Mord nach Drehbuch
abwehrend die Hände. »Sag bloß nicht, dass die Mädels vom Women’s Institute zum Abendessen alle Königinnenpastetchen essen wollen.« Sein Blick war gleichzeitig belustigt und enttäuscht.
»Das nicht …«, sagte sie langsam und lächelte ihn an. »Ich werde mein Möglichstes tun, um Zeit für dich zu finden. Aber versprechen kann ich nichts. Außerdem ist da noch was.« Sie lehnte sich über den Tisch zu ihm hinüber und genoss den Duft seines Rasierwassers. »Wenn du ein braver Junge bist, erzähle ich dir was ganz Aufregendes.«
Auch er beugte sich nun zu ihr. »O ja?«
»Im späten achtzehnten und frühen neunzehnten Jahrhundert haben die Damen gar keine Hutnadeln benutzt.«
Doherty schaute sie verständnislos an. Dann fiel der Groschen. »Also ist unsere Hauptdarstellerin gar nicht unbedingt mit der Nadel aus ihrem eigenen Hut erstochen worden.«
»Vielleicht hat der Täter das Ding mitgebracht.«
»Möglich. Oh, und Richard Richards hat gesehen, wie die Chef-Maskenbildnerin in den Wohnwagen gegangen ist, kurz bevor man Martyna gefunden hat. Ich glaube, er hat auch noch andere Leute reingehen sehen, aber er ziert sich im Augenblick ein bisschen. Er fühlt sich ganz besonders großartig, wenn er einem gnädigerweise die Informationen Bröckchenfür Bröckchen vorwirft, anstatt einfach alles gleich zu berichten.«
Doherty zog die Stirne kraus. »Ach ja? Na, ein bisschen was haben wir von ihm schon bekommen. Er hat uns noch ein paar andere Namen genannt. Alles Leute aus der Crew. Warum hat er dir nicht das Gleiche erzählt?«
Honey dachte darüber nach. »Vielleicht wollte er den Verdacht auf eine bestimmte Person lenken. Andererseits lässt er sich gern zum Mittagessen einladen. Und ich habe seine Kochkünste gelobt. Das hat ihm besonders gut gefallen.«
»Wirklich eine traurige Gestalt.«
»Wer? Er oder ich?«
»Er natürlich.«
Honey hob mit dem Löffel die Schokoladensplitter vom Milchschaum ihres Kaffees und streifte sie auf dem Unterteller ab. Es waren zwar nur ein paar Krümel, aber sie hatten einen Haufen Kalorien.
Doherty tupfte die von ihr verschmähten Schokoladenstückchen mit dem Finger auf und lutschte sie genüsslich. »Normalerweise hätten wir erst mal ihren Verlobten befragt – aber der schwebte zur Tatzeit irgendwo mitten über dem Atlantik in den Wolken, habe ich mir sagen lassen.«
»Schade, das hätte die Sache sehr erleichtert.«
»Da hast du verdammt recht. Was für Motive haben wir also?«
Honey überlegte. »Ich wäre für Neid unter Kolleginnen.«
Doherty dachte darüber nach. Er schaute immer ganz finster, wenn er sich ernsthaft an die Arbeit machte. »Hau fenweise Verdächtige. Die eine Hälfte der Leute hat ehrlich zugegeben, dass sie Martyna nicht leiden konnte, die andere Hälfte hat sich redlich bemüht, das zu verbergen.«
»Hast du irgendjemand besonders auf dem Kieker?«
Er grummelte etwas, das weder eine Zustimmung noch eine Ablehnung war. »Etwa sechs Leute.« Er zählte sie an den Fingern ab. »Zwei von der Maske, die Zweitbesetzung, die Leiterin der Kostümabteilung, den Tontechniker und denRegisseur. Ich hätte auch den Drehbuchautor noch dazugezählt, aber der ist nie am Set – jedenfalls nicht oft. Die Frau, die das Drehbuch gefunden hat, würde ich ausschließen – mit der Begründung, dass sie die Verstorbene erst am Tag des Mordes kennengelernt hatte.«
Damit meinte er natürlich Honey. »Obwohl wir uns gleich in die Haare geraten sind«, meinte sie. Sie langte über den Tisch hinweg und tupfte Doherty mit einer Papierserviette den Milchschaum von der Oberlippe.
»Martyna Manderley war ein echtes Miststück. Ich glaube, ich hätte sie auch umgebracht, wenn ich länger mit ihr hätte zusammenarbeiten müssen. Du weißt doch, sie hat mich beschuldigt, ich hätte mit dem Mobiltelefon ein Bild von ihr gemacht, um es an die Klatschzeitungen zu verscherbeln. Kannst du dir das vorstellen?«
»Hättest du denn heimlich so was geplant, so was Gewinnbringendes?«
Sie grinste und zog verschwörerisch die Augenbrauen in die Höhe. »Was zahlen die denn so üblicherweise?«
Er grinste zurück. »Typisch hysterischer Superstar. Irgendwie verrückt, dass sie bei all dem Geld, das sie scheffeln, anderen Leuten nicht gönnen, dass sie auch ein bisschen was verdienen.«
»Manche wollen einfach immer mehr, und Martyna wollte ihren Schnitt von zehn Prozent.«
Dohertys Miene war wieder sehr ernst geworden. »Ich glaube, wir sehen uns jetzt diesen
Weitere Kostenlose Bücher