Mord in Oxford
hindurch. »Hast du das alles, Barbara? Gut, Rose. Jetzt müssten wir noch wissen, um welche Uhrzeit Theo und Lynda in das indische Restaurant gehen. Reserviert er den Tisch normalerweise?«
»Nie. Er hasst den Gedanken, er könnte sich verspäten, weil ihm irgendetwas dazwischenkommt. Genau kann ich es euch nicht sagen, aber in aller Regel haben wir zwischen zwanzig nach sieben und zwanzig vor acht das Haus verlassen.«
»Hättest du es sieben Jahre mit einem Mann ausgehalten, dessen Lebenswandel so genau vorhersehbar ist?«, zischte Kate Camilla zu.
»Ich glaube, sein rosa Knutschmund und sein Bierbauch hätten mich schon lange vor den Angewohnheiten in die Flucht getrieben«, flüsterte Camilla, die beinahe zu ihrer alten Form zurückgefunden hatte. »Ganz zu schweigen von den haarigen Händen.«
»Würdet ihr bitte zuhören«, fuhr Penny dazwischen. »Zwei Punkte sind noch offen. Erstens brauchen wir Beobachter, die uns genau sagen, wann Theo und Lynda aus dem Haus gehen. Und zweitens: Sollte Theo tatsächlich die Polizei einschalten, brauchen wir alle ein Alibi. Falls Fragen gestellt werden sollten, hat keiner von uns – vor allem Rose nicht – etwas damit zu tun.«
»Eine wahre Schande, so viel Grips an ein paar Emaille-Dosen zu verschwenden«, sagte Kate zu Camilla. »Wir hätten eine Bank ausrauben oder eine Baugesellschaft plündern sollen, dann wäre wenigstens etwas dabei rumgekommen.«
»Sag das bloß nicht zu laut. Ich halte Penny für durchaus fähig, dich beim Wort zu nehmen. Sie würde sich nicht im Geringsten um die Legalität scheren, sondern das Ganze allenfalls als Herausforderung ihrer organisatorischen Qualitäten betrachten.«
»Und Yvonne würde sie wahrscheinlich noch ermutigen«, sagte Kate nachdenklich. »Weil sie es toll findet, wenn Leute das tun, was sie ihnen sagt.«
»So, Leute«, verkündete Penny. »Ich wünsche, dass ihr euch alle am Mittwoch, dem sechsundzwanzigsten Februar, um zehn vor sieben abends bei Rose einfindet. Ihr werdet dunkle Jogginganzüge, Wollmützen und Laufschuhe tragen. Wir sollten einander so ähnlich wie irgend möglich sehen, damit keiner, der uns zu Gesicht bekommt, weiß, wie viele wir sind und wann wir uns wo aufgehalten haben.«
»Glaubst du wirklich, dass uns irgendjemand beobachtet?«, fragte Kate leise.
»Natürlich nicht«, antwortete Camilla. »Aber es wäre gemein, ihr die Freude zu verderben.«
»Außerdem brauchen wir Musik …«
»Wie wäre es mit Mozart auf einem nicht vorhandenen CD-Player?«
»Barbara bringt ihr Kassettengerät und Lautsprecher mit«, fuhr Penny fort. »Ich habe ein paar Aerobic-Kassetten. Jeder, der nicht gerade auf Beobachtungsposten ist, nimmt an einer Aerobic-Session teil. Das wird die Nachbarn überzeugen, dass wir alle zusammen den ganzen Abend dort waren.«
»Das wird die Nachbarn vor allen Dingen überzeugen, dass wir alle bescheuert sind und etwas Illegales planen«, erklärte Camilla auf dem Heimweg düster. »Das wird ein schrecklicher Reinfall, Kate.«
»Wenn du so dagegen bist, warum erklärst du dich dann trotzdem bereit, zu helfen?«
»Ich denke mal, ich bin schon zu tief drin, um noch einen Rückzieher machen zu können. Wenn ich jetzt kneife, enttäusche ich die anderen doch.«
»Das klingt nicht sonderlich überzeugend. Die alte Millie hätte uns die Hölle heiß gemacht, bis sie ihren Willen bekommen hätte. Was bremst dich? Ich weiß genau, dass da etwas ist.«
»Ich möchte nicht darüber sprechen.«
»Hat es etwas mit Carey zu tun?«
»Wie kommst du denn darauf? Ich habe keinen Ton gesagt!«
»Genau das meine ich ja.«
Kate verabschiedete sich von ihr und bog nach rechts in die Agatha Street ab. Sie dachte über die Zusammenkunft in Pennys Küche nach. Ein Teil von ihr stimmte durchaus mit Camilla überein, dass es unvernünftig war, etwas Illegales zu tun. Aber etwas in ihr fühlte sich auch in Hochstimmung versetzt und freute sich auf das Abenteuer. Fröhlich summend bog sie um die Ecke und ging den Gartenweg zu ihrer Haustür hinauf. Kaum, dass sie eingetreten war, verschwand Fridesley spurlos. Sie tauchte samt ihrer Heldin tief ins Boulogne des 19. Jahrhunderts ein. Dabei hoffte sie inständig, dass ihre Nachbarn so lange ruhig blieben, bis sie ihre Ideen dem PC anvertraut hatte.
Um die Mittagszeit klingelte das Telefon. Andrew.
»In letzter Zeit ist es ganz schön schwierig, dich zu erreichen, Kate. Wäre nicht wieder mal ein netter Abend mit feinem Essen, gutem Wein und
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