Mord in Oxford
netter Unterhaltung angebracht?«
»Tut mir Leid, Andrew, ich habe im Augenblick schrecklich viel zu tun.«
Sie wusste genau, dass sie nach ein paar Gläsern Wein der Versuchung nicht widerstehen könnte, ihm von ihrem Plan zu erzählen. Aber ihr war ebenfalls klar, dass er alles tun würde, ihr die Sache auszureden.
Am anderen Ende der Leitung blieb es still.
»Wie wäre es nächste Woche Donnerstag?«, schlug sie vor. Bis dahin würde alles vorüber sein.
»Ich möchte dich ausführen. Ein neues, ziemlich teures Restaurant mit wunderbarem Essen«, sagte er.
»Klingt großartig«, sagte Kate. Sie hoffte inständig, dass es so großartig klang, wie das Stehlen von Roses Sammel-Dosen.
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1 Titelfigur einer in Oxford spielenden Krimiserie
7. KAPITEL
I
n den nächsten Tagen absolvierte die Gruppe hauptsächlich Bergtraining, und zwar in einer Geschwindigkeit, die in Kates Oberschenkeln Muskeln zum Schmerzen brachte, von deren Existenz sie gar nichts gewusst hatte. Aber wenn sie sich beschwerte, sagte Penny nur, dass sie für ihre Anstrengungen am kommenden Mittwoch fit sein müssten, ganz zu schweigen vom bevorstehenden Jahreswettbewerb.
Eines Morgens brachte Sophie eine blonde Perücke aus dem Theaterfundus der Amy-Robsart-Schule mit, und ohne auf Camillas Einwände zu achten, erklärte Barbara sich bereit, sie so zu stylen, dass sie wie Lyndas Haar aussah. Außerdem verkündete Barbara, dass ihre Schwester sich habe überreden lassen, ihr die rote Daunenjacke bis zum Wochenende zu leihen. Rose erzählte, sie hätte ein paar passende Stiefel entdeckt, die gerade auf 35 Pfund heruntergesetzt waren. Am Samstag wollte sie die Schuhe kaufen und Theos Kreditkartenkonto damit belasten.
»In gewisser Weise finde ich das durchaus gerecht«, bemerkte Camilla, als sie an einem kalten, ziemlich windigen Morgen durchstarteten.
Der Wind wehte die ganze Woche hindurch. Immer noch waren die Temperaturen ausgesprochen mild für einen Februar, und das Hochwasser schwappte weiterhin über die Wiesenraine der Fridesley Fields.
Die erste Panik brach aus, als Rose am Samstagmorgen berichtete, Lynda sei mit einer neuen Frisur gesehen worden. Ihre blonden Locken ringelten sich nicht mehr über ihre Schultern, sondern sie habe jetzt einen Schnitt mit langem Deckhaar und sehr kurzem Nacken.
»Kein Problem«, verkündete Barbara und machte sich erneut mit Schere und Lockenwicklern über die blonde Perücke her.
»Ist ja alles ganz gut und schön«, meinte Camilla, »aber bei der nächsten Schulaufführung sieht unsere Ophelia wie ein Chorknabe aus.«
»Ich bin sicher, die Zuschauer werden begeistert sein«, grinste Kate.
Camilla schmollte.
Und dann war endlich der Mittwoch da, ein unfreundlicher, windiger Tag nach einer lärmend-lauten Nacht, in der Mülleimerdeckel die Hausaufgänge entlangschepperten und den Leuten Autotüren aus klammen Fingern gerutscht und dröhnend zugeknallt waren. Am Nachmittag kam auch noch heftiger Regen hinzu. Stürmische Windböen stülpten Regenschirme um. Die Jogger machten sich fertig. Sie hüllten sich in dunkle Trainingsanzüge, schlüpften in schwarze Laufschuhe, zogen ihre Mützen tief in die Stirn und versteckten ihre Hände in warmen Handschuhen. Kate drehte eine letzte Kontrollrunde um ihr Haus. Sie verschloss sämtliche Fenster und sicherte so gut es ging die Türen ab, die im stärker werdenden Wind rappelten. Im Radio wurden zwar Sturmwarnungen verbreitet, aber mehr konnte sie nicht tun. Sie schaute nach, ob ihr Fahrrad sicher angekettet in seinem Verschlag stand, beschwerte den Deckel der Mülltonne mit einem dicken Stein und sah sich ein letztes Mal um, ob noch irgendwelche Dinge in Gefahr waren, vom Sturm fortgerissen oder umgeworfen zu werden. Ihr cremefarbener Peugeot schwankte zwar ein wenig, wirkte aber solide genug, den Unbilden der Witterung zu trotzen.
Als sie um die Ecke der Fridesley Road bog, traf der Sturm sie wie ein Schlag ins Gesicht. Er zerrte Haarsträhnen unter ihrer Mütze hervor und klebte sie quer über ihr Gesicht und in ihren Mund. Ihre Füße patschten durch Pfützen. Zweige einer ungeschnittenen Hecke peitschten ihr über die Stirn. Dankbar huschte sie in Roses Toreinfahrt.
Nach und nach trudelten auch die anderen ein. Alle waren feucht, vom Wind durchgepustet und ziemlich nervös. Zappelig sahen sie dem bevorstehenden Abenteuer entgegen.
Penny steckte eine Kassette mit sehr rhythmischer Musik in einen riesigen, schwarzen Ghettoblaster und wies sie an,
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