Mord auf Bali: Ein Urlaubs-Krimi (German Edition)
sein.“
„Na, dann bist du ja jetzt reich.“
„Sieht so aus. Aber es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, wenn man nicht weiß, woher das Geld stammt.“
Rauscher zog sein verschwitztes T-Shirt aus und hängte es über das Balkongeländer zum Trocknen. Dann nahm er sich ein Wasser aus dem Kühlschrank und setzte sich auf einen Stuhl.
„Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht. Welche willst du zuerst hören?“
Sie überlegte kurz.
„Von schlechten Nachrichten habe ich eigentlich genug. Aber damit wir's hinter uns bringen.“
„Okay, ich habe gerade Rusli gefunden. Tot am Strand. Der Kellner von der Poolbar, weißt du? Genauso erdolcht wie die beiden anderen.“ Doris Maurer griff sich an die Stirn.
„Und jetzt die gute: Padang hat den Zwirbelbart. Seine Männer haben ihn heute Nacht geschnappt.“ Die Miene von Doris Maurer hellte sich sofort auf.
„Wow, na das ist ja wirklich mal eine gute Nachricht.“
Wo sie ihn geschnappt hatten, verschwieg Rauscher. Er wollte sie nicht unnötig aufregen.
„Ich gehe jetzt duschen. Es liegt noch ein Haufen Arbeit vor mir.“ Rauscher verschwand im Badezimmer.
Nach kalter Dusche und vorsichtigem Frühstück, er wollte seinen Magen noch ein wenig schonen, ging Rauscher zu Ruslis Kammer. Padang hatte den Wachposten instruiert und so konnte Rauscher unbehelligt eintreten und die Kammer durchsuchen. Er stöberte durch Ruslis Kleiderschrank, schaute unterm Bett, warf einen Blick in die Schubladen der Kommode.
Nichts Ungewöhnliches.
Auf dem Nachttisch stand ein Bild. Rusli im Kreise seiner Familie. In einem kleinen Dorf, wohl im Norden Balis. Es war eine große Familie: Kinder, Erwachsene, Greise. Alle elegant gekleidet. Sah nach Familienfest aus.
Dann fiel Rauscher eine kleine Kiste auf, die unter einem Stuhl stand. Er nahm sie hoch, stellte sie auf eine Kommode und öffnete sie. Ein paar persönliche Dinge waren darin. Ein kleines, mit Steinen verziertes Messer, eine Uhr mit Lederarmband, eine Kette mit bunten Steinen, ein Pass. Zudem lagen noch einige Zettel darin. Alle mit indonesischen Schriftzeichen. Als Rauscher die Zettel zurücklegen wollte, fiel ein zusammengefaltetes Papier auf den Boden. Er hob es auf und faltete es auseinander. Es war ein Telegramm in deutscher Schrift.
„Komme übermorgen an. Maschine aus Frankfurt. Hol mich am Flughafen ab. Dann regeln wir das Geschäftliche. Hast du dich um die Mädchen gekümmert? H. M.“
H.M. konnten nur die Initialen von Horst Maurer sein. Rauscher musste sich einen Moment setzen. Jetzt war es eindeutig. Rusli und Maurer kannten sich. Sie hatten vor, etwas „Geschäftliches“ zu regeln. Aber von welchen „Mädchen“ sprach Maurer in dem Telegramm? Vielleicht steckte Bayan auch mit drin. Er musste unbedingt die persönlichen Dinge von Bayan durchsuchen. Padang hatte, kurz nach dem Tode Bayans, die Kammer durchsuchen lassen und nichts Wichtiges entdeckt. Vielleicht gab es auch ein Telegramm an Bayan, kam es Rauscher in den Sinn.
Einen Moment lang dachte er an die letzte SMS von Lena. Sie wollte wissen, was er denn so Schreckliches erfahren hatte. Und er hatte ihr geschrieben, dass Rusli vielleicht bei der organisierten Kinderprostitution auf Bali mitmische. Wie auch immer. Vorstellbar war mittlerweile alles.
Rauscher schloss die Kiste, steckte das Telegramm und die anderen Zettel ein, sah sich noch einmal um und ging dann wieder hinaus. Die Spuren werden heißer, dachte er.
4.
In rasantem Tempo rauschte das kleine, grüne Bemo durch die staubtrockenen Straßen von Sanur. Der Fahrer, ein Balinese von vielleicht fünfunddreißig Jahren mit freundlichem Gesicht, lächelte und umklammerte das klapprige Lenkrad. Er schnitt die Kurven, drehte sich zu Rauscher um, der sich krampfhaft festhielt, und sagte immer wieder „Schumacher, hihihi, Schumacher, hihihi, Schumacher“.
Auf dem Weg zur Polizeistation betrachtete Rauscher aus dem Bemo heraus das hektische Treiben auf dem Markt. Menschen drängelten sich im Gewühl, unterhielten sich, handelten miteinander, machten Geschäfte, boten Waren feil: Gemüse, Gewürze, Fleisch, Fisch, Pflanzen, Kaffee, Tabak. Im Vorüberfahren erblickte er wortlos umher laufende Touristen, die fotografierten und staunten über die bunte Farbenpracht, die exotischen Gerüche, die vielen Händler. Plötzlich blitzte es an einem Stand, wie Metall in der Sonne. Er bat den Fahrer anzuhalten und trat an den Stand heran. Im Angebot hatte der Händler verschiedene Spielzeuge
Weitere Kostenlose Bücher