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Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Titel: Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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wollte nicht.« Sie holte tief Atem. »Entschuldigt mich. Nein, Merry, komm nicht mit!« Sie machte kehrt und rannte ins Gerichtsgebäude zurück.
    »Armes kleines Ding«, sagte Russell leise.
    »Sie hat Philip gekannt. Natürlich bringt es sie durcheinander.«
»Widerlicher Typ!« rief Russell. »Lorrimer, meine ich.« Er merkte, daß Meredith ihn bestürzt ansah. »Er ist kein Verlust. Ich bin Arzt, und wie ein Priester hören und erfahren wir alle möglichen Dinge, die wir nicht immer wiederholen können. Glauben Sie mir, Lorrimer war eine Warze auf der Haut der Menschheit.« Sein Blick schweifte zum Gebäudeeingang.
Gleich darauf trat Sara wieder ins Freie, gefaßt, wenn auch ein bißchen blasser. Russell ging ihr entgegen und beugte sich dann über sie. »Wenn es dir in ein, zwei Tagen noch nicht bessergeht, Sara, komm zu mir, und ich verschreib dir was.«
»Okay, Peter, vielen Dank«, sagte Sara, und er sah plötzlich sehr unglücklich aus.
O Gott, dachte Meredith. Es sieht der armen kleinen Sara ähnlich, daß sie die Hinweise völlig mißversteht und nichts auf die Reihe kriegt. Es ist nicht Eve, für die sich Russell interessiert – es ist Sara selbst. Er ist zwar alt genug, um ihr Vater zu sein, aber der arme Kerl ist hoffnungslos verliebt. Und wahrscheinlich auch verzweifelt darüber. Denkt, er hat nicht die leiseste Chance. Und die hat er vermutlich auch nicht. Die erste Liebe ist immer schmerzlich, dachte sie voller Wehmut, aber auch die letzte kann unglücklich und schmerzhaft sein. Die Angst, zu spät zu kommen und plötzlich das Glück vor sich auf der Straße auftauchen und wieder verschwinden zu sehen, bevor man es einholen kann. Armer Russell.
»Komm«, sagte Meredith bedrückt, »fahren wir nach Hause.«
    Die Szene war auch bei anderen nicht unbemerkt geblieben. Alan Markby war aus dem Gerichtssaal gekommen und hatte auf eine Gelegenheit gewartet, mit Meredith und, noch dringender, mit Sara zu sprechen, deren offensichtliche Verzweiflung ihm nicht entgangen war. Er befand sich noch im Flur, als er sie in die Damentoilette stürzen sah. Nachdenklich hatte er die Stirn gerunzelt und dann – selbst unbeobachtet – geduldig gewartet, bis sie wieder herauskam. Er sah Russell auf sie zugehen und mit ihr sprechen – und er sah auch den Gesichtsausdruck des Doktors.
    »Das schlägt ja wirklich dem Faß den Boden aus«, murmelte Markby vor sich hin. »Starrt die Kleine an wie den Heiligen Gral. Wie paßt das denn alles zusammen – wenn es überhaupt paßt?«
    Mit der Absicht, das herauszufinden, ging er auf das Trio zu, als ihm plötzlich eine lebhafte Gestalt mit einer karierten Mütze den Weg verstellte.
    »Locke«, sagte die Gestalt. »Major Locke, im Ruhestand. Das alte Schulhaus. Sie erinnern sich vielleicht an mich, Chief Inspector?«
    »Ja«, sagte Markby kurz angebunden und versuchte, sich an ihm vorbeizuschieben, um Meredith und Sara zu erwischen, bevor sie abfuhren.
    »Ich wollte mit Ihren Leuten sprechen, aber Ihr Sergeant hat gesagt, ich soll mich an Sie wenden.«
Markby seufzte. »Ja, Major Locke?«
»Es geht um diesen Lorrimer. Ich nehme an, Sie erinnern sich noch an die Schwierigkeiten, die ich mit meinem Weg hatte.«
Nicht schon wieder diese Geschichte, dachte Alan Markby genervt und sagte laut: »Ja, Major Locke. Ich war allerdings der Meinung, das sei erledigt. Auf jeden Fall ist jetzt kaum der richtige Moment …« Markby warf einen gequälten Blick auf seine entschwindende Beute. »Ich würde wirklich gern …«
»Ich dachte mir, daß Sie sich erinnern würden«, sagte Major Locke selbstzufrieden. »Nun, als die Einheimischen mir solche Schwierigkeiten machten, setzte ich im Namen der zugezogenen Dorfbewohner ein Gesuch auf. Ich dachte, wir würden zusammenhalten. Schließlich ging es um ein Prinzip. Makler verkaufen uns diese nutzlosen Gebäude als aus- und umbaufähig und so weiter, und wenn man es tatsächlich versucht, stößt man auf lauter haarspalterische mittelalterliche Vorschriften. Aber dieser Kerl, Lorrimer, er war verdammt grob und wollte nicht unterschreiben. Und bis dahin war er immer so nett gewesen. Als könnte er kein Wässerchen trüben. Dann diese Rüpelhaftigkeit – und gegen meine Frau!«
»Tatsächlich, Sir?«
Meredith öffnete schon die Wagentür. Vergeblich versuchte Markby, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
»Wir hatten einen richtig scheußlichen Streit und haben seither nicht mehr miteinander gesprochen. Es geht mir nur darum, daß Sie wissen

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