Mord Nach Maß
du nicht bedacht, und es fällt mir schrecklich schwer, es dir zu sagen: Wir können nicht auf Gipsy’s Acre leben, Ellie. Wir können unser Haus überall hinbauen, bloß nicht dort. Denn es ist verkauft.«
»Ich weiß, dass es verkauft ist«, sagte Ellie; sie lachte jetzt. »Verstehst du denn nicht, Mike? Ich war das, die Gipsy’s Acre gekauft hat.«
8
D a saß ich nun, im Gras am Bachufer, zwischen Wasserlilien, kleinen Fußpfaden und Steinplatten. Rund um uns saßen noch eine Reihe von Leuten, aber weder störten wir uns an ihnen, noch bemerkten wir sie überhaupt, denn wir waren ganz wie sie: junge Pärchen, die über ihre Zukunft sprachen. Ich saß da und starrte Ellie nur an. Reden konnte ich nicht.
»Mike«, sagte sie, »ich muss dir etwas erzählen. Etwas, das mich betrifft.«
»Das brauchst du nicht«, wehrte ich ab. »Du musst mir gar nichts von dir erzählen.«
»Doch, das muss ich. Ich hätte es dir schon lange sagen sollen, aber ich wollte nicht, denn… denn es hätte dich abschrecken können. Doch es erklärt in gewisser Hinsicht auch das mit Gipsy’s Acre.«
»Du hast es gekauft?«, fragte ich. »Aber wie denn bloß?«
»Durch Anwälte. Wie man das eben so macht. Es war eine geschickte Investition, musst du wissen, der Grundstückspreis dort ist im Steigen begriffen. Meine Anwälte waren durchaus zufrieden damit.«
Ellie, die sanfte und schüchterne Ellie, plötzlich mit solchem Sachverstand und Selbstvertrauen von Geschäften reden zu hören, war seltsam.
»Du hast es für uns gekauft?«
»Ja doch. Ich hab mir eigens dafür einen Anwalt gesucht, nicht den, den unsere Familie immer hat. Ihm erzählte ich von meinem Vorhaben, brachte ihn dazu, dass er sich das Grundstück ansah, und so kam alles ins Rollen. Es gab noch zwei andere Interessenten, aber sie waren nicht so versessen darauf wie ich und wollten nicht so hoch gehen im Preis. Der springende Punkt war nur, dass die ganze Sache so eingerichtet und vorbereitet werden musste, damit ich sofort nach meiner Volljährigkeit unterschreiben konnte. Jetzt ist alles perfekt und erledigt.«
»Aber du musst doch vorher irgendeine Anzahlung geleistet haben. Hattest du denn genug Geld dafür?«
»Nein«, sagte Ellie, »so viel Geld hatte ich im Voraus nicht zur Verfügung, aber natürlich gibt es immer Leute, die einem die nötigen Mittel vorstrecken. Und wenn man sich ein neues Rechtsanwaltsbüro sucht, dann sind sie ja daran interessiert, einen als Klienten zu behalten, wenn man später zu dem erwarteten Geld kommt; deshalb sind sie bereit, das Risiko einzugehen, dass du knapp vor deinem einundzwanzigsten Geburtstag tot umfällst.«
»Du redest auf einmal wie ein gewiefter Kaufmann. Das verschlägt mir den Atem.«
»Lassen wir das Kaufmännische mal beiseite«, fuhr Ellie fort. »Ich muss zurückkommen auf das, was ich dir zu sagen habe. Bis zu einem gewissen Grade hab ich’s dir schon zu verstehen gegeben, aber ich glaube nicht, dass du dir darüber klar bist.«
»Ich will’s nicht wissen«, wehrte ich ab. Ich hob die Stimme, fast schrie ich sie an. »Erzähl mir nichts, gar nichts! Ich will nicht wissen, was du getrieben hast, wen du geliebt hast und was dir alles zugestoßen ist.«
»Aber nein, nichts in dieser Richtung. Ich hab mir nicht klar gemacht, dass du eine Art Geständnis befürchtest. Nein, nichts dergleichen, keine Beichten. Es gibt für mich keinen außer dir. Es ist nur, dass… na ja, dass ich reich bin.«
»Weiß ich doch. Das hast du mir schon gesagt.«
»Ja.« Ellie lächelte schwach. »Und du hast mich ein ›armes, kleines reiches Mädchen‹ genannt. Aber es ist mehr als nur das. Mein Großvater, weißt du, war enorm reich geworden. Mit Öl. Hauptsächlich mit Öl, aber auch mit anderen Dingen. Die Frauen, denen er Abfindungen gezahlt hat, sind alle gestorben, und es waren nur mein Vater und ich übrig, weil seine anderen beiden Söhne umkamen. Der eine im Krieg, der andere bei einem Verkehrsunfall. Und so floss das ganze riesige Vermögen in einen großen Trust, und als mein Vater dann plötzlich starb, ging alles auf mich über. Mein Vater hatte schon vorher Vorkehrungen für meine Stiefmutter getroffen, deshalb erbte sie nichts mehr dazu. Es gehörte alles mir. Ich bin… ich bin tatsächlich eine der reichsten Frauen Amerikas, Mike.«
»Herr im Himmel«, sagte ich. »Das hab ich nicht geahnt. Ja, du hast Recht, ich wusste nicht, dass es so aussieht.«
»Ich wollte auch nicht, dass du’s weißt. Ich
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