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Mord in Oxford

Mord in Oxford

Titel: Mord in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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sie vor der Veröffentlichung ihres letzten Romans einfach zu beschäftigt gewesen war. Jetzt aber studierte sie interessiert die Bebauungspläne und Vermessungskarten, die sich mit den Jahren verändert hatten. Schnell entdeckte sie das Schlupfloch, auf das die Möchtegern-Entwickler es abgesehen hatten: Bei den Fridesley Fields handelte es sich um ein vergleichsweise kleines Gelände, nur geringfügig außerhalb des Grüngürtels gelegen, das zum Teil bereits bebaut war und zum Teil aus nicht sonderlich hochwertigem Ackerland bestand. Die Entwicklungsgesellschaft hatte verlautbaren lassen, dass sie die wenigen, sehr verwohnten Häuser im Planungsgebiet entweder bereits erworben hatte oder kurz davor stünde. Die Lage der neuen Gebäude war in einer Talmulde geplant und sollte durch Bäume und Hecken vor der Einsicht vom Stadtzentrum Oxfords aus geschützt werden. In dem Komplex sollten Sportstätten mit Innen- und Außenanlagen entstehen. Eine neue Straße war geplant. Die Anlage würde viele neue Arbeitsplätze schaffen.
    Trotz einer Reihe von Versprechungen war der erste Bauantrag nicht genehmigt worden; nun aber stand eine leicht verbesserte Variante zur Debatte. Die Gegner der Bebauung fürchteten jetzt natürlich, dass der Plan genehmigt werden und ein weiteres naturbelassenes Stück Oxford zubetoniert werden könnte. Die Anwohner sahen die Fridesley Fields als ihr Eigentum an, sie gingen dort spazieren, es war ihr Hundeauslauf und ihr Liebesnest in lauen Sommernächten. Der Mann hinter den Plänen hieß Tom Grant. Er war reich, hatte sehr viel Einfluss und galt als skrupellos.
    Natürlich fand Kate das alles sehr interessant, trotzdem suchte sie in den Papieren vergeblich nach einem möglichen Verdächtigen oder gar einem Grund für Yvonnes Tod. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als die Nachbarn zu fragen, ob sie in der Mordnacht etwas Verdächtiges bemerkt hatten. Mit dieser Maßnahme hatte die Polizei ebenfalls ihre Untersuchungen begonnen – und da waren schließlich Profis am Werk.
    Nur einen Vorwand brauchte sie noch, um an fremden Türen klingeln zu können. Nachdem sie jedoch so viel Zeit mit dem Studium der Bebauungspläne verbracht hatte, erschien es ihr vernünftig, so zu tun, als käme sie von den Freunden der Fridesley Fields, um die Leute zu ihrer Haltung zu den Plänen zu befragen.
    Kate machte sich auf den Weg in die Bibliothek, wo sie um das Wahlregister der Redbourne Road bat. Es sah einfach besser aus, wenn sie die Namen der Menschen kannte, die sie ansprechen wollte. Noch schöner wäre natürlich gewesen, wenn sie hätte Waschmittelproben verschenken können, aber zumindest verkaufte sie keine Zeitschriftenabonnements.
    Nach so viel Aufwand fühlte Kate sich wohler. Endlich hatte sie den Eindruck, die Sache unter Kontrolle zu bekommen und dem Chaos der Ereignisse eine gewisse Ordnung aufzuprägen. Am Abend kochte sie sich etwas und stellte verblüfft fest, dass es ihre erste Mahlzeit an diesem Tag war.

11. KAPITEL
    A
    m nächsten Morgen wachte Kate mit Muskelkater, einem dicken Kopf und dem Gefühl auf, dass etwas Entsetzliches geschehen war. Sie trank ein Glas Orangensaft und einen halben Liter Kaffee und entschied sich dann, lieber keine feste Nahrung zu sich zu nehmen. Das schmutzige Geschirr vom Vorabend stapelte sich in der Spüle. Sie war gerade dabei, geruhsam den Abwasch zu machen, als es an der Tür klingelte.
    Es war einer der beiden Polizisten vom Vortag. Zumindest sah er genauso aus, mit seinem grauen Anzug, dem weißen Hemd und der dunklen Krawatte. Er war nicht besonders groß, höchstens einsfünfundsiebzig, aber er hatte den durchtrainiert athletischen Brustkorb eines Gewichthebers. Außerdem waren seine grauen Augen wirklich hübsch, und seine helle, sommersprossige Haut passte wunderbar zu den rötlichblonden Haaren.
    Dieses Mal inspizierte Kate die Polizeimarke genauer. Der junge Mann hieß Paul Taylor, und sein Dienstgrad lautete Detective Sergeant. Sein Gesichtsausdruck war nicht übermäßig freundlich. Kate stufte ihn als neutral, aber auf der Hut ein. Er ließ sich auf ihrem kleinen Sofa nieder, während Kate ihren Ohrensessel im rechten Winkel zu ihm aufstellte.
    »Ist Ihnen seit gestern irgendetwas Wichtiges eingefallen, das wir wissen sollten, Miss Ivory?«, fragte er.
    Ob in ganz Fridesley jetzt junge Männer in grauen Anzügen auf Sofas saßen, Fragen stellten und von den Mitgliedern des Lauftreffs Fridesley angelogen wurden? Kate lächelte Detective

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