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Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Titel: Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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sondern besser informiert war, als er annahm.
    »Das meiste von dem, was wir erfahren, hat damit zu tun, dass sich uns bekannte Personen überraschend anders verhalten als sonst oder einen Ortswechsel vorgenommen haben«, fuhr er fort. »Man teilt uns mit, mit wem sie Kontakt aufnehmen, wo sie sich aufhalten und dergleichen. Solche Veränderungen können auf Pläne hinweisen …«
    »Hören Sie schon auf, mich wie einen Anwärter für den Polizeidienst zu behandeln, Pitt!«, blaffte Tregarron. »Es ist weder mein Wunsch, Kriminalbeamter zu werden, noch habe ich die Zeit, mir das anzuhören. Tun Sie, was Ihre Aufgabe ist, Mann! Schließlich sind Sie Leiter der Abteilung und nicht irgendein unerfahrener Streifenpolizist!«
    Pitt biss die Zähne zusammen. »Gestützt auf das uns vorliegende Material teile ich Ihnen meine Einschätzung mit, Lord Tregarron – so wie Sie es von mir gewünscht haben. Und die stützt sich nun einmal auf eine Ansammlung kleiner Beobachtungen von verändertem Verhalten, auf ungewöhnliche Fragen, die gestellt werden. Es gibt neue Bündnisse zwischen Menschen, die zuvor keinerlei Gemeinsamkeit hatten und Geld ausgeben, von dem nicht ersichtlich ist, woher es stammt, ungewöhnliche Reiseaktivitäten, Informationen über Regimekritiker, die entweder einander treffen oder Kontakt mit Personen aufnehmen, mit denen sie bis dahin nichts zu tun hatten. Ergänzt wird das Ganze durch Hinweise auf den Transport von Schusswaffen oder Sprengstoff, auf Menschen, die ihren üblichen Aufenthaltsort verlassen und anderswo wieder auftauchen. Gelegentlich erfahren wir auch, dass jemand unerwartet umgekommen ist, sei es durch Unfall oder Mord. Wollen Sie noch mehr hören?«
    Tregarrons Gesicht war leicht gerötet. »Sie sollen mir sagen, worauf Sie die Ansicht stützen, etwas von all dem, was Sie mir da erzählen, könnte auf den bevorstehenden Mord an einem unbedeutenden Angehörigen des österreichischen Kaiserhauses bei seiner Reise in unsere Hauptstadt schließen lassen. Ich verstehe nicht, wieso Ihnen das alles so klar zu sein scheint, dass Sie den Schluss daraus ziehen, man wolle in einem englischen Zug einen Anschlag auf ihn verüben. Ich kann doch dem Mann nicht gut von seiner Reise abraten, ohne einen anderen Grund dafür zu haben als die Unsicherheit des neuen Leiters unserer Abteilung Staatsschutz – wenn nicht gar seine Hasenfüßigkeit.«
    Er gab sich keine Mühe, seine Verachtung zu verbergen.
    »Es kommt mir ganz so vor, als hätten Sie die Nerven verloren, Mann Gottes!«, fuhr er fort. »Ich habe Narraway damals gleich gesagt, dass Sie dem Amt nicht gewachsen sein würden. Als Mann im zweiten Glied sind Sie ausgezeichnet – einen besseren Stellvertreter als Sie gibt es gar nicht, das will ich Ihnen gern bescheinigen. Aber Sie sind nun einmal keine Führernatur, und man hat Sie auch nicht dazu erzogen. Ich bedaure, Ihnen das sagen zu müssen, aber das haben Sie sich selbst zuzuschreiben.« In seinen Worten lag nicht der geringste Anflug von Bedauern, sondern lediglich Groll.
    »Mag sein, dass Sie recht haben, Sir«, sagte Pitt mit erzwungener Gelassenheit, »es ist aber ebenso gut möglich, dass Lord Narraway recht hat. Wir wollen hoffen, dass seine Einschätzung der Fähigkeiten, die der Mann an der Spitze des Staatsschutzes braucht, zutreffender ist als die Ihre.« Er erhob sich. »Andernfalls müssen wir mit einigen äußerst unangenehmen Folgen rechnen, denn die hätte ein solches Attentat, das Ihre Majestät in eine äußerst peinliche Lage bringen und möglicherweise eine beträchtliche Abkühlung der Beziehungen zur Donaumonarchie herbeiführen würde, ganz abgesehen von Forderungen nach Wiedergutmachung. Guten Tag, Sir.«
    Tregarron sprang auf. »Wie können Sie es wagen …« Er unterbrach sich mitten im Satz.
    Mit erwartungsvollem Blick blieb Pitt stehen.
    Tregarron holte tief Luft. »Wie können Sie es wagen, mir zu unterstellen, dass ich die Bedrohung nicht ernst nehme!« Krachend ließ er seine Faust auf die Tischglocke niederfahren. Im nächsten Augenblick ertönte ein kurzes Klopfen, Jack trat ein, schloss die Tür hinter sich und blieb unmittelbar davor stehen.
    »Sie wünschen, Sir?«, sagte er bedrückt und vermied es betont, zu Pitt hinzusehen.
    »Kommen Sie her«, knurrte Tregarron.
    Jack tat einige Schritte auf ihn zu und blieb erneut stehen. Nach wie vor mied er Pitts Blick. »Ja, Sir?«
    Tregarron sah ihn finster an. »Nach Ansicht dieses Mannes hier könnte ein Attentat

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