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Mord im Spiegel

Mord im Spiegel

Titel: Mord im Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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wissen, dass Mr Rudd nicht den ganzen Kaffee weggegossen hat. Er ließ einen Rest analysieren, und es war tatsächlich Gift drin.«
    »Das erscheint mir sehr unwahrscheinlich«, sagte Craddock. »Ich werde ihn wohl fragen müssen.«
    Rudd war nervös und gereizt. »Wirklich, Chefinspektor«, sagte er, »es war mein gutes Recht, so zu handeln.«
    »Wenn Sie den Verdacht hatten, dass mit dem Kaffee etwas nicht stimmte, Mr Rudd, hätten Sie besser uns die Sache überlassen.«
    »Aber die Wahrheit ist, dass ich nicht eine Sekunde an diese Möglichkeit geglaubt habe!«
    »Obwohl sich Ihre Frau doch über den Geschmack beklagte?«
    »Ach, das!« Ein leichtes reumütiges Lächeln erschien auf Rudds Gesicht. »Seit jenem Fest findet meine Frau, dass alles seltsam schmeckt. Dazu die Drohbriefe, die ständig kommen…«
    »Es gibt noch mehr?«
    »Zwei. Einer wurde dort durch das Fenster geworfen, der andere lag im Briefkasten. Hier sind sie, falls Sie sie sehen wollen.«
    Craddock betrachtete sie. Sie waren in Druckschrift geschrieben wie der Erste. Im einen hieß es: Jetzt dauert es nicht mehr lange. Sei bereit! Auf dem anderen Blatt war ein Totenschädel mit zwei gekreuzten Knochen abgebildet. Darunter stand: Das geht dich an, Marina!
    Craddock runzelte die Stirn. »Ziemlich kindisch«, bemerkte er.
    »Soll das heißen, dass Sie sie nicht für gefährlich halten?«
    »Absolut nicht«, sagte Craddock. »Die Überlegungen eines Mörders können manchmal ziemlich kindisch sein. Sie haben wirklich keine Ahnung, wer der Verfasser sein könnte, Mr Rudd?«
    »Nein, gar keine. Ich kann mir nicht helfen, aber die ganze Geschichte kommt mir eher wie ein makabrer Scherz vor. Mir scheint, es könnte – « Er zögerte.
    »Ja, Mr Rudd?«
    »Es könnte jemand von hier sein, der – der sich über den Giftmord aufgeregt hat. Jemand, der Schauspieler nicht leiden kann. Es gibt tatsächlich noch ländliche Gegenden, wo man das Theater für ein Werk des Teufels hält.«
    »Wollen Sie damit andeuten, dass Miss Greggs Leben gar nicht in Gefahr ist? Aber was ist dann mit dem Kaffee?«
    »Ich begreife nicht, wie Sie davon erfahren haben«, erwiderte Rudd leicht verärgert.
    Craddock schüttelte den Kopf. »Alle Welt redet davon. Früher oder später erfahren wir es doch. Sie hätten sich sofort an uns wenden sollen. Selbst als Sie das Ergebnis der Analyse kannten, haben Sie uns nicht informiert.«
    »Ja, das stimmt. Ich hatte so viele andere Dinge im Kopf. Den Tod der armen Ella. Und jetzt Giuseppe. Chefinspektor, wann kann ich meine Frau von hier wegbringen? Sie ist halb verrückt vor Angst.«
    »Das ist begreiflich. Aber sie wird zur gerichtlichen Voruntersuchung erscheinen müssen.«
    »Ist Ihnen klar, dass sie immer noch in Lebensgefahr schwebt?«
    »Ich hoffe, nicht. Wir werden jede Vorsichtsmaßnahme ergreifen, damit – «
    »Jede Vorsichtsmaßnahme!«, unterbrach ihn Rudd. »Das habe ich schon mal gehört. Ich glaube… ich muss sie wegbringen, Craddock, ich muss…«
     
    Marina Gregg lag auf dem Sofa in ihrem Schlafzimmer. Sie hatte die Augen geschlossen und sah grau vor Anspannung und Müdigkeit aus.
    Ihr Mann stand schweigend da und blickte auf sie hinab. Marina öffnete die Augen. »War das Craddock?«, fragte sie.
    »Ja.«
    »Weswegen war er hier? Wegen Ella?«
    »Wegen Ella – und Giuseppe.«
    »Wegen Giuseppe? Hat man herausgefunden, wer ihn erschossen hat?«
    »Noch nicht.«
    »Es ist wie in einem Albtraum… Erlaubt er uns, wegzufahren?«
    »Nein – noch nicht.«
    »Warum nicht? Wir müssen weg! Hast du ihm nicht klar gemacht, dass ich nicht Tag für Tag nur dasitzen und warten kann, bis man mich umbringt? Es ist unglaublich!«
    »Alle Vorsichtsmaßnahmen wurden getroffen.«
    »Das haben sie schon früher behauptet. Und wurde dadurch der Mord an Ella verhindert? Oder an Giuseppe? Begreifst du denn nicht, dass sie schließlich auch mich… Der Kaffee schmeckte wirklich bitter! Es muss etwas drin gewesen sein… wenn du ihn nur nicht weggeschüttet hättest! Wir hätten ihn analysieren lassen können, oder wie man das nennt. Dann wüssten wir genau, ob…«
    »Wärst du dann glücklicher?«
    Sie starrte ihn ratlos an. Die Pupillen ihrer Augen waren auffallend geweitet. »Ich begreife nicht, was du meinst. Wenn erwiesen wäre, dass jemand mich vergiften wollte, würde man uns weglassen. Wir könnten wegfahren!«
    »Nicht unbedingt.«
    »Aber ich kann nicht mehr… ich kann… nicht mehr… Du musst mir helfen, Jason! Du musst

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