Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition)
Messer und versuchte, einen der Polizisten am Bauch oder am Arm zu erwischen. Der andere gab einen Warnschuss ab. Ins Gras, genau neben den rechten Fuß des Zwirbelbartes.
„Messer runter! Los jetzt!“
Der Zwirbelbart sprang hoch und merkte, dass sie ernst machen würden. Er nahm die Hände hoch, tat so, als ob er sich ergeben würde. Da schnellte seine Faust nach vorne, und er warf das Messer mit der Klinge genau auf die Brust des rechten Hilfspolizisten. Entweder war dieser sehr gewandt oder der Zwirbelbart hatte schlecht gezielt, jedenfalls verfehlte ihn das Messer und flog mit einem lauten „Pflock“ in den Stamm einer kleinen Palme, die rechts am Weg stand.
Der Zwirbelbart reagierte als Erster, drehte sich schnell um und lief davon. Die beiden Polizisten hinterher. Der eine warf sich von hinten auf ihn und riss ihm die Beine weg. Beide krachten brutal auf den Boden. Sie lagen übereinander mit Schrammen und Schürfwunden im Gesicht und an den Armen. Der andere Polizist zog die Handschellen hervor und legte sie dem Zwirbelbart, der auf dem Bauch lag, an. Einige der Bediensteten kamen angelaufen. Sie hatten die Szene aus etwas Abstand beobachtet. Und kurze Zeit später erschien Padang. Auch Madé wurde wieder gefunden. Sie hatte sich vorsichtshalber im Health-Center versteckt.
Padang war zufrieden. Morgen würde er dem deutschen Kommissar den Zwirbelbart präsentieren. Die balinesische Polizei hatte den Mörder dingfest gemacht. Endlich hatte der ganze Spuk ein Ende. Padang war sehr stolz auf seine Männer. Vielleicht würde er die beiden, die ihn überwältigt hatten, sogar befördern.
Er selbst, der Chef persönlich, würde den Zwirbelbart vernehmen und, wenn nötig, ein Geständnis aus ihm herausprügeln. Warum nur hatte er drei Menschen umgebracht, einen Erpresserbrief geschrieben und zwei Frauen überfallen? Padang war das immer noch ein Rätsel.
In dieser Nacht schlief Rauscher besonders gut und ahnte nichts von den Ereignissen auf der Hotelanlage. Er träumte von einer einsamen Insel im Meer. Nur er und Lena waren dort. Sie schwammen, schnorchelten und liebten sich den ganzen Tag. Das war das Paradies. Vergessen die Realität.
Zehnter Urlaubstag
1.
Draußen Morgengrauen.
Beim Aufwachen in aller Herrgottsfrühe hatte Rauscher noch ein gutes Gefühl. Das Magengrummeln war weg, und fiebrig fühlte er sich auch nicht mehr. Um halb sechs krähte der erste Hahn. Kurz danach stand er auf, warf sich im Bad ein bisschen Wasser ins Gesicht, zog seine Trainings-Shorts, ein Lauf-Shirt von Asics und seine Laufschuhe an und ging auf eine kleine Runde joggen. Doris Maurer schlief noch tief und fest.
Rauscher wollte wieder fit werden, neue Energie tanken. Der Durchfall und das Fieber hatten an seinen Kräften gezehrt.
Als er aus dem Hotel trat, streckte bereits die Sonne ihre roten Krallen über die Insel aus. Ein wunderschönes Postkartenbild der Bucht von Sanur. Die Luft war klar und noch angenehm kühl. Tautropfen lagen auf den Blättern und glitzerten. Nicht mehr lange, dann würde die Sonne sie aufsaugen. Es kam Rauscher vor, als ob die Erde atmete. Die Natur lebte. Sie holte Luft und schöpfte neue Kraft für den anstehenden Tag. Eine solche Harmonie erlebte man in Deutschland selten, dachte Rauscher.
Die ersten langsamen Schritte waren noch verhalten, wie eingerostet kam er sich vor. Doch dann, nach einigen hundert Metern, ging es schon besser. Muskeln, Gelenke, Sehnen und Knochen waren geschmiert und liefen in einem wunderbaren Rhythmus. Seine Atmung war anfangs japsend gewesen, pendelte sich aber rasch ein und begleitete ihn bald ruhig in den beginnenden Tag. Er schwitzte stark, aber das war ihm jetzt nicht mehr unangenehm. Er hatte das Gefühl, dass mit dem Schweiß auch der ganze Dreck aus dem Körper gespült wurde. Das Laufen reinigte ihn von innen. Sein gleichmäßiger Schritt machte auch seinen Kopf frei für neue Gedanken und weckte seinen Spürsinn. Eine positive Empfindung breitete sich aus.
Zunächst lief er ein paar hundert Meter auf dem gepflasterten Weg an der Strandpromenade entlang. Er genoss die Aussicht auf das friedliche Meer und die Palmen, die am Weg gepflanzt waren. Er merkte gar nicht, wie die Zeit verging, aber plötzlich war er schon im Ortsteil Semawang. Beim Restaurant „Mama Putu“ drehte er um und lief den Weg zurück. Fünfhundert Meter vorm Grand Hotel Bali Beach verließ er den befestigten Weg und lief über den dreißig Meter breiten, zum Wasser abfallenden
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