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Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition)

Titel: Mord in Dorchester Terrace: Ein Thomas-Pitt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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und dem Leben seiner Bewohner umgeht, einen Mann, der die Fähigkeit besitzt zu erkennen, welchen Aufschrei und Skandal ein solcher Vorfall auslösen würde, wie auch, welche Art von Wiedergutmachung man in einem solchen Fall von uns verlangen würde. Ganz zu schweigen von der Notwendigkeit, das Ganze Ihrer Majestät zu erklären und zu bekennen, dass der Staatsschutz diese Möglichkeit in allen Einzelheiten dargelegt hat, man aber in eurem Ministerium zu dem Ergebnis gekommen war, es sei nicht der Mühe wert, darauf zu hören.«
    Jack holte tief Luft, als wolle er etwas sagen, und überlegte es sich dann anders. »Ich werde Lord Tregarron mitteilen, was du gesagt hast«, sagte er. »Bitte warte hier. Ich komme so rasch wie möglich zurück.«
    Er blieb eine quälend lange Viertelstunde fort. Sein Gesichtsausdruck zeigte Pitt, dass Tregarron diesmal bereit war, ihn zu empfangen, wenn auch wohl unter Vorbehalt.
    Er folgte Jack aus dem Warteraum durch einen breiten stilvollen Korridor. Nach etwa zehn Schritten blieb Jack stehen, klopfte leise an eine zweiflügelige Tür und öffnete sie, nachdem er eine Antwort gehört hatte.
    »Commander Pitt, Mylord«, kündigte er an und trat beiseite, damit Pitt eintreten konnte.
    Tregarron, der hinter seinem Schreibtisch stand, zeichnete sich im Licht der Spätwintersonne als Schattenriss vor dem Fenster ab. Er wandte sich Pitt mit einem schwer zu deutenden Gesichtsausdruck zu und sagte mit ausdrucksloser Stimme: »Radley hat mir mitgeteilt, dass Sie der Möglichkeit eines Anschlags auf Herzog Alois im Rahmen seines geplanten Besuchs in London weiter nachgegangen sind. Da Sie sich Ihrer Sache sicher zu sein scheinen, hat er mir geraten, den Fall zumindest insofern ernst zu nehmen, als sich ein solches Ereignis katastrophal auf unseren Ruf auswirken würde und dabei außerdem eine ganze Anzahl von Bürgern unseres Landes ums Leben kommen könnte. Sind Sie tatsächlich dieser Ansicht?«
    »Ja, Sir«, gab Pitt zurück. Er war Jack dankbar dafür, dass dieser dem Staatssekretär den Kern der Angelegenheit bereits klar vor Augen geführt zu haben schien. »Wir können es uns meiner Ansicht nach auf keinen Fall leisten, diese Bedrohung zu ignorieren. Selbst wenn das Attentat fehlschlüge, würde man uns für unfähig halten, wenn nicht für gleichgültig, im schlimmsten Fall gar für mitschuldig.«
    Er freute sich zu sehen, dass sogleich ein Ausdruck von Besorgnis auf Tregarrons Gesicht trat, auch wenn dieser mit unübersehbarer Verärgerung einherging.
    »Das scheint mir deutlich überzeugender, als was Sie Radley vor einigen Tagen vorgetragen haben«, merkte der Staatssekretär kritisch an. »Doch warum in aller Welt sollten Leute, die gegen das Regime im Habsburgerreich opponieren, eine solche Katastrophe heraufbeschwören wollen, um einen harmlosen und wohl auch machtlosen, auf jeden Fall aber relativ unbedeutenden Aristokraten aus dem Weg zu räumen, der sich in keiner Weise politisch betätigt? Ich vermag darin einfach keinen Sinn zu erkennen, Pitt. Haben Sie schon mit Narraway über den sonderbaren Gedanken gesprochen, den Sie mir da entwickelt haben?«
    Pitt spürte den Zorn, der in ihm aufstieg, und er merkte, wie sich sein Gesicht rötete. Mit großer Mühe beherrschte er sich und gab zurück: »Nein. Lord Narraway hat keinen Zugang mehr zu den bei der Abteilung Staatsschutz eingehenden Informationen. Ich würde meinen Amtseid brechen, wenn ich mit ihm über Dinge spräche, die ihn nicht betreffen. Man hat mir versichert, dass Sie zuständig für die politischen Aspekte all dessen sind, was mit Österreich-Ungarn zu tun hat, Sir, und daher hielt ich es für angebracht, mit Ihnen über diese Angelegenheit zu reden.«
    Tregarrons Lippen wurden schmal. Unübersehbar aufgebracht wandte er sich ab und ging zum Kamin hinüber, wo er sich in den großen, bequemen Sessel setzte. Sodann bedeutete er Pitt mit einer Handbewegung, ihm gegenüber Platz zu nehmen.
    »In dem Fall sollten Sie mir besser genau sagen, was Sie zu Ihrer ungewöhnlichen Schlussfolgerung veranlasst hat«, sagte er und griff nach dem Schüreisen, um die Glut zu verteilen. »Herzog Alois spielt in der Politik Österreichs, von Europa ganz zu schweigen, so gut wie keine Rolle. Er kommt wohl lediglich her, weil Ihre Majestät ihn schätzt. Genauer gesagt schätzt sie seine Mutter, die nicht mehr reisefähig ist. Wem um Gottes willen würde es etwas nützen, den Mann umzubringen? Gestatten Sie mir überdies den Hinweis,

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