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Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Titel: Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Lazenby stürzte wieder vorwärts, streckte die Hand in derselben forschen Art aus wie vorher bei Meredith und verströmte weltmännische Jovialität. »Ah, Russell!«
Ob man wohl, überlegte Meredith, diesen Überfliegern auf irgendeiner Wirtschaftsakademie beibringt, sich bei Neuankömmlingen auf diese Art in Szene zu setzen? Russell wirkte nicht sonderlich begeistert, als er Lazenbys Begrüßung erwiderte. Er hielt sich nur kurz damit auf, dann wandte er sich an die Gastgeberin und sagte: »Guten Abend, Eve« und überreichte ihr einen in Cellophan verpackten, mit einer malvenfarbenen Schleife gebundenen Chrysanthemenstrauß.
»Aber Peter!« rief Eve und spielte ganz überzeugend die Rolle einer Frau, die noch nie in ihrem Leben einen Blumenstrauß bekommen hat. Sie war in ihrer Mitte erschienen, herausgeputzt und strahlend wie immer; sie trug etwas, das auf den ersten Blick wie ein langes pinkfarbenes Chiffonkleid aussah, sich aber, wenn sie ging, als weite, ausgestellte Hose erwies. Meredith wünschte, sie hätte die Courage, auch so etwas zu tragen, und dankte dann dem Schicksal, daß sie es doch nicht tat, denn sie hatte weder Eves Figur noch ihren Stil und hätte darin nur wie ein schlecht gewickeltes Knallbonbon ausgesehen.
»Das ist wirklich ganz reizend«, sagte Eve, als sie die Blumen nahm. »Ich muß Lucia sagen, daß sie sie sofort ins Wasser stellen soll. Merry, meine Liebe, das ist Peter Russell … Meine Cousine und liebste Verwandte Meredith Mitchell. Peter ist der Arzt des Dorfes.«
»Nun, wie man’s nimmt«, entgegnete Russell freundlich. »Ich wohne im Dorf, praktiziere aber in einer Gemeinschaftspraxis in Bamford. Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Miss Mitchell.«
Ein Team von Geistlichen, eine Gemeinschaftspraxis, dachte Meredith. Hat denn dieses Dorf gar nichts Eigenes?
Eve war auf dem Parkettboden davongeklappert, um Lucia die Blumen zu übergeben. Nachdem Russell Meredith die Hand geschüttelt hatte, wandte er sich zu Sara und sagte beiläufig: »Ich dachte mir schon, daß du hier sein würdest, Sara, und wollte keine Dame übergehen. Hier, für dich …« Er reichte ihr eine kleine Schachtel mit Pfefferminzpralinen.
»Danke, Peter«, sagte Sara und schnappte sich die Schachtel auf wenig damenhafte Art. »Meine Lieblingspralinen! Daß du daran gedacht hast. Als ich das letztemal hier war, habe ich so viele gegessen, daß mir übel wurde, Merry.«
Lazenby meinte säuerlich: »Paß auf, daß du nicht dick wirst.«
Ein Anflug von Unsicherheit glitt über Saras Gesicht, und sie sah ihn beinahe schuldbewußt an.
Peter Russell sagte munter: »In ihrem Alter verbrennt man das noch. Wenn sie eine Neigung hätte, anzusetzen, wäre sie jetzt schon dick. Lassen Sie ihr Zeit, sich darum zu sorgen, wenn sie vierzig ist.«
Lazenby sagte nichts, doch sein Gesicht nahm den schmollenden Ausdruck eines frühreifen Kindes an, das plötzlich nicht den erwarteten Applaus bekommt.
»Aber eine Dame habe ich nun doch ausgelassen«, sagte Russell bedauernd und wandte sich wieder Meredith zu. »Ich habe nicht gewußt, daß Sie hier sein würden, Miss Mitchell.«
»Auch wenn es anders gewesen wäre, hätte ich nicht erwartet, von Ihnen Blumen oder Pralinen zu bekommen«, sagte sie überrascht. »Aber ich danke Ihnen für den guten Willen.«
»Sauber –« murmelte Elliott, der in einer Ecke saß und sich an einem Glas mit einer goldbraunen Flüssigkeit festhielt. Meredith hatte die Flasche Southern Comfort, die zwischen den anderen Flaschen auf einem Servierwagen stand, längst bemerkt. Irgendwo im Hintergrund klingelte das Telefon.
Russell lächelte. »Ich freue mich, ein weiteres Mitglied der Familie kennenzulernen. Sara hat mir erzählt, Sie seien die unerschrockene Dame, die die obskursten Ziele ansteuert, um die Fahne des Königreiches hochzuhalten.«
»Wir tun unser Bestes«, sagte sie. Ein sympathischer Mann, dachte sie.
»Ich hoffe, Sie verteilen keine milden Gaben an Rowdys, die ins Ausland reisen, dort mit ihrem schlechten Benehmen den Ruf unseres Landes schädigen und dann irgendwo ohne einen Penny stranden«, sagte Lazenby aggressiv.
Eve kam zurück. »Meine Lieben, Alan Markby hat eben angerufen. Er verspätet sich und hat gesagt, wir sollen ohne ihn anfangen. Ich denke, das müssen wir auch, wenn er sehr viel später kommt, weil Lucia schon jetzt ein bißchen sauer ist – die Zähne, ihr wißt ja. Und sie zu bitten, mit dem Essen noch zu warten, scheint mir keine so gute Idee zu sein.«
»Ist das der

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