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Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Titel: Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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wach, doch auf der anderen Seite wollte sie unbedingt ihrem Mann helfen, die Wahrheit aufzudecken.
    »Sie hat nicht oft von Mrs. Montserrat gesprochen, und außer einem Mitgefühl, das mir aufrichtig zu sein schien, kei nerlei Regung in Bezug auf sie gezeigt. Ehrlich, Thomas, ich glaube nicht, dass sie sich im Zusammenhang mit dem Tod ihres Vaters an sie erinnert.«
    Er ging nicht sogleich darauf ein.
    »Bist du sicher, dass du dich nach so langer Zeit an dergleichen erinnern würdest, immer vorausgesetzt, dass sie das damals überhaupt mitbekommen hat?«, fragte sie leise. »Und hätte sie nicht in der Angst, die sie an Mrs. Montserrat wahrgenommen hat, in ihrer Hilflosigkeit und darin, dass sie ihre geistigen Fähigkeiten einzubüßen begann, eine weit bessere Art der Rache sehen müssen, als wenn sie einschlief und am nächsten Morgen nicht mehr erwachte?«
    »Ja«, räumte er ein. »Aber ich bin nicht Mrs. Blantyre. Kennst du sie gut genug, um deiner Sache sicher zu sein?«
    Sie dachte eine Weile nach und versuchte sich an jede ihrer Begegnungen mit Adriana zu erinnern, vom ersten Besuch in ihrem Hause bis hin zu diesem Nachmittag, an dem sie gemeinsam das Konzert besucht, sich unterhalten, miteinander gelacht und Erinnerungen ausgetauscht hatten, die ihnen wichtig erschienen. Es war ihr unmöglich, sich vorzustellen, dass Adriana eine alte Frau umgebracht haben sollte, ganz gleich, welche frühere Untat sie ihr vorwerfen mochte.
    Wie hätte sich Adriana verhalten müssen, damit Charlotte ihr diese Tat zutraute? Unbeherrschbare Wutausbrüche? Bitterkeit? Tränen, das Bewusstsein eines tief verwurzelten Hasses? Möglicherweise Letzteres – doch wer würde so etwas anderen gegenüber zeigen, wenn er plante, einen Mord zu begehen? Sie hatte Adriana zornig erlebt und von tiefem Kummer erfüllt. War es darum gegangen?
    Sie hob den Blick und sah Pitt an. »Ich weiß nicht. Es tut mir aufrichtig leid. Ich glaube nicht, dass sie Mrs. Montserrat getötet hat, aber das hängt sicher damit zusammen, dass ich sie gut leiden kann und es nicht glauben möchte. Wer die Absicht hat, einen Mord zu begehen, lässt sich das nicht anmerken, weder vor noch nach der Tat. Wäre es anders, würden wir keine Kriminalpolizei mehr brauchen. Dann könnte jeder von uns solche Taten aufklären, und niemand würde erkennen, was für eine herausragende Arbeit du leistest.«
    »Wenn ich mich richtig erinnere, warst du auch ziemlich gut«, bemerkte er.
    »Mir fehlt die Übung«, gab sie betrübt zurück. »Du wirst verstehen, dass ich Adriana nicht ausspionieren möchte, ich werde aber tun, was ich kann.«
    »Danke.« Er beugte sich vor und hielt ihr die flache Hand hin.
    Sie legte ihre Hand in seine und schloss sie sanft.
    Kurze Zeit später klingelte das Telefon. Charlotte war gerade in der Küche und ging in die Diele hinaus, um abzunehmen.
    »Charlotte?« Es war Emilys Stimme. Sie klang leicht zögernd. »Wie geht es dir?«
    Zweifellos war es an der Zeit, ein Friedensangebot anzunehmen, auch wenn Charlotte nicht von ferne ahnte, was die Schwester dazu veranlasst haben mochte. Ob Jack dahintersteckte? Sie beschloss, nicht nachzuhaken. Es war wirklich nicht wichtig.
    »Sehr gut, außer dass mir die Kälte allmählich auf die Nerven geht«, gab Charlotte zurück. »Und wie sieht es bei dir aus?«
    »Na ja … alles bestens. Ich war gestern Abend im Theater und habe mir ein neues Stück angesehen. Es war sehr unterhaltsam. Ich könnte mir vorstellen, dass es dir auch gefallen würde … Immer vorausgesetzt, dass du und Thomas Zeit habt.« Die Unsicherheit in Emilys Stimme passte in keiner Weise zu ihr.
    »Ich bin sicher, dass wir es einrichten können«, gab Charlotte zurück. »Es tut gut, einmal auf andere Gedanken zu kommen und nicht nur an seine Sorgen zu denken. Danach kommen sie einem oft weniger schlimm vor. Sicher läuft das Stück noch ein paar Wochen.«
    »Ach …« Die Enttäuschung in der Stimme ihrer Schwester war unüberhörbar. Offensichtlich hatte sie mit einem baldigen Treffen gerechnet. Vermutlich fürchtete sie, dass Charlottes Antwort eine Ablehnung bedeutete. »Ja, ich denke schon.«
    Schwer lastete das Schweigen zwischen ihnen. Wie viel konnte Charlotte sagen, ohne das Vertrauen zu missbrauchen, das Pitt in sie setzte? Nur allzu leicht sagte man etwas, um einen Bruch in einer Beziehung zu kitten, nur um gleich darauf zu merken, dass man damit etwas preisgegeben hatte, was nicht für andere Ohren bestimmt war.
    »Falls

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