Mord ist der Liebe Tod
tatsächlich, die Dame und ich zahlen getrennt. Am liebsten wär ich abgehauen, aber das war am Ende der Welt. So ein Blender!“
Sascha nickte verständnisvoll. „Frau Sturm, kommen Sie bitte heute Nachmittag aufs Präsidium für eine schriftliche Aussage. Wir würden Ihnen gerne eine paar Unterlagen von Frau Markgraf vorlegen. Adressen und Namen, von denen wir gerne wüssten, ob Sie sie kennen.“
„ Ja natürlich, gerne“, sie blinzelte ihm kokett zu, „wann soll ich denn da sein. Und wo?“
Sascha erklärte es ihr und machte sich dann auf den Weg zurück ins Präsidium.
Jenny war in der Zwischenzeit ins Nordwestzentrum gefahren, einem großen zweistöckigen Einkaufszentrum, in dem sich die Bank, bei der Frau Markgraf gearbeitet hatte, befand. Auch unter der Woche war hier im Zentrum die Hölle los. Jenny hasste solche Menschenansammlungen. Schon auf der Rolltreppe wurde sie angerempelt und im Eingang zur Bank prallte ein junger Mann gegen sie, der es offensichtlich besonders eilig hatte. Hinter der Eingangstür wies ein großes Schild darauf hin, dass die Bank zur Verbesserung des Services ab sofort auch samstags öffnen würde. Jenny wunderte das nicht, die Läden hatten samstags zum Teil sogar bis 22 Uhr offen.
A m Schalter fragte Jenny, welche Kolleginnen mit Wilma zusammengearbeitet hatten. Die Namen stimmten mit denen, die ihr Logo genannt hatte, überein.
Der Mitarbeiter a m Schalter bestand darauf, den Filialleiter, Herrn Konrad, über ihre Anwesenheit zu informieren, doch bedauerlicherweise befand er sich in einem Kundengespräch, das noch einige Zeit dauern würde. Glück musste man haben, dachte sie, während sie die Treppe hinauf zu den Büros stieg.
Frau Kümmel, deren Büro direkt neben Wilmas lag, erwartete sie schon.
„ Folgen S ie mir bitte“, lautete die kurze Begrüßung und ohne Jenny die Hand zu reichen marschierte sie den Gang voran zu ihrem Zimmer. Drinnen wandte sie sich Jenny zu und sagte ungehalten. „Ich habe Ihrem Kollegen doch schon alles gesagt, was ich weiß. Unser Filialleiter, Herr Konrad, wird nicht erfreut sein zu hören, dass schon wieder jemand von der Polizei hier ist.“
D iesen Typ Frau kannte Jenny. Mit Sicherheit alleinstehend, verliebt in ihren Chef und eifersüchtig darauf bedacht, jedes Eindringen Außenstehender zu verhindern.
„ Frau Kümmel, da s ist doch ganz einfach. Je schneller Sie meine Fragen beantworten, desto eher bin ich wieder weg.“
„ Aber ich habe doch…“
„ Nichts haben Sie“, schnitt Jenny ihr das Wort ab. „Sie haben mehrere Jahre mit Frau Markgraf zusammengearbeitet, da werden Sie ja wohl mehr über sie wissen, als dass sie immer pünktlich kam.“
„ Nun, aber wir waren schließlich nur Kolleginnen.“
„ Sie haben also nie über etwas Privates mit ihr gesprochen? Nie gehört, wie sie mit jemandem telefoniert hat? Nie gesehen, wie sie von jemanden abgeholt wurde?“
„ Ich interessiere mich nicht für Privatangelegenheiten meiner Kollegen.“
Darauf würde ich wetten, dachte Jenny.
„ Wussten S ie, dass Frau Markgraf in Geldschwierigkeiten steckte?“
Frau Kümmel guckte tatsächlich erstaunt. „Nein, davon wusste ich ganz sicher nichts.“
„ Ist Ihnen aufgefallen, dass sich Frau Markgraf abends immer, wie soll ich mich ausdrücken, zurecht machte, bevor sie das Büro verließ?“
„ Ja, das stimmt. Sie kam abends häufig aus dem Waschraum und war ganz, also, aufgedonnert, wenn Sie wissen was ich meine. Und das in der Arbeitszeit!“
„ I ch verstehe. Aber wo sie hinging oder ob sie abgeholt wurde, wissen Sie nicht?“
„ Nein, sie fuhr normalerweise mit dem Aufzug und ich gehe immer die Treppe hinunter. Außerdem ging sie immer überpünktlich, obwohl sie so viel Zeit im Waschraum verbrachte. Ich gehe selten um achtzehn Uhr nach Hause. Meist bleibe ich länger, um noch wichtige Arbeiten zu erledigen.“
Ja und Herrn Konrad zu beeindrucken.
„ Nun gut, Frau Kümmel. Das war‘s erst mal. Es kann aber durchaus sein, dass wir Sie später nochmal befragen müssen.“
„ Nochmal?“, fragte sie entrüstet. „Warum denn? Ich habe Ihnen doch alles gesagt.“
„ Wir werden sehen. Interessiert es Sie gar nicht, warum und wie Frau Markgraf zu Tode kam?“
„ Äh, doch, natürlich, sie war ja schließlich, also sie war ja eine Kollegin. Allerdings hatten wir nicht das beste Verhältnis. Irgendjemand wird es Ihnen sowieso erzählen, deshalb sag ich es lieber gleich.“ Jenny blickte sie überrascht an.
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