Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman

Titel: Mord ist aller Laster Anfang: Ein Mitchell & Markby Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
Vom Netzwerk:
wünschte, er könnte jetzt sagen, ich wollte einfach mit Ihnen Zusammensein und reden. Doch das war nicht der Grund, warum er hier war. Er seufzte im Geist tief auf. Wer wollte schon Polizist sein? »Ich habe gehört, Sie haben Gary Yewell an seinem Arbeitsplatz aufgesucht«, sagte er. »Nachdem wir uns das letztemal gesehen hatten.«
»Ach, darum geht’s? Wollten Sie deshalb mit mir sprechen?«
»Ja, deshalb. Warum waren Sie dort?«
Ihre schönen Augen begegneten den seinen, und ihr Gesicht bekam wieder den eigensinnigen Ausdruck, den er einerseits fürchtete, andererseits anfing zu mögen. »Ich wollte wissen, wann Philip Lorrimer morgens gewöhnlich aufstand.«
»Hören Sie, Meredith«, sagte er, »Sie nehmen es mir doch nicht übel, wenn ich ganz offen zu Ihnen spreche, oder? Ich verstehe ja, wie frustrierend es für Sie ist. Sie haben Urlaub. Sie dachten, sie kämen in ein schönes, stilles englisches Dorf, und dann machen Sie einen Morgenspaziergang und stolpern über eine Leiche. Im Handumdrehen wimmelt es von Reportern und Fotografen und Polizisten. Am liebsten möchten Sie zu einem Besen greifen und uns alle hinausfegen. Sie gehören nicht zu den Leuten, die herumsitzen und nichts tun. Daher haben Sie beschlossen, unser Verschwinden von der Bildfläche ein bißchen zu beschleunigen, indem Sie selbst ein paar Nachforschungen anstellen. Das hätte vielleicht bei Hercule Poirot geklappt, aber im richtigen Leben funktioniert es nicht. Überlassen Sie das den Profis.«
»Ihnen?« Die braunen Augen sahen ihn schnippisch an.
»Sehr unhöflich«, sagte er.
»Na gut, sehr unhöflich, und das war ganz und gar nicht meine Absicht. Aber ich begreife nicht, warum ein paar Routinefragen an Gary Yewell Ihnen etwas ausmachen sollten. Wenn ich mich auf ganz harmlose Weise etwas umtue und Ihnen dabei nicht im Weg bin, müßten Sie doch froh sein und mich weitermachen lassen – hätte ich gedacht.«
»Sie sind mir aber ganz schön im Weg«, sagte er energisch. »Und von wegen harmlos. Man könnte es auch Zeugenbeeinflussung nennen, ist Ihnen das klar?«
»Was für ein Unsinn!« stieß sie wütend hervor.
Die Kellnerin brachte den Tee und sorgte damit gerade rechtzeitig für eine Pause im Gespräch der beiden.
»Wir haben bei drei verschiedenen Anlässen mit Yewell gesprochen«, sagte Markby. »Ein wenig liebenswürdiger junger Mensch, voller Abwehr, einsilbig. Er mag keine Polizisten.«
»Sehen Sie?« rief Meredith triumphierend. »Deshalb erzählt er mir vielleicht Dinge, die er Ihnen nicht sagen würde.«
»Und? Hat er?« Markby blickte ihr unverwandt in die Augen.
»Das weiß ich nicht. Ich weiß ja nicht, was er Ihnen gesagt hat, und Sie werden es mir wahrscheinlich nicht verraten. Mir hat er nicht viel erzählt. Am Morgen bekam er Philip nie zu Gesicht, weil der noch im Bett lag, wenn Gary vorbeikam. Gesehen hat er ihn am Freitagabend, wenn er im Dorf das Milchgeld kassierte.«
»Könnten Sie sich vorstellen, daß Gary sich an den Milchflaschen zu schaffen gemacht hat?« fragte Markby, während er nach seiner Teetasse griff.
»Offen gesagt, nein. Dazu ist er nicht gerissen genug. Und warum sollte er auch? Er hat Philip einmal pro Woche gesehen und das Milchgeld von ihm entgegengenommen.«
»Sie haben in der Molkerei eine Flasche Milch gekauft?«
Verflixter Kerl! In Meredith stieg Zorn auf. Entging ihm denn gar nichts? Am liebsten hätte sie ihn angefaucht: »Wie können Sie es wagen, mich zu überwachen?« Doch Leute zu überwachen gehörte nun einmal zu seinem Job.
»Ja«, sagte sie eisig. »Ist das illegal?«
»Nein, nur merkwürdig. Was haben Sie damit gemacht?«
»Was schon? Die Milch getrunken, natürlich.«
»Meredith«, sagte Markby freundlich, »überlassen Sie mir die Detektivarbeit.«
Sie nahm ihre Umhängetasche und stand auf; ihre braunen Augen blitzten zornig. »Das ist ein freies Land, oder? Ich kann hingehen, wohin ich will, und sprechen, mit wem ich will. Ich bin Ihnen nicht im Weg und beeinflusse garantiert keine Zeugen. Viel Glück bei Ihren Ermittlungen, Chief Inspector!«
Sie stürmte hinaus und dachte noch: Ich hätte ihm sagen müssen, daß er Mrs. Hartman aufsuchen soll. Aber dann hätte er mir wieder vorgeworfen, ich würde mich in seine Angelegenheiten einmischen. Wenn er alles allein machen will, dann soll er doch!
Als sie an der Straßenecke war, hatte sie sich wieder ein wenig beruhigt. Die Fußgängerampel zeigte Rot, und Meredith wartete zwischen einer jungen Frau mit einem Kinderwagen und

Weitere Kostenlose Bücher