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Mord Nach Maß

Mord Nach Maß

Titel: Mord Nach Maß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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für mich.«
    »Wirst du sie mir vorstellen?«
    »Nein«, sagte ich.
    »So ist das also…«
    »Nein, so ist es nicht. Ich will dir nicht wehtun, aber…«
    »Du tust mir nicht weh. Du willst sie mir nicht zeigen, weil ich dir dann abraten würde. Ist es so?«
    »Ich würde nicht auf dich hören.«
    »Vielleicht nicht, aber es würde dich doch ein bisschen erschüttern. Es würde dich unsicher machen, weil es dir nicht gleichgültig ist, was ich sage oder denke. Es gibt Dinge bei dir, die errate ich, auch ohne dass du mir etwas sagst, und vielleicht hab ich richtig geraten, und du bist dir darüber klar. Ich bin der einzige Mensch auf der Welt, der dein Selbstvertrauen erschüttern kann. Ist dieses Mädchen ein Luder, von dem du bloß nicht loskommen kannst?«
    »Ein Luder?« Ich lachte laut auf. »Wenn du sie nur sehen könntest! Mach dich nicht lächerlich.«
    »Was willst du von mir? Du willst doch irgendetwas. Das war immer so bei dir.«
    »Ich will Geld«, sagte ich.
    »Von mir nicht. Wozu willst du Geld? Damit du’s für dieses Mädchen ausgeben kannst?«
    »Nein. Ich möchte mir einen erstklassigen Anzug kaufen, für meine Hochzeit.«
    »Du willst sie heiraten?«
    »Wenn sie mich nimmt.«
    Das brachte sie aus der Fassung.
    »Wenn du einem nur mehr erzählen wolltest!«, schimpfte sie. »Es hat dich bös erwischt, das sieht man; jetzt ist das eingetreten, was ich immer befürchtet habe: Du hast dir die falsche Art Mädchen ausgesucht.«
    »Falsch! Himmelherrgott!« Ich schrie sie an, so wütend war ich. Dann rannte ich aus dem Haus und schlug die Tür hinter mir zu.

7
     
    A ls ich nach Hause kam, erwartete mich ein Telegramm – in Antibes aufgegeben.
     
    Morgen um halb fünf am gewohnten Ort.
     
    Ellie war verändert, das sah ich sofort. Wir trafen uns wie immer im Regent’s Park, und anfangs benahmen wir uns fremd und verlegen. Ich trug schwer an etwas, das ich ihr sagen wollte, und hatte mich in Nervosität hineingesteigert, weil ich über die beste Methode mit mir uneins war. Vermutlich geht es jedem Mann ähnlich, wenn er an den Punkt gelangt, an dem er seinen Heiratsantrag macht.
    Und auch Ellie schlug sich mit irgendetwas herum. Vielleicht suchte sie nach der nettesten und schonendsten Art, nein zu sagen, mich abzuweisen. Doch irgendwie hielt ich das für unwahrscheinlich. Mein ganzes Weltbild beruhte auf der Annahme, dass Ellie mich liebte. Aber sie strahlte eine neue Unabhängigkeit aus, ein neues Selbstvertrauen, das sich kaum allein auf die Tatsache zurückführen ließ, dass sie ein Jahr älter geworden war. Kein weiterer Geburtstag kann für ein Mädchen derart viel bedeuten. Sie war mit ihrer Familie in Südfrankreich gewesen und erzählte mir einiges davon. Und zuletzt sagte sie ziemlich unsicher: »Ich… ich hab mir dort das Haus angesehen, das Haus, von dem du mir erzählt hast. Das dein Freund, der Architekt, gebaut hat.«
    »Was – Santonix?«
    »Ja. Wir waren einmal zum Lunch dort.«
    »Wie kam denn das? Kennt deine Stiefmutter den Hausherrn?«
    »Dimitri Constantine? Na ja, nicht direkt, aber sie haben sich kennengelernt und… Also, im Grunde hat es Greta so eingerichtet, dass wir hinkonnten.«
    »Immer und ewig Greta«, sagte ich und ließ den gewohnten Überdruss durchklingen.
    »Ich sage dir doch«, beharrte Ellie, »Greta versteht sich darauf, alles aufs Beste einzurichten.«
    »Also gut. Und da hat sie’s so eingerichtet, dass du und deine Stiefmutter…«
    »Und Onkel Frank«, ergänzte Ellie.
    »Ein ansehnliches Familienkränzchen. Und natürlich auch Greta, wie?«
    »Na ja, Greta nicht; sie kam nicht mit, weil…« Ellie zögerte. »Cora, meine Stiefmutter, behandelt Greta nicht ganz so.«
    »Sie gehört nicht zur Familie, ist nur ein Anhängsel, stimmt’s?«, stichelte ich. »Genau genommen nur ein ›A u pair‹-Gast. Greta muss über diese Art der Behandlung manchmal ganz schön verärgert sein.«
    »Oh, hör schon auf«, sagte Ellie, »ich will dir doch etwas erzählen. Jetzt weiß ich, was du gemeint hast, als du damals von deinem Freund Santonix sprachst. Das Haus ist wundervoll. Etwas… etwas ganz Ausgefallenes. Ich weiß jetzt, wenn er für uns bauen würde, bekämen wir ein herrliches Haus.«
    Ganz unbewusst hatte sie das Wort gebraucht: »Für uns«, hatte sie gesagt. Sie war an die Riviera gefahren und hatte Greta alles so arrangieren lassen, damit sie das Haus besichtigen konnte, das ich ihr beschrieben hatte; sie wollte sich das Haus, das wir uns in unseren

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