Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman
Typ, der Saras Brautführer spielen wird?« fragte Lazenby streitsüchtig.
»Markby hat eine Menge zu tun«, brummte Russell leise. »Er würde immer versuchen, pünktlich zu sein, wenn es irgendwie möglich ist.«
»Er war ein Freund von Robert«, sagte Eve energisch.
Es folgte ein verlegenes Schweigen. Sara begann an ihrem Verlobungsring zu drehen. Es kam Meredith plötzlich so vor, als läge etwas Gehetztes über Saras liebenswertem kleinem Koboldgesicht. Die spontane Fröhlichkeit, die sie immer ausstrahlte, schien heute abend ein wenig gezwungen zu sein.
Sie hatten den Nachzügler beinahe schon aufgegeben und wollten ins Eßzimmer gehen, als in der Halle Stimmen laut wurden. Ein sehr großer, ziemlich dünner Mann mit einem schmalen, intelligenten Gesicht, einer langen, geraden Nase und leuchtend blauen Augen kam herein, strich sich das zerzauste blonde Haar aus der Stirn und erklärte, noch ganz außer Atem: »Tut mir leid.«
»Gerade noch rechtzeitig«, sagte Eve und stürzte auf ihn zu. »Du kennst meine Cousine Meredith noch nicht – und Jonathan, Saras Verlobten, und Albie – wo versteckst du dich, Darling? Und das, Leute, ist Alan Markby, der ein Freund unseres lieben Robert war und sich netterweise bereit erklärt hat, Saras Brautführer zu sein.«
Sie alle murmelten etwas zur Begrüßung, bis auf Lazenby, der laut sagte: »Na, großartig!«
Eve hakte sich bei Markby unter, der bei dieser besitzergreifenden Geste ein leicht erschrockenes Gesicht machte. »Kommt jetzt, alle miteinander«, kommandierte sie und setzte sich in Bewegung, wobei sie Markby mit sich zog. Er hatte sich mittlerweile wieder gefaßt, wie Meredith amüsiert feststellte, und schaffte es, brav alles das zu sagen, was man von ihm erwartete. Eve begann zu funkeln, ein untrügliches Signal dafür, daß ein neues männliches Wesen in ihrem Kreis aufgetaucht war.
Elliott, der den ganzen Abend ziemlich schweigsam gewesen war, erschien plötzlich an Merediths Seite. »Sehen Sie sich den Kerl genau an. Er ist ein Naturtalent.« Er verzog sich, ehe sie etwas darauf antworten konnte.
Der Speisetisch war groß und rund. Meredith hatte zwischen Peter Russell zu ihrer Linken und Alan Markby zu ihrer Rechten Platz genommen. Eve saß an Markbys rechter Seite, Lazenby rechts neben ihr, dann kam Elliot, und Sara saß zwischen Elliott und Russell. Ein großes Blumenarrangement in der Tischmitte schirmte Meredith teilweise gegen Lazenby ab, der ihr gegenübersaß, und erlaubte ihr, ihn verstohlen zu beobachten, ohne direkt mit ihm sprechen zu müssen. Sie nahm an, daß sie ihn, wenn sie ihn schon nicht bewundern konnte, so doch wenigstens respektieren sollte. Er strotzte vor Energie, war sicher außerordentlich tüchtig, intelligent und clever. Sie wünschte, sie könnte ihn auch liebenswert finden. Aber Ehrgeiz machte sie immer nervös, und Lazenby kam ihr sehr ehrgeizig vor.
Sie merkte, daß Peter Russell zu ihrer Linken Lazenby ebenfalls beobachtete. Doch plötzlich wandte er sich zur Seite und begann mit Sara zu sprechen. Alan Markby und Meredith blieb nichts anderes übrig, als sich miteinander zu beschäftigen. Sie musterten sich zurückhaltend.
Dann fragte er entschlossen: »Wie haben Sie es nur geschafft, allein eine so lange Fahrt quer durch Europa zu unternehmen? Ich habe es einmal gemacht, vor vielen Jahren – mit meiner damaligen Frau. Wir fuhren nach Griechenland.«
»Eine faszinierende Reise.«
»Nicht besonders«, sagte er mürrisch. »Mit jemandem in einem Wagen eingeschlossen zu sein bringt alle Schwächen einer Beziehung ans Licht. Für meine Ehe war es der coup de grâce – der Todesstoß. Damit will ich nicht sagen, daß ichs nicht gerne noch einmal machen würde, wenn ich weniger Zeit mit Diskussionen über die Straßenkarten vertun müßte und dafür mehr vom Land mitbekommen könnte.«
»Wenn Sie wollen, können Sie bis Ungarn mit mir zurückfahren und von dort allein weiterreisen«, bot Meredith ihm an.
»Wie bitte?« Er starrte sie so erschrocken an wie vorhin Eve, als sie seinen Arm genommen hatte. Dann lachte er. »Sie kennen mich doch gar nicht.«
»Himmel«, sagte sie verärgert, »ich biete Ihnen nur an, Sie im Auto mitzunehmen.« Sie wurde rot, als ihr ein Gedanke durch den Kopf schoß. »Ich versuche nicht, Sie zu verführen.«
»Das habe ich mir auch nicht eingebildet. Ich meinte nur, daß Sie ja nicht wissen, ob ich nicht ein geistesgestörter Triebverbrecher bin.«
»Sie sind der Brautführer meines Patenkindes. Sie
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