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Mord im Bergwald

Mord im Bergwald

Titel: Mord im Bergwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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jedenfalls gesagt.«
    Irmi sah Andrea überrascht an. Na, da steckte doch was in dem Mädchen. »Hat sie sich nicht gewundert, dass die Polizei aus Garmisch anruft?«
    »Gewundert schon, aber ich hab ihr gesagt, wir hätten seine Zeugenaussage verschludert, der Computer sei abgestürzt, und nun müssten wir alles noch mal aufnehmen. Sie wusste eh schon von dem Vorfall in Mittenwald. Er hat es ihr erzählt. Die beiden haben wohl noch erstaunlich viel Kontakt.«
    Der letzte Satz aus Andreas Mund klang ungläubig. Wie konnte man noch mit einem Typen in Kontakt stehen, der einen jahrelang betrogen und gedemütigt hatte? Das kam in ihrem Weltbild nicht vor.
    Irmi lächelte die junge Kollegin an. »Na, das haben Sie ja prima gemacht. Gute Idee mit dem Computer. Wissen wir denn nun, wie wir Orlowski erreichen können?«
    »Ja, das wissen wir. Das Problem ist, dass Orlowski einige Tage auf dem Brünnstein-Haus ist. Da gibt's auch ein Telefon. Die Hüttenwirtin war ziemlich z'wider und hat gesagt, dass der Orlowski mit einer Jugendgruppe irgendwo Richtung Seeonalm unterwegs sei. Ich hab drum gebeten, dass er mich zurückruft, aber die machte mir nicht den Eindruck, als würde sie ihm das ausrichten.« Andrea wirkte richtig aufgeräumt.
    »Wo ist denn das Brünnsteinhaus?«, fragte Irmi.
    »Ich hab auf einer Karte nachgesehen, das ist oberhalb von Oberaudorf. Der Brünnstein ist 1619 Meter hoch und der Hausberg von Oberaudorf.«
    »Na, das ist ja der nächste Weg, oder!«, maulte Kathi.
    Das war wohl wahr. Ziemlich das falsche Ende der Alpenkette, zumindest von Garmisch aus betrachtet.
    »Hilft aber nichts, wir fahren da jetzt hin«, sagte Irmi.
    »Jetzt?« Kathi starrte von Irmi zu Andrea und wieder zurück.
    Auf einmal platzte Irmi der Kragen. »Ja, jetzt! Gleich! Sofort! Orlowski ist ein Verdächtiger, und du bist Polizistin. Wenn dir das nicht passt, dann kündige halt! Es gibt schöne Berufe mit geregelten Arbeitszeiten. Da kann man dann auch ausgiebig seinem Privatleben frönen.«
    Es war still. Andrea sah betroffen zu Boden. Kathi hatte schon ausgeholt zu einer heftigen Erwiderung, aber die Worte erstarben irgendwo auf dem Weg von ihrer aufgewühlten Seele bis zum Mund. Irmi tat ihr Ausbruch leid, aber sie war immer noch nicht in der Lage, endlich Klartext mit Kathi zu reden. Sie schluckte. »Wir fahren in fünf Minuten.«
    Weil die Strecke über Tölz und Miesbach immer etwas von einer Expedition hatte und man zu jeder Tagesund Nachtzeit hinter Lkw und Sightseeing-Fahrern herkroch, beschloss Irmi, durchs Inntal zu fahren. Bis Seefeld herrschte Schweigen.
    »Fahr bloß nicht zu schnell. Die blitzen hier ständig«, sagte Kathi schließlich.
    Das war eine Art Friedensangebot.
    »Ja, deine Landsleute sind und bleiben ein Volk von Passwegelagerern«, sagte Irmi.
    »Besser, als gar nichts aus dem Leben gemacht«, erwiderte Kathi heiter.
    Auch das war etwas, womit Irmi nicht zurechtkam: Kathi war hochexplosiv, sie hüpfte wie Rumpelstilzchen um ihre selbstentfachten Feuer, sie trotzte wie ein Kind. Aber nach einer massiven Verpuffung war alles wieder in Ordnung. Kathi war definitiv nicht nachtragend. Sie konnte zur Tagesordnung übergehen, wenn es in Irmi immer noch grummelte.
    Irmi hatte feine Antennen für Missstimmungen, und nach so einer Gewitterentladung war für sie die Luft immer noch aufgeladen. Bei ihr dauerte es lange, bis sie sich wieder gut fühlte. Menschen wie Kathi machten es sich leicht: Sie ließen Dampf ab und hinterließen verbrannte Erde. Über die sie selbst aber hinwegschritten, als würden sie die züngelnden Flämmchen am Boden gar nicht wahrnehmen. Menschen wie Kathi brachen auf zu neuen Taten, ohne einen Blick zurück zu werfen. Und bei der leisesten Irritation entzündeten sie neue Feuer.
    Irmi kurvte den Zirler Berg hinunter und auf die österreichische Autobahn. Sie hatte ein Jahrespickerl – auch das zu einem sittenwidrigen Wegelagererpreis – , weil sie sich mit ihm ab und zu in Österreich traf. Er hatte da beruflich zu tun, einmal hatten sie dem Leben sogar vier ganze Tage in Igls abgerungen. Waren in der Axamer Lizum auf der Bärenhütte gesessen und hatten Würstl mit Majonnaise gegessen. In Birgitz hatten sie einem Huhn, das in selbstmörderischer Absicht über die Straße gestürzt war, gerade noch ausweichen können. Hatten den Gipfellift am Patscherkofel bewundert, den musealen Einersessel, der sich hinaufarbeitete zum glatzköpfigen Gipfel. Waren unter dem Goldenen Dachl gestanden

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