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Mord im Pfarrhaus

Mord im Pfarrhaus

Titel: Mord im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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gewisse Dame, und was glauben Sie, wohin diese gewisse Dame ging? Sie bog in die Straße zum Pfarrhaus, aber zuvor schaute sie ganz merkwürdig die Straße hinauf und hinunter – um zu sehen, ob jemand, den sie kennt, sie beobachtet, stelle ich mir vor.»
    «Und der kleine Vogel…», fragte ich.
    «Besuchte gerade den Fischhändler – im Zimmer über dem Laden.»
    Ich weiß, wohin die Dienstmädchen an ihrem freien Tag gehen. Ich weiß, wohin sie nie gehen, wenn sie es vermeiden können – an die frische Luft.
    «Und was glauben Sie, um welche Zeit?» Miss Wetherby beugte sich geheimnisvoll vor. «Kurz vor sechs.»
    «An welchem Tag?»
    Miss Wetherby stieß einen kleinen Schrei aus. «Der Tag des Mordes natürlich, habe ich das nicht gesagt?»
    «Ich habe es vermutet. Und der Name der Dame?»
    «Beginnt mit einem L», sagte Wetherby und nickte mehrmals.
    Ich hatte das Gefühl, dass ich am Ende von Miss Wetherbys Auskunft angekommen war und stand auf.
    «Sie werden nicht zulassen, dass die Polizei mich ins Kreuzverhör nimmt, nicht wahr?», sagte Miss Wetherby theatralisch, während sie meine Hand mit beiden Hände umfasste. «Ich scheue die Öffentlichkeit. Und erst im Gericht zu stehen!»
    «In besonderen Fällen dürfen die Zeugen sitzen», sagte ich und floh.
    Ich hatte noch Mrs Price Ridley zu besuchen. Die Dame wies mich sofort in meine Schranken.
    «Ich werde mich nicht in irgendwelche Gerichtssachen ziehen lassen», sagte sie grimmig, nachdem sie mir kühl die Hand geschüttelt hatte. «Sie verstehen, dass ich andererseits finde, ein Umstand, der einer Erklärung bedarf, sollte den Behörden mitgeteilt werden.»
    «Betrifft er Mrs Lestrange?», fragte ich.
    «Warum?», fragte Mrs Price Ridley kühl zurück.
    Jetzt war ich im Nachteil.
    «Es ist eine sehr einfache Sache», fuhr sie fort. «Mein Mädchen Clara stand am Tor im Vorgarten, sie ging für ein paar Minuten hinaus – um Luft zu schnappen, sagt sie. Höchst unwahrscheinlich, sage ich. Vermutlich hielt sie Ausschau nach dem Jungen des Fischhändlers – falls er sich einen Jungen nennt – unverschämter junger Frechdachs, glaubt, weil er siebzehn ist, kann er mit allen Mädchen schäkern. Jedenfalls, wie ich sage, stand sie am Tor und hörte jemanden niesen.»
    «Ja.» Ich wartete auf mehr.
    «Das ist alles. Ich sage Ihnen, sie hörte ein Niesen. Und erzählen Sie mir nicht, ich sei nicht mehr so jung, wie ich war, und könnte mich irren, denn es war Clara, die es hörte, und sie ist erst neunzehn.»
    «Aber», fragte ich, «warum hätte sie nicht ein Niesen hören sollen?»
    Mrs Price Ridley schaute mich mit offensichtlichem Bedauern über meine mangelnde Intelligenz an.
    «Sie hörte am Tag des Mords zu einer Zeit, in der niemand in Ihrem Haus war, jemanden niesen. Zweifellos hatte sich der Mörder in den Büschen versteckt und wartete auf seine Gelegenheit. Wonach Sie suchen müssen, ist ein Mann mit einer Erkältung.»
    «Oder einer mit Heuschnupfen», gab ich zu bedenken. «Aber eigentlich glaube ich, Mrs Price Ridley, dass dieses Rätsel eine sehr einfache Lösung hat. Unser Mädchen Mary hatte eine schwere Erkältung. Ihr Geschniefe hat uns in letzter Zeit sehr irritiert. Ihr Mädchen muss sie niesen gehört haben.»
    «Es war das Niesen eines Mannes», sagte Mrs Price Ridley entschieden. «Und von unserem Gartentor aus kann man Ihr Mädchen in Ihrer Küche nicht niesen hören.»
    «Von dort könnten Sie auch niemanden im Arbeitszimmer niesen hören», sagte ich. «Wenigstens bezweifle ich das sehr.»
    «Ich sagte, der Mann muss sich im Gebüsch versteckt haben», sagte Mrs Price Ridley. «Als Clara hereingekommen war, ist er durch die Haustür hineingegangen.»
    «Nun, das ist natürlich möglich», sagte ich.
    Das sollte nicht absichtlich beschwichtigend klingen, aber es misslang mir, denn Mrs Price Ridley funkelte mich plötzlich wütend an.
    «Ich bin es gewohnt, dass man mir nicht zuhört, aber ich könnte auch erwähnen, dass ein Tennisschläger ohne Spanner völlig ruiniert wird, wenn man ihn leichtsinnig im Gras liegen lässt. Und Tennisschläger sind heutzutage sehr teuer.»
    In diesem Flankenangriff schien weder Sinn noch Verstand zu liegen. Er verwirrte mich zutiefst.
    «Aber vielleicht sind Sie nicht meiner Meinung», sagte Mrs Price Ridley.
    «Oh! Doch – absolut.»
    «Das freut mich. Nun, das ist alles, was ich zu sagen habe. Ich will mit dieser ganzen Geschichte nichts mehr zu. tun haben.»
    Sie lehnte sich zurück und

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