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Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Titel: Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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besten auf den Rückweg«, sagte sie. »War nett, Sie kennenzulernen.«
»Wir sehen uns bestimmt noch«, antwortete er. »Wenn Sie bleiben.«
Sie schlug den Weg zum Pfarrhaus ein, drehte sich jedoch an einer Kurve um und blickte zurück. Lorrimer stand auf seiner Türschwelle und sah ihr nach. Er winkte ihr fröhlich zu. Sie verzieh ihm die bissige Bemerkung über den Sherry. Sie hatte sie schließlich provoziert. Er war ganz offensichtlich ein wirklich netter Junge – Mann!, korrigierte sie sich ärgerlich. Lieber Gott, es ist ein schlechtes Zeichen, wenn ein so kräftiger Kerl wie er mir wie ein Junge vorkommt. Wie heißt es so schön? Wenn die Polizisten anfangen, jünger auszusehen …
KAPITEL 3 Als Meredith ihr Patenkind das letztemal gesehen hatte, war Sara aufsehenerregend ganz in Schwarz gekleidet gewesen, ihr Outfit bestand aus einem sehr kurzen Rock, Strumpfhose und knöchelhohen Schnürschuhen von der Art, wie Kinder sie um die Jahrhundertwende getragen hatten. Ihr langes Haar war goldblond gefärbt und sah aus wie Lametta, ihr rundes, hübsches Kindergesicht mit der Stupsnase war mit einem Make-up zugekleistert, das sie totenbleich machte, und das Ganze wurde von einer Pelzmütze gekrönt, wie die sowjetische Armeeinfanterie sie getragen hatte, komplett mit rotem Stern.
»Merry!« rief Sara jetzt überschwenglich und schlang ihr die Arme um den Hals. »Ach, wie schön es ist, dich wiederzusehen.«
Der spontanen Herzlichkeit und Wärme dieser Begrüßung konnte sich niemand entziehen. »Hallo, du«, sagte Meredith und erwiderte die Umarmung. »Ich habe dich kaum erkannt.«
Das hatte sie tatsächlich nicht. Doch alle Veränderungen waren vorteilhaft. Das Haar war nicht mehr lamettagolden, sondern hatte wieder seine Naturfarbe, ein helles Braun. Sara hatte nicht annähernd so viel Make-up aufgetragen wie damals, und die gespenstischen purpurnen Lidschatten waren ganz verschwunden. Das beste jedoch war, daß Sara – obwohl noch immer ein wenig exzentrisch gekleidet – entdeckt hatte, daß es noch andere Farben außer Schwarz gab.
»Du schaust großartig aus«, sagte Meredith. »Als wir uns das letztemal getroffen haben, hast du wie die Hexe von Endor ausgesehen.«
Sie hatte keine Ahnung, ob das Wort »Hexe« aus ihrem Unterbewußtsein gekommen war, es führte jedenfalls dazu, daß sie sich an ihren scheußlichen Fund am Tor erinnerte. Es war geradezu unvorstellbar, daß irgendwer diesem spontanen, fröhlichen Mädchen etwas Schlechtes wünschen konnte. Und doch tat es jemand. Oder vielleicht war dieser Jemand auch nur ein armer Irrer mit einem fehlgeleiteten Sinn für Humor. Es gab solche Leute.
Jonathan Lazenby, auf den Meredith sehr neugierig gewesen war, erwies sich als ein schmucker junger Mann von Mitte zwanzig. Er sah gut aus und wirkte recht draufgängerisch, hatte die blasse Haut des Städters, und hinter dem sorgfältig gepflegten Äußeren und dem teuren Anzug spürte Meredith eine bestimmte Art von Zurückhaltung; dieser Junge wußte, wo es langging. Wohl niemand aus der obersten Schublade, aber unbeirrbar und zielbewußt an die Spitze strebend. Er sprach laut und mit unnachgiebiger Munterkeit, und man konnte sicher sein, daß ihm nichts entging.
Als Sara ihn vorstellte, trat er selbstsicher auf Meredith zu und schüttelte ihr mit übertriebener Härte die Hand. Gequält lächelnd zog Meredith ihre zermalmten Finger zurück.
Sara, die wie ein glückliches Hündchen um sie herumhüpfte, erklärte: »Ich wollte immer so wie Merry sein. Durch die Welt reisen, alle möglichen aufregenden Orte und Menschen kennenlernen. Sie war einfach überall.«
»Nicht ganz«, protestierte Meredith. »Nur an einigen wenigen Orten. Aber ich weiß nicht, ob ich ein Vorbild für jemanden sein möchte, Sara, wenn du erlaubst.«
»Sie hat ›ich wollte‹ gesagt«, warf Lazenby schnell ein. »Seither ist sie ein bißchen erwachsener geworden.« Gerade noch rechtzeitig fügte er hinzu: »Ich meine, sie hat inzwischen ihre Jungmädchenschwärmereien aufgegeben.«
»Hat sie das wirklich?« fragte Meredith sanft.
Aber Lazenbys Aufmerksamkeit wurde schon von jemand anderem beansprucht, von jemandem, den er offensichtlich kannte, einem großen, geschmeidigen, etwas unordentlich aussehenden Mann, der sich ihrer Gruppe genähert hatte und mit blinzelnden Augen dastand, woraus Meredith schloß, daß er bei der Arbeit wahrscheinlich eine Brille trug, sich aber nicht eingestehen wollte, daß er sie eigentlich immer brauchte.

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