Mord nach Liste
der Vernehmung fertig, ich fahre also zurück in mein Büro. Wenn Sie oder die anderen mit mir sprechen wollen, melden Sie sich einfach oder kommen Sie vorbei.«
»Ich weiß, dass Sie nicht dumm sind, wir haben das schon mehrmals durchgesprochen, aber ich tue jetzt mal so, als hätten Sie es immer noch nicht verstanden. Man hat mich Ihnen zugewiesen, und das bedeutet, dass ich Ihnen überallhin folge.«
Sie verschränkte die Arme und runzelte die Stirn. Der Tag war lang und anstrengend gewesen. »Und wie ich Ihnen erklärt habe, stelle ich einen Leibwächter ein, wenn ich einen haben will.«
Alecs Lächeln lenkte sie ab, und als er einen Schritt auf sie zumachte, musste sie den Kopf in den Nacken legen, um ihm in die Augen zu sehen. Regan bekam tatsächlich eine Gänsehaut.
»Wollen wir uns streiten?«, fragte er.
»Offensichtlich ja.«
»Sie haben keine Chance.«
»Warum nicht? Weil Sie eine Pistole haben?«
Er nickte nur.
»Weil Sie größer sind als ich?«
Wieder nickte er.
»Und stärker?«
Er lächelte.
Regan verdrehte die Augen. »Schlauer habe ich nicht gesagt, verstanden?«
Alec musste lachen.
»Detective –«
Er ließ sie nicht ausreden. »Im Moment kann keiner von uns beiden gehen.«
»Warum nicht?«, fragte Regan.
»Weil Ihr Bruder und Ihr Anwalt unten mit Wincott und Bradshaw bei Lewis sind. Ich soll Sie abholen. Die Herren möchten mit Ihnen sprechen.«
»Welcher Bruder?«, wollte Regan wissen. Sie versuchte, ihre Verärgerung zu verbergen.
»Keine Ahnung. Ist das wichtig?«
»Ja. Hoffentlich ist es nicht Aiden.« Sie hoffte, dass Spencer zurück war und unten wartete. Mit ihm kam sie besser zurecht.
Kopfschüttelnd wollte sie an Alec vorbei. »Dann gehen wir also besser nach unten.«
Alec versperrte ihr den Weg und lehnte sich gegen die Wand. »Was ist los mit Ihnen?«
Es kam Regan vor, als sei Alec ein alter Freund, der sie so gut kannte, dass er sofort spürte, wenn etwas nicht stimmte.
Regan trat von einem Fuß auf den anderen. »Wenn ich diese dämliche Liste nicht geschrieben hätte …«
»Sie haben doch niemanden getötet, oder?«
»Nein, aber …«
»Sie haben nur an einer Übung teilgenommen.«
»Immerhin habe ich eine Todesliste erstellt.«
»So wie jede Menge anderer Leute auch. Sie hatten nur nicht mehr die Möglichkeit, die Liste ins Feuer zu werfen.« Alec trat zur Seite und ließ Regan vorbei. »Ich freue mich schon auf diesen Dr. Shields. Er kommt mir vor wie ein Schlangenbeschwörer.«
»Eher ist er die Schlange selbst. Mir wäre am liebsten, ich hätte nie von ihm gehört.«
»Was ist denn nun mit Aiden?«
Die Frage tat Regan weh. »Nichts ist mit ihm. Er ist ein toller Bruder.«
Alec nahm ihr das nicht ab. »Ach, ja?«
»Er ist nur ein bisschen steif, sonst nichts.«
Alec musste nicht fragen, wer von den beiden Gästen in Lewis’ Büro Regans Bruder war, so auffällig war die Ähnlichkeit. Auch wenn Regan höchstens einen Meter fünfundsechzig groß und ihr Bruder über eins achtzig war, hatten sie dieselben aristokratischen Gesichtszüge und denselben Teint. Aiden trug einen dunklen Anzug, der wie angegossen saß. Alec nahm an, dass er von einem schicken Designer stammte. Sein Bruder Theo hatte so einen ähnlichen. Von Calvin Klein, glaubte Alec, vielleicht aber auch von Armani.
Der gut genährte Mann auf dem Stuhl vor Lewis’ Tisch trug ebenfalls einen teuren Anzug. Aber er war kleiner, kugelrund, und sein Gesicht so zerknittert wie ein ungebügeltes Leinenhemd. Das musste der Anwalt sein.
Wincott und Bradshaw standen am Fenster und sahen zu. Sie wirkten zu Tode gelangweilt.
Regans Bruder schaute auf und sah seine Schwester auf sich zukommen. Für den Bruchteil einer Sekunde erkannte Alec Erleichterung in seinem Blick. Wie viele Fehler der Mann auch haben mochte, seine Schwester liebte er auf jeden Fall.
25
Sam Baldwin, der Anwalt der Madisons, klappte seinen Block zu, als Regan hereinkam.
»Sie sind keine Verdächtige«, eröffnete er ihr sofort.
»Nein, nein, natürlich nicht«, bestätigte Lewis. Er stand auf, beugte sich mit ausgestreckter Hand vor, nannte seinen Namen, gab Regan die Hand und wollte sie nicht wieder loslassen. »Das muss wirklich eine schreckliche Tortur für Sie sein.«
Ehe Regan antworten konnte, sagte Sam: »Ich melde mich in einer Stunde bei Ihnen, Aiden.« Er nickte Regan zu, die versuchte, ihre Hand aus der von Lewis zu ziehen, und verließ das Büro.
»Regan?«, fragte Aiden.
»Alles in Ordnung«,
Weitere Kostenlose Bücher