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Mord ist kein Metier für Mädchen

Mord ist kein Metier für Mädchen

Titel: Mord ist kein Metier für Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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hat. Seither haben sie prächtige Figuren, schlanke lange Beine
und sind rundherum so kultiviert verführerisch, daß allein schon das Hinschauen
den Atem raubt.
    Ihr Haar war strohblond, nicht
gelegt und doch fesch; die blauen Augen verrieten Temperament, und die Lippen
waren wie ein rotes Garantiesiegel ihres eigentlichen Charakters auf diesem
scheinbar unschuldigen Gesicht. Sie trug einen schwarzweiß gestreiften Blazer,
darunter Pullover und Rock in Schwarz, und sah darin aus wie der Traum eines
Studenten im Ferienlager. Aber wenn sie lächelte und einen direkt ansah, dann
erkannte man schnell, daß sie ihr Studium längst summa cum laude absolviert
hatte — und zwar in Fächern, über die Studenten in ihren Vorlesungen kein Wort
zu hören bekamen.
    Ludwig Renz bedachte Sharon mit
einem sanften, traurigen Lächeln. »Wahrscheinlich warten auch Sie genau wie wir
darauf, etwas von diesem mysteriösen Mr. Donavan zu hören ?« fragte er.
    »Stimmt«, antwortete sie
vorsichtig.
    »Hatten Sie einen guten Flug ?«
    »O ja, gewiß.«
    Das Grabsteinlächeln wirkte wie
stummes Wehklagen. »Ich frage nur deshalb«, fuhr er vertraulich fort, »weil ich
mir Gedanken mache, ob Sie vielleicht während des Fluges Ärger hatten — oder
schon vorher ?«
    »Ärger ?« sagte Sharon, meines Erachtens viel zu fröhlich. »Was denn für Ärger?«
    »Oh, jemand könnte versucht
haben, Sie aufzuhalten .« Er sah über den Tisch zu Paul
Ballard hinüber. »Wir hatten Ärger, nicht wahr, Paul ?«
    »Ein bißchen.« Ballard zuckte
die breiten Schultern. »Nichts Ernstes.«
    »Oh, aber es hätte leicht ernst
werden können .« Renz schüttelte bedächtig den Kopf.
»Ich wäre außer mir, wenn ich nicht wenigstens die Gelegenheit hätte, für die Yüeh -Meisterwerke zu bieten. Deshalb war ich neugierig —
ich weiß, daß es Slater genauso geht wie mir, und da wollte ich gern wissen, ob
Ihnen vielleicht ähnliches widerfahren ist .«
    Sharon zögerte einen
Augenblick, dann sah sie mich hilfesuchend an. »Danny?«
    »Sicher.« Ich sah Renz ins
Auge. »Wir hatten auch ein bißchen Ärger, ähnlich wie Sie. Aber ebenfalls
nichts Ernstes.«
    »Wissen Sie, wer für den Ärger
verantwortlich zeichnet, Mr. Boyd ?« fragte er.
    »Soll das heißen, daß Sie es
nicht waren ?« Ich tat überrascht.
    Neben mir kicherte die
gutgewachsene Blondine, als hätte ich gerade etwas sehr Witziges von mir
gegeben. Renz blickte gekränkt drein, Ballard gelangweilt.
    »Bitte, Mr. Boyd«, erklärte das
Skelett betrübt. »Edwin Slater und ich sind seit langer, langer Zeit Sammler
und Rivalen — zwei alte Füchse, wenn Sie so wollen —, die mit Gerissenheit und
Schläue kämpfen. Aber ich könnte mich nie dazu herablassen, brutale Gewalt
anzuwenden. Es würde mir mindestens die Hälfte der Freude rauben, die ich am
Besitz eines Kunstgegenstandes habe. Nein« — er hielt einen Moment inne und
starrte ausdruckslos in unbekannte Femen — »ich überlegte nur, ob der ganze
Ärger möglicherweise von ein und denselben Leuten inszeniert worden ist .«
    »Denselben Leuten ?« stieß ich nach.
    »Den ursprünglichen Besitzern
der Weinkrüge«, sagte er. »Ich erhielt einen Brief ohne Unterschrift, der mich
davor warnte, an der Auktion teilzunehmen. Hat Edwin Slater etwa auch einen
bekommen ?«
    »Ja«, gab ich zu.
    »Dann müssen wir annehmen, daß
Peking entschlossen ist, den gestohlenen Schatz zurückzuerobern«, sagte er.
»Und wenn es so steht, Mr. Boyd, dann fürchte ich, daß niemand von uns sich den
Luxus eines kleinen Privatkrieges leisten kann.«
    »Wie meinen Sie das — genau ?« brummte ich.
    »Ich schlage vor, daß wir uns
zusammentun, daß wir unsere Kräfte vereinigen«, sagte er leise. »Wenigstens bis
zu dem Zeitpunkt der Versteigerung. Wir wollen die Opposition dabei ganz
allgemein unter dem Stichwort Peking zusammenfassen, ja ?« Er stemmte die Ellbogen auf den Tisch, baute aus seinen Händen ein Dach und
brachte es tatsächlich fertig, wie ein gütiger Pfarrer zu wirken, der gerade
seine Sonntagspredigt halten will.
    »Peking ist offensichtlich
ausgezeichnet organisiert und hat bereits versucht, uns von der Teilnahme an
der Auktion abzuhalten, bei Ihnen in New York und bei uns in Wien. Ich vermute,
daß man es hier in London erneut versuchen wird. Und da man einmal einen Mißerfolg hatte, wird man beim zweitenmal wohl zu stärkeren Mitteln greifen. Aus diesem Grund sollten wir gemeinsam vorgehen,
dann haben wir zweifellos bessere Erfolgsaussichten.

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