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Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Titel: Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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auf Herzog Alois von Habsburg geplant sein – meiner Einschätzung nach ein ebenso verabscheuenswürdiges wie sinnloses Unterfangen. Allerdings kann er weder einen möglichen Attentäter nennen noch sagen, welchen Zweck das Ganze verfolgen soll. Er hält es lediglich für sicher, dass das Ergebnis äußerst unangenehm sein würde.«
    »Das wäre es in der Tat, Sir«, stimmte Jack zu. »Außerdem würde es den Österreichern etwas in die Hand geben, was sie auf Jahre hinaus gegen uns verwenden könnten.«
    »Großer Gott im Himmel, das sehe ich nicht so!«, fuhr ihn Tregarron an. »Wir können schließlich nicht hinter jedem Schatten herrennen. Wir müssen unseren kritischen Verstand benutzen und dürfen nicht zulassen, dass man uns wie Marionetten tanzen lässt, nur weil es Befürchtungen gibt, von denen niemand weiß, ob sie begründet, wahrscheinlich oder auch nur möglich sind. Wie schätzen Sie die Sache ein, Radley? Stimmen Sie Pitt zu, der mir gerade erklärt hat, dass er sich an einer Vielzahl winziger Veränderungen im Verhalten von Informanten, Spionen und ähnlichen Gestalten orientiert – oder sind Sie der Ansicht, dass all das einfach zum gegenwärtigen politischen Klima gehört und wir nicht in Panik verfallen sollen?«
    Pitt, der innerlich kochte, sagte mit rauer Stimme: »Ich habe nie dazu geraten, in Panik zu verfallen, Sir.«
    Tregarron, der nach wie vor unverwandt Jack ansah, gab zurück: »Herzog Alois zu raten, dass er nicht herkommen soll, wie Sie es empfehlen, würde aber so aufgefasst, Pitt. Kaiser Franz Joseph und die übrige Welt würden darin ein Eingeständnis unserer Unfähigkeit sehen, einen beliebigen Adligen beim Besuch unseres Landes vor einem Anschlag auf einen Eisenbahnzug zu schützen. Da wäre es doch besser, er bliebe in Wien, Budapest oder wo zum Teufel auch immer er herkommt – auf jeden Fall aber in einem Land, wo man es versteht, für die Sicherheit der Züge zu sorgen!«
    »Sie meinen: in einem Land, wo man nicht uns Briten die Verantwortung dafür aufbürdet, wenn man sie umbringt oder auch nicht«, gab Pitt zurück.
    Jacks Gesicht wurde kreidebleich. Nach wie vor sah er nicht zu Pitt hin.
    »Was meinen Sie?«, fragte Tregarron, an seinen Sekretär gewandt. »Sollen wir den Mann willkommen heißen, oder wollen wir Ihrer Majestät mitteilen, dass wir für den Schutz ihres Großneffen, oder was auch immer er ist, nicht garantieren können und sie ihm daher raten soll, lieber zu Hause zu bleiben?«
    »Wir sollten Commander Pitt angesichts dessen, dass sich England in einem solchen Fall in den Augen aller Länder Europas bis auf die Knochen blamieren würde, so viele Männer zur Verfügung stellen, wie er braucht, um den Schutz des Herzogs zu gewährleisten«, gab Jack gemessen zurück, »ungeachtet der damit verbundenen Kosten und Unannehmlichkeiten.«
    Verblüfft und ungläubig sah ihn Tregarron an. »Glauben Sie denn, dass etwas an der Sache sein könnte?«
    »Offen gestanden, nein, Sir«, gab Jack zurück. »Ich halte das für so wenig wahrscheinlich, dass es ans Unmögliche grenzt. Trotzdem können wir es uns meiner Ansicht nach nicht leisten, es einfach zu ignorieren. Immerhin verfügt Commander Pitt über zwanzig Jahre Erfahrung mit Kriminalfällen und intriganten Machenschaften. Würden wir seine Hinweise in den Wind schlagen, läge die Schuld ausschließlich bei uns, falls doch etwas geschieht. Damit wäre unsere Stellung unhaltbar.«
    »Das ist aber doch äußerst unwahrscheinlich.«
    »Gewiss, Mylord, aber nicht auszuschließen.«
    »Danke für Ihren Rat.« Tregarron wandte sich Pitt zu und sah ihn säuerlich an. »Ich vermute, Sie sind gekommen, weil Sie von einer ernsthaften Bedrohung überzeugt sind, aber ich kann mich unmöglich mit jeder Kleinigkeit beschäftigen, auf die Sie verfallen. Es ist Ihre Aufgabe, selbst zu einem Urteil zu gelangen, und ich erwarte, dass Sie das künftig tun, sobald Sie in Ihrem neuen Amt etwas mehr Erfahrung gesammelt haben. Guten Tag.«
    Pitt war so wütend, dass er kein Wort herausbrachte. So deutete er eine Verbeugung an, wandte sich auf dem Absatz um und verließ den Raum.
    Jack holte ihn nach einem Dutzend Schritten auf dem Gang ein.
    »Tut mir leid«, sagte er kaum hörbar. »Aber Tregarron weiß, wovon er redet, und dein Material ist nun einmal nicht besonders überzeugend.«
    »Wie könnte es das auch sein«, stieß Pitt zwischen den Zähnen hervor. »Solche Leute hinterlassen keine Spuren, die jeder Hornochse zu ihnen

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