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Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Titel: Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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es mit ihr wieder bergab gehen würde, doch zum Glück lernte sie Jonathan Lazenby kennen, merkwürdigerweise auf Roberts Beerdigung.« Sie schwieg einen Augenblick. »Er ist Finanzberater …«
Eve mußte in Merediths Gesicht eine Spur von Mißbilligung entdeckt haben, denn sie fügte mit Nachdruck hinzu: »Nein – nicht wie Hughie.«
»Das will ich doch hoffen! Andernfalls wäre Sara nämlich noch besser mit einem jungen Schauspieler ohne Engagement bedient, der vorübergehend als Barkeeper arbeitet. Aber was heißt es konkret, Eve? Finanzberater könnte vom Buchmacher bis zum Präsidenten der Bank von England alles sein.«
»Nun ja, Investitionen, Planung von Altersversorgungen und so was eben … Ich weiß es nicht genau. Er arbeitet im Bankenviertel und ist sehr erfolgreich. Sara hält große Stücke auf ihn, und er ist ganz anders als ihre früheren Freunde, Gott sei Dank!« Fast trotzig kippte Eve ihren Gin-Tonic.
»Ich verstehe. Und wie ist das mit den Hochzeitsgeschenken?«
»Oh, da geht irgendwo eine Liste rum. Die Leute haben angekreuzt, was sie schenken, und ich weiß nicht, was noch übrig ist. Du kannst ja heute abend Sara fragen. Ich hoffe, sie war bei der Anprobe wegen des Hochzeitskleides …« Eves Gesicht nahm einen zerstreuten Ausdruck an.
Diese Hochzeit, dachte Meredith, wird offenbar jede Minute unserer Zeit in Anspruch nehmen.
    Später, nachdem sie ausgepackt hatte, machte sich Meredith noch zu einem Spaziergang in das Dorf auf, wobei sie sich selbst das Tor öffnete. Lucia, die Köchin, war vom Zahnarzt zurückgekommen und jetzt in der Küche beschäftigt. Eve ruhte sich aus. Voller Unbehagen warf Meredith einen Blick auf den Brennesselgraben, als sie dort vorüberkam, scheute sich aber davor, nachzusehen, ob das Päckchen noch da lag, wo sie es hingeworfen hatte. Eve hat recht, dachte sie. Wir gehen unangenehmen Dingen aus dem Weg. Wir wissen sehr wohl um sie, doch wir wenden uns lieber ab. Im übrigen hatte Elliott ja erklärt, er werde sich darum kümmern. Vielleicht hatte er es schon getan. Er war effizient auf eine ruhige, unauffällige Weise, dieser Mr. Elliott, und – diesen Eindruck hatte sie – nicht zimperlich. Er war nicht in der Nähe. Es gab keinen Anhaltspunkt dafür, ob er in seinem Zimmer arbeitete oder gerade das Päckchen vergrub. Vielleicht, dachte sie, hat er es bereits getan, während Eve und ich Tee getrunken und Erinnerungen ausgetauscht haben? Das wäre eigentlich die beste Gelegenheit für ihn gewesen. Entschlossen kehrte sie um, suchte sich einen Stock und stocherte zwischen den Brennesseln herum. Sie stieß auf mehrere abgebrochene Stengel und sah einen dunklen schmierigen Fleck im Gras darunter. Sonst nichts. Mr. Elliott hatte die Sache also schon erledigt. Meredith warf den Stock weg und ging weiter.
    Der Abend war schön. Das Dorf weniger, dachte sie. Es war gewiß keines von denen, die Wettbewerbe gewannen, weil sie so malerisch waren, und Meredith glaubte auch nicht, daß der widerliche Fund sie irgendwie in ihrer Meinung beeinflußte. Westerfield war nicht groß, aber weit auseinandergezogen und hatte keinen deutlich erkennbaren Dorfkern. Am Dorfrand zog sich eine Reihe baufälliger, städtisch wirkender Wohngebäude aus der Nachkriegszeit hin, die in das umliegende Farmland mit Blick auf offene Felder hineingesetzt waren, ohne Rücksicht darauf, ob sie hierherpaßten oder nicht. Danach kam ein buntes Durcheinander aus Bungalows und Cottages, bis die Straße wie ein Eishockeystock fast im rechten Winkel abbog. Die Biegung umschloß auf zwei Seiten ein Dreieck mit wild wucherndem Gras und Unkraut, das von Zigarettenstummeln und Schokoladepapieren wie von Konfetti übersät war; mittendrin rostete ein Pfosten mit einem Bushaltestellenschild vor sich hin. Hinter dem grünen Dreieck befand sich ein Wirtshaus, das eines der ältesten Gebäude des Dorfes sein mußte. Die Gaststätte trug den Namen »Dun Cow«, graubraune Kuh. Daneben standen zwei Farmarbeitercottages aus dem frühen 19. Jahrhundert, und an ihnen vorbei, vom Dreieck wegführend, verlief der Weg zur Kirche und dem alten Pfarrhaus. Was Meredith hier vermißte, war das Gefühl von Gemeinschaft, wie sie es von den ungarischen Dörfern her kannte. Es ließ sich nicht einmal eine einzige Menschenseele blicken.
    Meredith ging auf das »Dun Cow« zu. Aber auch der Pub wirkte verlassen; es sah aus, als habe er geschlossen. Sein Schild, auf dem ein liebenswertes, wenn auch höchst unproportioniertes Tier

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