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Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Titel: Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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das kann man nicht sehen. Aber er hatte kein Kleingeld mehr, kam zu mir ans Pult und fragte, ob ich eine Zwanzigpencemünze in zwei Zehner wechseln könnte, weil man nämlich für den Apparat Zehner braucht. Wir tun das eigentlich nicht gern, weil wir das Kleingeld aus der Bußgeldkasse nehmen müssen, und wenn dann die Leute ihre Strafe zahlen wollen, weil sie den Rückgabetermin nicht eingehalten haben, ist kein Kleingeld da, wissen Sie. Nur, er war eben ein so netter Junge …«
Ein netter Junge. Wenigstens war ich nicht die einzige, dachte Meredith sarkastisch.
»Nun ja«, sagte Mrs. Hartman und wurde rot. »Eigentlich kein Junge mehr. Als er näher kam, sah ich, daß er ein bißchen älter war, und ich kam zu dem Schluß, daß er doch kein Collegestudent sein konnte, denn die sind alle ungefähr neunzehn.«
»Und was ist passiert?« drängte Meredith ungeduldig.
»Nichts«, entgegnete Mrs. Hartman. »Deshalb meine ich ja, daß ich deswegen nicht zur Polizei gehen kann. Ich habe ihm einfach nur die zwei Zehner für seinen Zwanziger gegeben, weil er so höflich war, richtig reizend. Ich meine, Sie sollten ein paar von den Studenten sehen. Die Jungen sind Rowdys, und die Mädchen – nun, das möchte ich lieber nicht sagen. Und das soll unsere geistige Elite sein, die durch bessere Bildung begünstigt ist. Ich verstehe die Welt einfach nicht mehr.«
Meredith brachte sie wieder auf Philip Lorrimer. »Sie haben ihm das Kleingeld gegeben, und er ist wahrscheinlich zum Kopierer zurückgegangen.«
»Ja, das ist richtig. Dann ist jemand ans Pult gekommen, und ich wurde abgelenkt.« Mrs. Hartman runzelte die Stirn. »Als ich wieder hinschaute, ging er gerade. Ich rief ihm nach, ob er auch seine Originale mitgenommen habe. Denn manchmal vergessen die Leute sie im Apparat, wissen Sie? Er sagte, ja, er habe sie sicher verwahrt.«
»Das waren seine Worte?«
»Ja, ich glaube. Er rief zurück: ›Nur keine Sorge, die sind in Sicherheit!‹«
Die. Er hatte demnach mehrere Blätter kopiert. Aber was, und warum? Warum mußten die Originale sicher verwahrt werden? Weil sie wertvoll waren, wenigstens für ihn? Oder für jemand anderen? Hatte der Mörder diese Originale gesucht, als er Philips Cottage so hastig durchwühlte?
Tief in Gedanken verließ Meredith die Bibliothek. Es schien ihr unnötig, den Wagen zu nehmen, sie ließ ihn stehen und ging das kurze Stück zum Einkaufszentrum zu Fuß. Die Niederlassung einer bekannten Buchhandelskette, in der sie zuerst fragte, führte keine Bücher über Heil-, sondern nur über Gartenkräuter. Sie seien, sagten sie mit einem Ausdruck des Bedauerns und ganz ohne Ironie, nur eine kleine Filiale. Ein unabhängiger kleiner Buchladen auf dem Marktplatz hatte zwar ein Buch, doch es behandelte nur solche Kräuter, die als Schmerzmittel eingesetzt werden konnten. Sie verließ das Geschäft und stand unschlüssig auf dem Gehsteig, als neben ihr ein Wagen hielt, Alan Markby den Kopf herausstreckte und rief: »Wohin wollen Sie?«
»Nach Hause«, antwortete sie, ging zum Wagen und beugte sich zum Fenster hinunter. »Mein Auto steht bei der Bibliothek.«
»Wenn Sie ein paar Minuten erübrigen könnten, würde ich gern mit Ihnen reden«, sagte er. »Zeit genug für eine Tasse Tee? Ich stelle nur den Wagen ab, und dann treffen wir uns in der Teestube, in der wir uns schon einmal begegnet sind.«
Die Teestube war ziemlich leer. Meredith nahm am Fenster Platz, und als die Kellnerin kam, sagte sie: »Ich warte auf einen – einen Freund.«
»In Ordnung, ich komme wieder, wenn er da ist«, erwiderte die Kellnerin munter.
Fünf Minuten später erschien auch Markby. Meredith sah ihn eintreten und ein paar Worte mit der Kellnerin wechseln, die ihn offensichtlich kannte. Sie zeigte auf Merediths Tisch. Markby kam zu ihr und setzte sich.
»Sie haben ausgezeichnete Cremetorten.« Fragend zog er eine Braue hoch.
Sie schüttelte den Kopf. »Nur eine Tasse Tee. Ich habe am Wochenende ausgiebig gegessen und einige Pfunde zugenommen. Lucia hat uns die phantastischsten neapolitanischen Speisen aufgetischt.«
»Gab es etwas Besonderes zu feiern?«
»Nein. Na ja, Saras Freund war übers Wochenende da.«
Etwas in ihrer Stimme brachte ihn zum Lächeln. Die Kellnerin kam, und sie bestellten Tee. »Hat die Presse Sie noch sehr belästigt?« fragte er freundlich, als das Mädchen gegangen war.
»Hat zur Zeit wohl etwas Interessanteres gefunden, denke ich. Kein Reporter mehr in der Nähe. Was wollten Sie von mir?«
Er

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