetzt auf Polizeistation verhören Zwirbelbart. Vielleicht ich kriege etwas aus ihm raus.“
„Viel Glück. Wir sehen uns heute noch. Am besten nachmittags.“
Rauscher blieb noch einen Moment sitzen. Rusli wurde bereits abtransportiert. Duschen, frühstücken, Ruslis Kammer durchsuchen, Madé aufsuchen. Das war die Reihenfolge, die Rauscher sich für die nächsten Stunden vorgenommen hatte. Und vorher noch Doris Maurer erzählen, dass sie keine Angst mehr vor dem Zwirbelbart haben musste. Zumindest für sie begann dieser Tag ganz vielversprechend.
3.
„Na, schon wieder ein Erpresserbrief?“
„Nein, ein Fax aus Deutschland.“
Doris Maurer saß auf der Couch im Appartement mit einem Zettel in der Hand, als Rauscher zur Tür hereinkam.
„Vom Notar meines Bruders. Der Nachlassverwalter hat in den Unterlagen von ihm ein Schweizer Konto entdeckt, von dem nichts im Testament erwähnt ist. Scheint eine beträchtliche Summe drauf zu
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